Satans Convention 2014
Satans Convention 2014
Speyer, Halle 101
27.12.2014
27.12.2014
Die Götter sind gegen uns! Das bekommen wir direkt zu spüren, als es frohen Mutes in Richtung Speyer geht, um wieder einmal die Satans Convention zu besuchen und dem Gehörnten (in musikalischer Hinsicht) zu huldigen. Aber so einfach wollen uns die Mächte des Lichts nicht davonkommen lassen. Und deshalb haben sie den Wintereinbruch exakt auf diesen Samstag terminiert. Unsere kleine Reisegruppe aus dem Rhein-Ruhr-Gebiet hatte sich auf eine entspannte und akzeptable Fahrzeit eingestellt, stattdessen hängen wir auf der A3 im Schneematsch zwischen schier endlosen Kolonnen holländischer Touristen. Mit Bangen beobachten wir die Zeiger der Uhr unerbittlich voranschreiten und schminken uns die eröffnenden Bands schon einmal ab. Großwetterlage: Grim and frostbitten, aber leider total unmetallisch.
Nachdem sich die Anreisezeit so verdoppelt hat, was uns immerhin die Möglichkeit zu ausgiebigen Plaudereien und Metaldisco im Stau bot, kommen wir endlich an der Halle 101 an und die vorab veröffentlichte Running Order verrät uns, dass MALHKEBRE und NOCTURNAL leider ohne uns spielen mussten. Aber man muss das Positive im Auge behalten, denn es stehen noch so viele spannende Bands auf dem Programm und eine davon spielt genau jetzt.
Wir entern die Halle und platzen mitten in das Set von ROOT. Es dauert nur wenige Augenblicke und eines wird deutlich: Die altgedienten Tschechen haben jetzt schon den Kauzigkeitswettbewerb gewonnen, aber sowas von! Der Anblick von Big Boss mit florealer Gesichtsbemalung, Church of Satan Baphometcape und Gehstock ist ganz sicher ein Hingucker. Man sieht dem Vokalisten seine 62 Jahre an, doch stimmlich ist er bestens gerüstet. Und die Musik geht unmittelbar ins Ohr. Black Metal mit klarer 80er Schlagseite, eine Band, die auf Anhieb Laune macht und gerne noch länger spielen dürfte. Aber wir sind es ja, die zu spät kamen, also müssen wir uns leider auch schon nach einem halben Set von ROOT verabschieden.
Und direkt kommt der erste stilistische Bruch, denn NOCTEM aus Spanien haben rein gar nichts Altehrwürdiges und Eingängiges an sich. Stattdessen gibt es Geballer in Höchstgeschwindigkeit. Was zusätzlichen Eindruck macht, ist die Leidenschaftlichkeit, mit der das Material zum Besten gegeben wird. Das kommt bei einer Reihe Zuschauer recht gut an, zu denen ich mich leider nicht zählen kann. Wer wie ein ICE zwischen Köln und Frankfurt angerauscht kommt, läuft Gefahr vorbei zu rauschen. Und so gebührt NOCTEM auf jeden Fall Respekt für ihren Auftritt, aber auch nicht mehr.
Schon jetzt fällt auf, dass der Zeitplan unerbittlich und perfekt eingehalten wird und es wird sich noch herausstellen, dass dies für den gesamten Festivaltag gilt. Die technische Organisation ist ausgezeichnet und der Sound fast durchweg gut. Und so fangen auch AETERNUS auf die Minute pünktlich mit ihrem Set an. Die Norweger bewegen sich stilistisch irgendwo zwischen temporeduziertem Black Metal und nicht allzu ruppigem Todesstahl. Und je mehr man sich in ihren Auftritt hineinhört, desto launiger wird das dargebotene Material. Zwar werden auch hier keine Bäume ausgerissen, aber die Band hat Charme, was nicht zuletzt am Sänger und Gitarristen Ares liegt. Mit seinem Charisma und einem dezenten Hüftschwung kann er zusätzliche Aufmerksamkeit gewinnen und einen guten Boden für das schaffen, was nun folgt.
Es ist kurz vor sieben und auf dem Programm stehen vier Highlights in Folge. Dem Füllstand der Halle ist anzusehen, dass wohl die meisten der Angereisten sich sehr auf VALKYRJA freuen. Die Band feiert am heutigen Abend ihr zehnjähriges Bestehen, weshalb sie zu dieser Zeit ein Set von 60 Minuten zum Besten geben. Und die Erwartungen werden nicht getrübt, VALKYRJA spielen schwedischen Black Metal der gelungenen Sorte und ernten entsprechend dankbare Reaktionen des Publikums. So stimmig der Auftritt insgesamt ist, so einen merkwürdigen Beigeschmack hinterlässt die Band auch heute. Von den Songs, den verwendeten Riffs und Melodien bis hin zur Köpersprache des Sängers drängen sich die Ähnlichkeiten mit WATAIN auf. Originell sind VALKYRJA ganz sicher nicht, aber sie machen ihre Sache verdammt gut. Und der Mangel an Divengehabe unterscheidet sie wohltuend von ihren Vorbildern. Und so ist am Ende des Sets klar, dass der Tag einen ersten echten Höhepunkt erlebt hat.
