IX. In Flammen Open Air
IX. In Flammen Open Air
Torgau, Entenfang
02.07.2014
02.07.2014
Vorwort
Speichermedien sind so eine Sache: Schallplatten sind sperrig und unflexibel. Kassetten produzieren in der Regel mehr Salat als Fleisch. CDs zerkratzen und brechen manchmal häufiger als besoffene Weiber. USB-Sticks verschwinden gerne in Ritzen aller Art. Und die Cloud, naja, die ist eh komplett unterwandert. Worauf also nun wichtige Dokumente abspeichern, wie es der Bericht zum In Flammen Open Air unzweifelhaft ist? Im vermeintlichen Anflug von Genialität haben wir uns letztes Jahr für die guten alten Steinplatten entschieden. Schließlich überdauern die selbst Tausende von Jahren und bereits der gute Moses hat ja darauf geschworen. Blöderweise schreibt man allerdings nicht gänzlich allein an solch einem Beitrag, so dass das Medium vor der Veröffentlichung des öfteren zwischen den Autoren hin und her pendeln muss. Und hier liegt leider die größte Schwachstelle unserer genialen Idee: Die Post! Hat's verschlampt! Wie immer...
Die ganze Arbeit also umsonst, so nahmen wir an. Doch dann, nach fast einem Jahr der Trauer: Ein Hoffnungsschimmer! Das verloren geglaubte Paket tauchte wieder auf. Zerbrochen und zerbröselt, aber teilweise noch lesbar. Angeblich ist es runter gefallen und für Bauschutt gehalten worden, na klar doch. Diese positive Nachricht ließ uns sämtliche Kostenfragen vergessen und unter Zuhilfenahme eines umfangreichen Teams von externen Paläontologen und Restauratoren den Großteil des Berichts doch noch rekonstruieren. Auf dass die damalige Schreibarbeit nicht umsonst war und ihr vielleicht längst verloren geglaubte Erinnerungen wieder auffrischen könnt. Der Vorteil: Solltet ihr beim Lesen spontan Bock auf Festival bekommen, braucht ihr nicht mehr allzu lange warten, bis zum 10. Jubiläum geblasen wird. In diesem Sinne: Viel Spaß beim Wiederentdecken!
Die ganze Arbeit also umsonst, so nahmen wir an. Doch dann, nach fast einem Jahr der Trauer: Ein Hoffnungsschimmer! Das verloren geglaubte Paket tauchte wieder auf. Zerbrochen und zerbröselt, aber teilweise noch lesbar. Angeblich ist es runter gefallen und für Bauschutt gehalten worden, na klar doch. Diese positive Nachricht ließ uns sämtliche Kostenfragen vergessen und unter Zuhilfenahme eines umfangreichen Teams von externen Paläontologen und Restauratoren den Großteil des Berichts doch noch rekonstruieren. Auf dass die damalige Schreibarbeit nicht umsonst war und ihr vielleicht längst verloren geglaubte Erinnerungen wieder auffrischen könnt. Der Vorteil: Solltet ihr beim Lesen spontan Bock auf Festival bekommen, braucht ihr nicht mehr allzu lange warten, bis zum 10. Jubiläum geblasen wird. In diesem Sinne: Viel Spaß beim Wiederentdecken!
Einleitung
Falls sich theoretisch ein armer Irrer beim letzten In Flammen Open Air komplett abgeschossen hätte, ihn theoretisch seine Freunde im Stich und vor Ort liegen gelassen hätten und er ein ganzes Jahr auf wundersame Weise komatös und von freundlichen Schafen genährt dort überlebt hätte. Würde dieser arme Kerl nun von lauter Musik aus seinem Tiefschlaf geweckt worden, so hätte er - theoretisch natürlich - womöglich gar nicht gemerkt, dass er sich mittlerweile auf der neunten Ausgabe des Torgauer Festivals befinden würde. Nahezu auf den Millimeter genau präsentiert sich das Gelände genauso einladend wie auch in den Jahren zuvor. Die breite Bühne zwischen den Bäumen, links daneben Merch-Stände und die berühmte "Froschkotze"-Bar, auf der rechten Seite Bierstand und Grill, dahinter die Gaststätte "Zum Entenfang" mit den zahlenmäßig begrenzten, aber Putzfrau-überwachten Wasserklosetts.
Es ist, als wäre nie was geschehen, seit vor einem Jahr das Areal wieder einmal in Flammen gesetzt wurde. Wiederholungstäter fühlen sich sofort heimisch. Eine wirklich große Neuerung gibt es dann aber doch: Der zusätzliche Klub-Stage feiert seine Premiere, und bietet - nicht ganz unumstritten - weiteren Bands die Möglichkeit zum Auftritt. Das besondere und umstrittene daran: Der Klub befindet sich am anderen Ende der Stadt. Stündliche Shuttles sorgen für die Verbindung, dafür kann im düsteren Klub bereits tagsüber im Dunkeln geschunkelt werden. Ebenso findet hier am Donnerstag bereits mit GURT, TORTURIZED, KALI YUGA und DOPETHRONE die übliche Party zum Aufwärmen statt, zu der wir leider nicht anwesend waren. Wie sich dann das Ganze Hin und Her im laufenden Betrieb anfühlt, haben wir aber am Samstag ausprobiert.
Es ist, als wäre nie was geschehen, seit vor einem Jahr das Areal wieder einmal in Flammen gesetzt wurde. Wiederholungstäter fühlen sich sofort heimisch. Eine wirklich große Neuerung gibt es dann aber doch: Der zusätzliche Klub-Stage feiert seine Premiere, und bietet - nicht ganz unumstritten - weiteren Bands die Möglichkeit zum Auftritt. Das besondere und umstrittene daran: Der Klub befindet sich am anderen Ende der Stadt. Stündliche Shuttles sorgen für die Verbindung, dafür kann im düsteren Klub bereits tagsüber im Dunkeln geschunkelt werden. Ebenso findet hier am Donnerstag bereits mit GURT, TORTURIZED, KALI YUGA und DOPETHRONE die übliche Party zum Aufwärmen statt, zu der wir leider nicht anwesend waren. Wie sich dann das Ganze Hin und Her im laufenden Betrieb anfühlt, haben wir aber am Samstag ausprobiert.
Freitag
Freitag ging's also für uns offiziell aufs Gelände, auch wenn der Kollege Scheidler schon vorher ein paar Schafen beim Grasen beobachtet hat. Zu den thrashigen Klängen von den EVIL INVADERS wird das Zelt aufgebaut, kurz unterbrochen von einem unverhofften Regenschauer, der nicht der einzige bleiben sollte. Aber ist ja auch kein Wunder, wenn auf der Bühne derart die Post abgeht. Da würde ich als Wetter auch ein wenig durcheinander kommen. Unbändige Geschwindigkeit, Flitzefinger an den Gitarren und die obligatorische Sacktreter-Stimme - Thrash-Freunde der alten Schule haben hier bereits zu Beginn ordentlich was zum Mitmachen. Zwar bleiben sie mir optisch verwehrt, ich fühle mich dennoch zu höchster Eile animiert, warum auch immer.
Zu DRILL STAR AUTOPSY geht's dann aber endlich vor die recht gut bevölkerte Bühne. Mit der entsprechenden Annäherung bekommt man die gnadenlosen Dampfhammer der Band umso intensiver ins Gesicht geknallt. Die Eislebener, die mich vor einiger Zeit bereits im kleinen Kreis begeistern konnten, haben seither nichts von ihrer Energie verloren. Vielschichtiger Death Metal, teils melodisch oder auch mal etwas kernig oder industriell angehaucht - die Jungs hatten definitiv nen Cavalera zum Frühstück und lechzen nun nach mehr. Kopfnicken ist da fast schon obligatorisch und ganz nebenbei wird der langsamste Circlepit aller Zeiten abgehalten. Leider ohne offiziellen Guinness-Notar, dafür fest in den Köpfen der Teilnehmenden verankert.
REVEL IN FLESH aus Baden-Württemberg könnte man auch problemlos nach Schweden schicken, groß auffallen würden sie zwischen den dortigen Genregrößen auch nicht. Mit ordentlich Schmackes und den entsprechenden Sägeblättern im Gepäck geht’s musikalisch ein paar Jahre zurück, als DISMEMBER ihre Opfer noch persönlich ins GRAVE ENTOMBEDten. Das ist zwar nicht immer hundertprozentig originell, macht aber dennoch ordentlich Laune.