Doch von denen soll es heute noch mehr geben. Um halb neun ist die Halle deutlich voller als zuvor und auch als nachher. Denn jetzt steht offensichtlich der heimliche Headliner auf dem Programm: NIFELHEIM sind endlich wieder einmal in unsere Breitengrade gereist, um zu demonstrieren, wo der Hammer hängt. Und vom ersten Moment an reißen sie das Publikum mit sich und zelebrieren eine Orgie in Black und Thrash, die sich gewaschen hat. NIFELHEIM sind so over the top, dass es einem Außenstehenden nur schwer zu vermitteln ist. Allein die unglaubliche Bühnengewandung der Musiker, eine Orgie in scharzem Leder und Nieten sämtlicher Spielarten, ist unvergleichlich. Und die äußerst rabiate Musik findet ihr Gegenstück in der wilden Darbietung, die einfach nur mitreißend und unglaublich metal ist – ein besseres Adjektiv lässt sich dafür nicht finden. Entsprechend bildet sich auch ein Moshpit und der beträchtliche Jubel zeigt, dass die Leute auf NIFELHEIM stehen. Am Ende bleibt ein seliges Grinsen und die Erkenntnis, dass es nach einem solchen Set sehr schwer für die folgenden Bands werden wird.
Doch ENTHRONED wären nicht ENTHRONED, wenn sie sich von so etwas einschüchtern lassen würden. So gelungen der Auftritt der Belgier ausfällt, so leid tut es mir doch, dass sie die Spannung nicht ganz halten können. Nornagest und seine Mannen spielen ihren orthodoxen Black Metal sicher und unprätentiös, es gibt maches Wiederhören mit dem ausgezeichneten Material der letzten Alben, doch in Sachen Begeisterung sind die Grenzen eindeutig. Das merkt auch die Band, schließlich ist die Halle leerer und die Publikumsreaktionen merklich verhaltener geworden. So plätschert das Set am Ende bei schwachem Applaus langsam in die Umbaupause, was mir persönlich für die Band ein wenig leid tut, denn dies wird den gelungenen Alben der letzten Jahre nicht ganz gerecht.
Und auch für MARDUK wird die Sache so nicht leichter, denn das Publikum ist zu dieser Zeit schon merklich kaputtgefeiert und zahlenmäßig reduziert. Die Schweden legen gewohnt heftig los und nach ein paar Minuten Spielzeit hat der Mann am Mischpult auch endlich herausgefunden, wie man einer Band mit nur einem Gitarristen zu einem satten Sound verhilft. Was einen Auftritt von MARDUK so unberechenbar macht, ist der Umstand, dass diese Band nahezu ihren kompletten Katalog im Repertoire hat und man nie sicher weiß, welche Songs man zu hören bekommt. Und so ist es auch heute, dass wieder fast alle Alben angespielt werden. Auch als gestandener Fan hört man einzelne Songs zum ersten Mal live und vermisst dafür eine Reihe Hits. „Burn my Coffin‟, Glorification of the Black God‟, „502‟, „With Satan and Victorious Weapon‟, „Warschau‟, „The Levelling Dust‟ und „Temple of Decay‟ als einige der gespielten Songs sollten verdeutlichen, wie sehr MARDUK der eigenen Geschichte verpflichtet sind. Doch kochen tut die Stimmung auch hier nicht mehr, was dazu führt, dass das Set ohne Zugabe nach 75 Minuten Spielzeit beendet wird.
Die Satans Convention ist am Ende wieder einmal das jahresabschließende Hochamt für extremen Metal auf deutschem Boden geworden. Nur bleibt die Frage, was dazu führte, dass 2014 merklich weniger Gäste anwesend waren als in den Jahren davor. An den Bands kann es kaum gelegen haben, denn die Auswahl war gewohnt hochwertig. Das Wetter wäre ein Erklärungsansatz. Oder ein gewisses Maß an Übersättigung. Nach dem Erfolg des Kings of Black Metal und der Satans Convention hat Burning Stage in diesem Jahr noch das Norwegian Hellcamp hinterher geschoben. Es stellt sich die Frage, ob sie so langsam anfangen, sich selbst Konkurrenz zu machen.