SLAUGHTER MESSIAH springen kurzfristig ein paar Slots nach vorn, da THYRUZ sich verspäten. Die Belgier setzen auf thrashigen Black Metal mit gelegentlichen Heavy Metal Ausrutschern. Genügend Zunder haben sie jedenfalls in der Lederhose, dementsprechend zügig weht der Wind von der Bühne. Mich persönlich können sie jedoch nicht vom Gegenteil meiner These überzeugen, dass in ihrem Genre schon viel, wenn nicht gar alles gesagt wurde.
Im Zusammenhang mit DESERTED FEAR werden ja gern mal die Superlative ausgepackt. Und es ist durchaus beeindruckend, was die Thüringer da für eine Todeswalze auf die begeisterten Zuschauer loslassen. Auch wenn die Offenbarung nun nicht gleich in Sichtweite erscheint, die Schwarzweißliebhaber wissen, wie man Death Metal spielt. Brutal, auf den Punkt, mit ner mehr als ordentlichen Röhre am Mikro und stets nem knackigen Rhythmus am Start.
THYRUZ sind nun auch eingetroffen, haben ihre Kleider angelegt, die Maske erfolgreich durchlaufen und präsentieren sich nun der darbenden Menge. Nicht ganz unvoreingenommen von den Lobeshymnen des Kollegen Baltrusch erwarte ich so einiges von den Norwegern. Was nun aber folgt, ist das fünffach personifizierte Black Metal Klischee. Schwarzer Ledermantel mit roter Armbinde und Stahlhelm, Corpsepaint, Nieten, Gürtelschnallen in ungürteligen Positionen, riesige umgedrehte Kreuze und ein schlussendlich auch noch ein abgetrennter Kopf. Eben noch in der Mottenkiste, jetzt auf unserer Showbühne. Kann man durchaus als Satire ansehen, wird aber mit einer unheimlichen Ernsthaftigkeit vorgetragen, dass man sich glatt fragen kann, ob man dieses chaotische musikalische Wirrwarr aus pseudo-atmosphärischen Geräuschen, angestrengtem Gekeife und unspannend rumpelnden Riffs nun ebenso ernst nehmen soll. Nein Jungs, das hat mich nicht im geringsten überzeugt.
Deutlich dezenter pulen uns anschließend ENTRAILS die ebenjenen aus dem Unterleib. Mit schwedischer Präzision und ohne viel Papperlapapp schwingen die Saiten ihre oldschooligen Rhythmen, welche zielgerichtet die der Bühne entgegen gerichteten Wampen und Köpfe zum Schwingen bringt. Sympathische Truppe.
Fast schon zum Inventar gehören die SKANNERS, seit einigen Jahren sind die Italiener vom In Flammen Open Air gar nicht mehr wegzudenken. Die kleinen, quirligen Kampfzwerge in den Lederjacken sind stets Garanten für gute Laune und auch dieses Mal reißt der von Klischee triefende Heavy Metal jede noch so träge Faust in den Himmel. Es ist schwer zu beschreiben, weshalb es funktioniert. Aber dem ansteckenden Charme der stets über alle vier Backen grinsenden Bandmitglieder, ihren weltfremden aber selbstbewussten Posen und der unglaublichen Energie, gegen die selbst die Gummibärenbande wie eine Horde Schnarchnasen erscheint, kann man sich einfach nicht entziehen. Bleibt nur zu sagen: Möge die "Metal Party" nie enden!
Wie spannender Black Metal auszusehen hat, davon können sich THYRUZ nun bei den Kollegen von KOLDBRANN mal überzeugen. Ganz ohne ziellose Raserei oder optische Blendereien entsteht hier durch stimmungsvolle Riffs, glaubwürdiges Auftreten und spannenden Songstrukturen mit ausreichend Mut zur Langsamkeit eine dunkle, bedrückende und mitreißende Atmosphäre. Klar können KOLDBRANN auch mal schnell, aber gerade die Midtempo-Parts laden besonders zum Schwelgen und Genießen der herrlich verschrobenen norwegischen Sprache ein.
DESTROYER 666 haben ihrem Namen leider alle Ehre gemacht und sind dem Lochfraß unwiederbringlich zum Opfer gefallen.