Weiterhin wurde der Zeltbereich vor der Halle schmerzlich vermisst. Der Verzicht auf einen größeren überdachten Bereich vor der Halle ist ein deutlicher organisatorischer Rückschritt, vor allem in Anbetracht der Jahreszeit. Doch dies sind nur Details, denn für die Angereisten hat sich auch der Kampf mit der winterlichen Autobahn allemal gelohnt und die Vorfreude auf die nächste Veranstaltung im April ist jetzt schon groß.
Nachdem sich die Anreisezeit so verdoppelt hat, was uns immerhin die Möglichkeit zu ausgiebigen Plaudereien und Metaldisco im Stau bot, kommen wir endlich an der Halle 101 an und die vorab veröffentlichte Running Order verrät uns, dass MALHKEBRE und NOCTURNAL leider ohne uns spielen mussten. Aber man muss das Positive im Auge behalten, denn es stehen noch so viele spannende Bands auf dem Programm und eine davon spielt genau jetzt.
Wir entern die Halle und platzen mitten in das Set von ROOT. Es dauert nur wenige Augenblicke und eines wird deutlich: Die altgedienten Tschechen haben jetzt schon den Kauzigkeitswettbewerb gewonnen, aber sowas von! Der Anblick von Big Boss mit florealer Gesichtsbemalung, Church of Satan Baphometcape und Gehstock ist ganz sicher ein Hingucker. Man sieht dem Vokalisten seine 62 Jahre an, doch stimmlich ist er bestens gerüstet. Und die Musik geht unmittelbar ins Ohr. Black Metal mit klarer 80er Schlagseite, eine Band, die auf Anhieb Laune macht und gerne noch länger spielen dürfte. Aber wir sind es ja, die zu spät kamen, also müssen wir uns leider auch schon nach einem halben Set von ROOT verabschieden.
Und direkt kommt der erste stilistische Bruch, denn NOCTEM aus Spanien haben rein gar nichts Altehrwürdiges und Eingängiges an sich. Stattdessen gibt es Geballer in Höchstgeschwindigkeit. Was zusätzlichen Eindruck macht, ist die Leidenschaftlichkeit, mit der das Material zum Besten gegeben wird. Das kommt bei einer Reihe Zuschauer recht gut an, zu denen ich mich leider nicht zählen kann. Wer wie ein ICE zwischen Köln und Frankfurt angerauscht kommt, läuft Gefahr vorbei zu rauschen. Und so gebührt NOCTEM auf jeden Fall Respekt für ihren Auftritt, aber auch nicht mehr.
Schon jetzt fällt auf, dass der Zeitplan unerbittlich und perfekt eingehalten wird und es wird sich noch herausstellen, dass dies für den gesamten Festivaltag gilt. Die technische Organisation ist ausgezeichnet und der Sound fast durchweg gut. Und so fangen auch AETERNUS auf die Minute pünktlich mit ihrem Set an. Die Norweger bewegen sich stilistisch irgendwo zwischen temporeduziertem Black Metal und nicht allzu ruppigem Todesstahl. Und je mehr man sich in ihren Auftritt hineinhört, desto launiger wird das dargebotene Material. Zwar werden auch hier keine Bäume ausgerissen, aber die Band hat Charme, was nicht zuletzt am Sänger und Gitarristen Ares liegt. Mit seinem Charisma und einem dezenten Hüftschwung kann er zusätzliche Aufmerksamkeit gewinnen und einen guten Boden für das schaffen, was nun folgt.
Es ist kurz vor sieben und auf dem Programm stehen vier Highlights in Folge. Dem Füllstand der Halle ist anzusehen, dass wohl die meisten der Angereisten sich sehr auf VALKYRJA freuen. Die Band feiert am heutigen Abend ihr zehnjähriges Bestehen, weshalb sie zu dieser Zeit ein Set von 60 Minuten zum Besten geben. Und die Erwartungen werden nicht getrübt, VALKYRJA spielen schwedischen Black Metal der gelungenen Sorte und ernten entsprechend dankbare Reaktionen des Publikums. So stimmig der Auftritt insgesamt ist, so einen merkwürdigen Beigeschmack hinterlässt die Band auch heute. Von den Songs, den verwendeten Riffs und Melodien bis hin zur Köpersprache des Sängers drängen sich die Ähnlichkeiten mit WATAIN auf. Originell sind VALKYRJA ganz sicher nicht, aber sie machen ihre Sache verdammt gut. Und der Mangel an Divengehabe unterscheidet sie wohltuend von ihren Vorbildern. Und so ist am Ende des Sets klar, dass der Tag einen ersten echten Höhepunkt erlebt hat.
Doch von denen soll es heute noch mehr geben. Um halb neun ist die Halle deutlich voller als zuvor und auch als nachher. Denn jetzt steht offensichtlich der heimliche Headliner auf dem Programm: NIFELHEIM sind endlich wieder einmal in unsere Breitengrade gereist, um zu demonstrieren, wo der Hammer hängt. Und vom ersten Moment an reißen sie das Publikum mit sich und zelebrieren eine Orgie in Black und Thrash, die sich gewaschen hat. NIFELHEIM sind so over the top, dass es einem Außenstehenden nur schwer zu vermitteln ist. Allein die unglaubliche Bühnengewandung der Musiker, eine Orgie in scharzem Leder und Nieten sämtlicher Spielarten, ist unvergleichlich. Und die äußerst rabiate Musik findet ihr Gegenstück in der wilden Darbietung, die einfach nur mitreißend und unglaublich metal ist – ein besseres Adjektiv lässt sich dafür nicht finden. Entsprechend bildet sich auch ein Moshpit und der beträchtliche Jubel zeigt, dass die Leute auf NIFELHEIM stehen. Am Ende bleibt ein seliges Grinsen und die Erkenntnis, dass es nach einem solchen Set sehr schwer für die folgenden Bands werden wird.
Doch ENTHRONED wären nicht ENTHRONED, wenn sie sich von so etwas einschüchtern lassen würden. So gelungen der Auftritt der Belgier ausfällt, so leid tut es mir doch, dass sie die Spannung nicht ganz halten können. Nornagest und seine Mannen spielen ihren orthodoxen Black Metal sicher und unprätentiös, es gibt maches Wiederhören mit dem ausgezeichneten Material der letzten Alben, doch in Sachen Begeisterung sind die Grenzen eindeutig. Das merkt auch die Band, schließlich ist die Halle leerer und die Publikumsreaktionen merklich verhaltener geworden. So plätschert das Set am Ende bei schwachem Applaus langsam in die Umbaupause, was mir persönlich für die Band ein wenig leid tut, denn dies wird den gelungenen Alben der letzten Jahre nicht ganz gerecht.
Und auch für MARDUK wird die Sache so nicht leichter, denn das Publikum ist zu dieser Zeit schon merklich kaputtgefeiert und zahlenmäßig reduziert. Die Schweden legen gewohnt heftig los und nach ein paar Minuten Spielzeit hat der Mann am Mischpult auch endlich herausgefunden, wie man einer Band mit nur einem Gitarristen zu einem satten Sound verhilft. Was einen Auftritt von MARDUK so unberechenbar macht, ist der Umstand, dass diese Band nahezu ihren kompletten Katalog im Repertoire hat und man nie sicher weiß, welche Songs man zu hören bekommt. Und so ist es auch heute, dass wieder fast alle Alben angespielt werden. Auch als gestandener Fan hört man einzelne Songs zum ersten Mal live und vermisst dafür eine Reihe Hits. „Burn my Coffin‟, Glorification of the Black God‟, „502‟, „With Satan and Victorious Weapon‟, „Warschau‟, „The Levelling Dust‟ und „Temple of Decay‟ als einige der gespielten Songs sollten verdeutlichen, wie sehr MARDUK der eigenen Geschichte verpflichtet sind. Doch kochen tut die Stimmung auch hier nicht mehr, was dazu führt, dass das Set ohne Zugabe nach 75 Minuten Spielzeit beendet wird.
Die Satans Convention ist am Ende wieder einmal das jahresabschließende Hochamt für extremen Metal auf deutschem Boden geworden. Nur bleibt die Frage, was dazu führte, dass 2014 merklich weniger Gäste anwesend waren als in den Jahren davor. An den Bands kann es kaum gelegen haben, denn die Auswahl war gewohnt hochwertig. Das Wetter wäre ein Erklärungsansatz. Oder ein gewisses Maß an Übersättigung. Nach dem Erfolg des Kings of Black Metal und der Satans Convention hat Burning Stage in diesem Jahr noch das Norwegian Hellcamp hinterher geschoben. Es stellt sich die Frage, ob sie so langsam anfangen, sich selbst Konkurrenz zu machen.
Weiterhin wurde der Zeltbereich vor der Halle schmerzlich vermisst. Der Verzicht auf einen größeren überdachten Bereich vor der Halle ist ein deutlicher organisatorischer Rückschritt, vor allem in Anbetracht der Jahreszeit. Doch dies sind nur Details, denn für die Angereisten hat sich auch der Kampf mit der winterlichen Autobahn allemal gelohnt und die Vorfreude auf die nächste Veranstaltung im April ist jetzt schon groß.