PENTAGRAM gehören zu meiner persönlichen Riege der "Ich find nicht automatisch alles gut, nur weil es älter als ich selbst und somit ein Klassiker zum Gutfinden ist". Somit bleiben die inneren Fanfaren auch im Vorfeld aus. Was dann letztlich der alte Mann und seine jüngeren Mitstreiter dort auf der Bühne bieten, ist jedoch durchaus beeindruckend. Es fällt schwer, die Rentner-Klischees stecken zu lassen, aber mit welcher Souveränität sich Bobby Liebling (Der deutlich älter wirkt, als er tatsächlich ist) das Mikro und die Bühne zu eigen macht, dass begeistert auch Retro-Rock und Heavy / Doom Metal Verächter. Schließlich ist mit dem Cover "Don't Let Me Be Misunderstood" auch ein Song dabei, der trotz kompletter PENTAGRAM-Diskografie-Abstinenz Erinnerungen an vergangene Zeiten hervorruft.
Die Tribute und Rausschmeißer Band BLOOD FIRE DEATH soll die Feierwütigen schließlich in den verdienten Schlaf befördern. Da es mich bereits vor Beginn ihres Auftritts entschärft hat, sind außer Spekulationen nicht viele Informationen möglich. Außenstehende Meinungen zur BATHORY Huldigung reichen jedoch von "langweilig, die ganze Zeit immer das Gleiche" bis hin zu "Großartig, die hätten die ganze Nacht spielen sollen".
Zu DRILL STAR AUTOPSY geht's dann aber endlich vor die recht gut bevölkerte Bühne. Mit der entsprechenden Annäherung bekommt man die gnadenlosen Dampfhammer der Band umso intensiver ins Gesicht geknallt. Die Eislebener, die mich vor einiger Zeit bereits im kleinen Kreis begeistern konnten, haben seither nichts von ihrer Energie verloren. Vielschichtiger Death Metal, teils melodisch oder auch mal etwas kernig oder industriell angehaucht - die Jungs hatten definitiv nen Cavalera zum Frühstück und lechzen nun nach mehr. Kopfnicken ist da fast schon obligatorisch und ganz nebenbei wird der langsamste Circlepit aller Zeiten abgehalten. Leider ohne offiziellen Guinness-Notar, dafür fest in den Köpfen der Teilnehmenden verankert.
REVEL IN FLESH aus Baden-Württemberg könnte man auch problemlos nach Schweden schicken, groß auffallen würden sie zwischen den dortigen Genregrößen auch nicht. Mit ordentlich Schmackes und den entsprechenden Sägeblättern im Gepäck geht’s musikalisch ein paar Jahre zurück, als DISMEMBER ihre Opfer noch persönlich ins GRAVE ENTOMBEDten. Das ist zwar nicht immer hundertprozentig originell, macht aber dennoch ordentlich Laune.
SLAUGHTER MESSIAH springen kurzfristig ein paar Slots nach vorn, da THYRUZ sich verspäten. Die Belgier setzen auf thrashigen Black Metal mit gelegentlichen Heavy Metal Ausrutschern. Genügend Zunder haben sie jedenfalls in der Lederhose, dementsprechend zügig weht der Wind von der Bühne. Mich persönlich können sie jedoch nicht vom Gegenteil meiner These überzeugen, dass in ihrem Genre schon viel, wenn nicht gar alles gesagt wurde.
Im Zusammenhang mit DESERTED FEAR werden ja gern mal die Superlative ausgepackt. Und es ist durchaus beeindruckend, was die Thüringer da für eine Todeswalze auf die begeisterten Zuschauer loslassen. Auch wenn die Offenbarung nun nicht gleich in Sichtweite erscheint, die Schwarzweißliebhaber wissen, wie man Death Metal spielt. Brutal, auf den Punkt, mit ner mehr als ordentlichen Röhre am Mikro und stets nem knackigen Rhythmus am Start.
THYRUZ sind nun auch eingetroffen, haben ihre Kleider angelegt, die Maske erfolgreich durchlaufen und präsentieren sich nun der darbenden Menge. Nicht ganz unvoreingenommen von den Lobeshymnen des Kollegen Baltrusch erwarte ich so einiges von den Norwegern. Was nun aber folgt, ist das fünffach personifizierte Black Metal Klischee. Schwarzer Ledermantel mit roter Armbinde und Stahlhelm, Corpsepaint, Nieten, Gürtelschnallen in ungürteligen Positionen, riesige umgedrehte Kreuze und ein schlussendlich auch noch ein abgetrennter Kopf. Eben noch in der Mottenkiste, jetzt auf unserer Showbühne. Kann man durchaus als Satire ansehen, wird aber mit einer unheimlichen Ernsthaftigkeit vorgetragen, dass man sich glatt fragen kann, ob man dieses chaotische musikalische Wirrwarr aus pseudo-atmosphärischen Geräuschen, angestrengtem Gekeife und unspannend rumpelnden Riffs nun ebenso ernst nehmen soll. Nein Jungs, das hat mich nicht im geringsten überzeugt.
Deutlich dezenter pulen uns anschließend ENTRAILS die ebenjenen aus dem Unterleib. Mit schwedischer Präzision und ohne viel Papperlapapp schwingen die Saiten ihre oldschooligen Rhythmen, welche zielgerichtet die der Bühne entgegen gerichteten Wampen und Köpfe zum Schwingen bringt. Sympathische Truppe.
Fast schon zum Inventar gehören die SKANNERS, seit einigen Jahren sind die Italiener vom In Flammen Open Air gar nicht mehr wegzudenken. Die kleinen, quirligen Kampfzwerge in den Lederjacken sind stets Garanten für gute Laune und auch dieses Mal reißt der von Klischee triefende Heavy Metal jede noch so träge Faust in den Himmel. Es ist schwer zu beschreiben, weshalb es funktioniert. Aber dem ansteckenden Charme der stets über alle vier Backen grinsenden Bandmitglieder, ihren weltfremden aber selbstbewussten Posen und der unglaublichen Energie, gegen die selbst die Gummibärenbande wie eine Horde Schnarchnasen erscheint, kann man sich einfach nicht entziehen. Bleibt nur zu sagen: Möge die "Metal Party" nie enden!
Wie spannender Black Metal auszusehen hat, davon können sich THYRUZ nun bei den Kollegen von KOLDBRANN mal überzeugen. Ganz ohne ziellose Raserei oder optische Blendereien entsteht hier durch stimmungsvolle Riffs, glaubwürdiges Auftreten und spannenden Songstrukturen mit ausreichend Mut zur Langsamkeit eine dunkle, bedrückende und mitreißende Atmosphäre. Klar können KOLDBRANN auch mal schnell, aber gerade die Midtempo-Parts laden besonders zum Schwelgen und Genießen der herrlich verschrobenen norwegischen Sprache ein.
DESTROYER 666 haben ihrem Namen leider alle Ehre gemacht und sind dem Lochfraß unwiederbringlich zum Opfer gefallen.
PENTAGRAM gehören zu meiner persönlichen Riege der "Ich find nicht automatisch alles gut, nur weil es älter als ich selbst und somit ein Klassiker zum Gutfinden ist". Somit bleiben die inneren Fanfaren auch im Vorfeld aus. Was dann letztlich der alte Mann und seine jüngeren Mitstreiter dort auf der Bühne bieten, ist jedoch durchaus beeindruckend. Es fällt schwer, die Rentner-Klischees stecken zu lassen, aber mit welcher Souveränität sich Bobby Liebling (Der deutlich älter wirkt, als er tatsächlich ist) das Mikro und die Bühne zu eigen macht, dass begeistert auch Retro-Rock und Heavy / Doom Metal Verächter. Schließlich ist mit dem Cover "Don't Let Me Be Misunderstood" auch ein Song dabei, der trotz kompletter PENTAGRAM-Diskografie-Abstinenz Erinnerungen an vergangene Zeiten hervorruft.
Die Tribute und Rausschmeißer Band BLOOD FIRE DEATH soll die Feierwütigen schließlich in den verdienten Schlaf befördern. Da es mich bereits vor Beginn ihres Auftritts entschärft hat, sind außer Spekulationen nicht viele Informationen möglich. Außenstehende Meinungen zur BATHORY Huldigung reichen jedoch von "langweilig, die ganze Zeit immer das Gleiche" bis hin zu "Großartig, die hätten die ganze Nacht spielen sollen".
Sonnabend
Sanft in den Sonnabend starten? Nicht mit DISREPUTE! Die Vogtländer sind reinrassige Todesmetaller und dementsprechend keine großen Freunde sanfter Töne und intellektueller Texte. Es wird geprügelt, gebrüllt und gemosht. Das Interesse des Publikums ist nach einem zumeist ereignislosen Vormittag entsprechend geweckt, aber gedanklich sind einige wohl schon bei den Obsttorten.
Direkt danach wird nämlich das "Ding, was die Metalwelt noch nicht gesehen hat" des letzten Jahres erneut zelebriert. Diesmal keine wirkliche Überraschung, dafür aber ein möglicher Beginn einer sehr langen Tradition. Gemütliches Beisammensitzen bei kostenlosem Kaffee und selbstgebackenem Kuchen - hätte man sich vor 2013 ohne Rentner auch nicht vorstellen können. Nun sitzt man ganz selbstverständlich an der langen Tafel zusammen und schiebt sich während der Diskussion über die Inhaltsstoffe der "Froschkotze" ganz ungeniert ein Stück Rührkuchen hinter den Gaumen. Das gibt es so wohl auch nur in der In Flammen Familie.
Gut gestärkt ist es nun an der Zeit, auch mal dem Klub einen Besuch zu abzustatten. Glücklicherweise sind die Zeiten des Shuttle-Transfers so gelegt, dass man stets pünktlich zu Beginn eines Gigs dort aufschlägt. Somit stehe ich auch bei ALTUM ATRAMENTUM rechtzeitig vor der kleinen Festungsbühne im dunklen Gemäuer. Das schleichende Gefühl, einer Art Gegenveranstaltung mit dem Pech der Terminüberschneidung beizuwohnen, lässt sich nicht ganz verdrängen. Jedoch sind zumindest bei diesem Auftritt deutlich mehr Beine und Bäuche als Luft über dem Boden vor der Bühne. Aber bei dem begeisternden, weil abwechslungsreichen, kraftvollen und scheuklappenbefreiten Black Metal, den die Jungs und die Dame bieten, ist das auch nicht weiter verwunderlich. Insbesondere die Performance der schuhbefreiten Frau am Mikro, die kurzfristig den eigentlichen Frontmann ersetzt, zeugt von sehr viel musikalischer Hingabe. Da kann man nur hoffen und spekulieren, dass in Zukunft vielleicht beide zusammen mal zu sehen sind.
Nun aber wieder zurück zum Hauptgelände. Nur leider klappt das in diese Richtung nicht ganz so nahtlos mit den Buszeiten wie noch auf dem Hinweg. Eine halbe Stunde Leerlauf steht zwischen dem Jetzt und dem nächsten Shuttlebus. Ein guter Plan im Vorfeld ist somit fast schon Voraussetzung, will man möglichst wenig verpassen. Tatsächlich wurden im Laufe des Wochenendes mehrere Anwesende mit runzeliger Stirn beim abwechselnden Blick auf Running Order und Smartphone-Uhrzeit gesichtet - obwohl Runzeln in deren Alter noch nicht zum natürlichen Gesichtsausdruck gehört.
Nichtsdestotrotz geht es dank zufälliger Rückfahrgelegenheit schnell wieder zurück zum Entenfang, wo ein gutturales "Wie-Wie-Wie" schon von weiten verkündet, dass CYTOTOXIN zum wiederholten Mal ihr Grindcore-Gift in die Flammen schütten. Da die Chemnitzer eh über alles erhaben sind, erspare ich mir weiter Worte an dieser Stelle.
Zurück nach Schweden: DEMONICAL mag es als Band zwar nicht so lange geben wie die offensichtlichen Vorbilder, in Sachen Old School Schweden Death braucht man sich aber nicht vor den altgedienten Kollegen zu verstecken. Groovig, brutal und mitreißend geht’s zur Sache, dass man sich zwischen den Nackenschlägen stets fragt, wo die Truppe wohl stehen würde, wenn es sie zehn Jahre früher schon gegeben hätte?
Für mich ist an der Stelle terminbedingt nun leider schon Schluss mit dem In Flammen. Für weitere Eindrücke lege ich deshalb die Tastatur mal in des Kollegen Scheidlers Hände.
Und die machen wir uns gleich mal beim NUNSLAUGHTER dreckig. Die Amis sind seit Ewigkeiten dabei und für gefühlte 5% der neuweltlichen Untergrundveröffentlichungen verantwortlich, wirken heute allerdings wie ein One-Trick-Pony beim Schlachter: Die Ansagen schmecken spätestens nach dem 10. Nonnenbashing irgendwie schal, musikalisch kommt man über Mittelstufengerumpel auch nie wirklich raus - im Großen und Ganzen ein klassischer Fall von "emotionsbefreit abgehakt".
Die folgenden THE 11TH HOUR hingegen waren für mich einer der musikalischen Gründe nach Torgau zu pilgern, denn Ed Warbys Nebenprojekt bekommt man in unseren Breiten bisher doch eher selten zu Gesicht. Umso schöner ist die Death Doom-Packung dann live und in Farbe: Zwar wirken die Songs bisweilen ein wenig konstruiert (ein mE typisch niederländisches Problem), doch die Durchschlagskraft von zähfließend-brutalen Nummern wie "One Last Smoke", "In The Silent Grave" oder "We All Die Alone" (!!!) ist dank breit aufgestellter Gitarrenfront und sich steigerndem Klargesang formidabel. Großes Kino in Schrittgeschwindigkeit, die Herren!
Mit HAEMORRHAGE steht nun eine weitere Gimmick-Band in den Startlöchern, die man sich am besten vom Tresen aus beguckt. Die Sache mit dem Blut passt schon irgendwie, der OP-Fetisch geht auch in Ordnung und musikalisch lassen die Südeuropäer zugegebenermaßen einfach mal gar nichts anbrennen. Die bestens geölte Groovemaschine läuft tadellos, die Uppercuts sitzen, der Mob hat Spaß inne Backen - kann und sollte man sich antun. Eine dieser Bands, die einen wider Erwarten doch immer irgendwie kriegen...
Den Samstag bekleideten dann noch die Jungs von HAIL OF BULLETS, INQUISITION, BENEDICTION und COVERKILL. Leider sind deren Eindrücke ebenso dem Missgeschick des Postbeamten zum Opfer gefallen. Möge er das nächste Mal in leidenschaftlicher Glut verdampfen!
Aber auch so können wir zusammenfassend wieder nur positives von der selbst ernannten "Gartenparty" berichten. Die Atmosphäre sucht ihresgleichen. Die Bandauswahl war abwechslungsreich wie eh und je und gute Laune gab es kostenlos an jeder Ecke. Mittlerweile wurde die Idee mit der Extra Bühne im Klub wieder verworfen, die Anzahl der Bands jedoch nicht reduziert. Die zweite Bühne gibt's nun einfach direkt am Gelände, bequemer geht kaum. Danke an alle Beteiligten, wir sehen uns in einigen Wochen!
Im Anschluss noch ein paar Impressionen von Oliver Göhlke
Direkt danach wird nämlich das "Ding, was die Metalwelt noch nicht gesehen hat" des letzten Jahres erneut zelebriert. Diesmal keine wirkliche Überraschung, dafür aber ein möglicher Beginn einer sehr langen Tradition. Gemütliches Beisammensitzen bei kostenlosem Kaffee und selbstgebackenem Kuchen - hätte man sich vor 2013 ohne Rentner auch nicht vorstellen können. Nun sitzt man ganz selbstverständlich an der langen Tafel zusammen und schiebt sich während der Diskussion über die Inhaltsstoffe der "Froschkotze" ganz ungeniert ein Stück Rührkuchen hinter den Gaumen. Das gibt es so wohl auch nur in der In Flammen Familie.
Gut gestärkt ist es nun an der Zeit, auch mal dem Klub einen Besuch zu abzustatten. Glücklicherweise sind die Zeiten des Shuttle-Transfers so gelegt, dass man stets pünktlich zu Beginn eines Gigs dort aufschlägt. Somit stehe ich auch bei ALTUM ATRAMENTUM rechtzeitig vor der kleinen Festungsbühne im dunklen Gemäuer. Das schleichende Gefühl, einer Art Gegenveranstaltung mit dem Pech der Terminüberschneidung beizuwohnen, lässt sich nicht ganz verdrängen. Jedoch sind zumindest bei diesem Auftritt deutlich mehr Beine und Bäuche als Luft über dem Boden vor der Bühne. Aber bei dem begeisternden, weil abwechslungsreichen, kraftvollen und scheuklappenbefreiten Black Metal, den die Jungs und die Dame bieten, ist das auch nicht weiter verwunderlich. Insbesondere die Performance der schuhbefreiten Frau am Mikro, die kurzfristig den eigentlichen Frontmann ersetzt, zeugt von sehr viel musikalischer Hingabe. Da kann man nur hoffen und spekulieren, dass in Zukunft vielleicht beide zusammen mal zu sehen sind.
Nun aber wieder zurück zum Hauptgelände. Nur leider klappt das in diese Richtung nicht ganz so nahtlos mit den Buszeiten wie noch auf dem Hinweg. Eine halbe Stunde Leerlauf steht zwischen dem Jetzt und dem nächsten Shuttlebus. Ein guter Plan im Vorfeld ist somit fast schon Voraussetzung, will man möglichst wenig verpassen. Tatsächlich wurden im Laufe des Wochenendes mehrere Anwesende mit runzeliger Stirn beim abwechselnden Blick auf Running Order und Smartphone-Uhrzeit gesichtet - obwohl Runzeln in deren Alter noch nicht zum natürlichen Gesichtsausdruck gehört.
Nichtsdestotrotz geht es dank zufälliger Rückfahrgelegenheit schnell wieder zurück zum Entenfang, wo ein gutturales "Wie-Wie-Wie" schon von weiten verkündet, dass CYTOTOXIN zum wiederholten Mal ihr Grindcore-Gift in die Flammen schütten. Da die Chemnitzer eh über alles erhaben sind, erspare ich mir weiter Worte an dieser Stelle.
Zurück nach Schweden: DEMONICAL mag es als Band zwar nicht so lange geben wie die offensichtlichen Vorbilder, in Sachen Old School Schweden Death braucht man sich aber nicht vor den altgedienten Kollegen zu verstecken. Groovig, brutal und mitreißend geht’s zur Sache, dass man sich zwischen den Nackenschlägen stets fragt, wo die Truppe wohl stehen würde, wenn es sie zehn Jahre früher schon gegeben hätte?
Für mich ist an der Stelle terminbedingt nun leider schon Schluss mit dem In Flammen. Für weitere Eindrücke lege ich deshalb die Tastatur mal in des Kollegen Scheidlers Hände.
Und die machen wir uns gleich mal beim NUNSLAUGHTER dreckig. Die Amis sind seit Ewigkeiten dabei und für gefühlte 5% der neuweltlichen Untergrundveröffentlichungen verantwortlich, wirken heute allerdings wie ein One-Trick-Pony beim Schlachter: Die Ansagen schmecken spätestens nach dem 10. Nonnenbashing irgendwie schal, musikalisch kommt man über Mittelstufengerumpel auch nie wirklich raus - im Großen und Ganzen ein klassischer Fall von "emotionsbefreit abgehakt".
Die folgenden THE 11TH HOUR hingegen waren für mich einer der musikalischen Gründe nach Torgau zu pilgern, denn Ed Warbys Nebenprojekt bekommt man in unseren Breiten bisher doch eher selten zu Gesicht. Umso schöner ist die Death Doom-Packung dann live und in Farbe: Zwar wirken die Songs bisweilen ein wenig konstruiert (ein mE typisch niederländisches Problem), doch die Durchschlagskraft von zähfließend-brutalen Nummern wie "One Last Smoke", "In The Silent Grave" oder "We All Die Alone" (!!!) ist dank breit aufgestellter Gitarrenfront und sich steigerndem Klargesang formidabel. Großes Kino in Schrittgeschwindigkeit, die Herren!
Mit HAEMORRHAGE steht nun eine weitere Gimmick-Band in den Startlöchern, die man sich am besten vom Tresen aus beguckt. Die Sache mit dem Blut passt schon irgendwie, der OP-Fetisch geht auch in Ordnung und musikalisch lassen die Südeuropäer zugegebenermaßen einfach mal gar nichts anbrennen. Die bestens geölte Groovemaschine läuft tadellos, die Uppercuts sitzen, der Mob hat Spaß inne Backen - kann und sollte man sich antun. Eine dieser Bands, die einen wider Erwarten doch immer irgendwie kriegen...
Den Samstag bekleideten dann noch die Jungs von HAIL OF BULLETS, INQUISITION, BENEDICTION und COVERKILL. Leider sind deren Eindrücke ebenso dem Missgeschick des Postbeamten zum Opfer gefallen. Möge er das nächste Mal in leidenschaftlicher Glut verdampfen!
Aber auch so können wir zusammenfassend wieder nur positives von der selbst ernannten "Gartenparty" berichten. Die Atmosphäre sucht ihresgleichen. Die Bandauswahl war abwechslungsreich wie eh und je und gute Laune gab es kostenlos an jeder Ecke. Mittlerweile wurde die Idee mit der Extra Bühne im Klub wieder verworfen, die Anzahl der Bands jedoch nicht reduziert. Die zweite Bühne gibt's nun einfach direkt am Gelände, bequemer geht kaum. Danke an alle Beteiligten, wir sehen uns in einigen Wochen!
Im Anschluss noch ein paar Impressionen von Oliver Göhlke