Epica Dragonforce Diablo Boulevard
Epica, Dragonforce, Diablo Boulevard
Leipzig, Hellraiser
19.01.2015
19.01.2015
Wenn man eine Band deutlich länger als zehn Jahre kennt, sie bereits bei ihren ersten Schritten kennen und lieben gelernt hat, und sie während der ganzen Zeit stets das Feuer neu zu entfachen in der Lage war, ja wenn man so eine Band nun endlich zum ersten Mal live zu erleben in der Lage ist, dann kann das doch eigentlich nur gut werden, oder? Dennoch weckt der stets kritische Mittdreißiger in mir im Vorfeld den ungemütlichen Gedanken, dass zu hohe Erwartungen nur zu gerne enttäuscht werden. Aber was soll's, zur Hölle mit dem Kerl, wir sind heute hier, um Spaß zu haben. Und Spaß sollen wir auch bekommen.
Genügend gute Laune bringen bereits die eröffnenden DIABLO BOULEVARD mit auf die Bühne. Vor ordentlich gefüllter Halle rocken die Belgier mit einem Grinsen im Gesicht direkt los. Erste im Kopf herumspringende Gedanken: Hey, VOLBEAT, nur nen Ticken härter. Und auch wenn die Stimmlage des Sängers zunächst den Poulsen ins Gedächtnis zitiert, im Laufe der Zeit kann sich Sänger Alex immer deutlicher davon absetzen. Aber auch musikalisch wird hier nicht nur auf Rock'n'Roll gesetzt, sondern auch mal die Modern Metal Keule ausgepackt. Das alles ergibt eine sehr gefällige, groovende Mischung, die durchaus mitreißt. Hinzu kommt, dass die Jungs mit viel Herzblut und Spielfreude bei der Sache sind und mit ihrer guten Laune einfach nur grundsympathisch rüberkommen. Sparen können sie sich lediglich den Appell an den Spirit des Metals (Ganze Welt blöd, nur Metal nicht) und Versuche, die Leute im Publikum zum Rumrammeln zu überreden (Dazu sind diese heute einfach nicht hier). Vergeudete halbe Stunden sehen aber in jedem Fall anders aus.
Da der Hellraiser mit kulinarischen Köstlichkeiten so viel am Hut hat wie meinereiner mit Veganismus, muss der vernachlässigte Magen zunächst mal außerhalb befriedigt werden. Während ungesunde, aber sättigende Burger nach einem kurzen Ausflug zur Tanke durch die Speiseröhre purzeln, beginnen DRAGONFORCE bereits mit ihrem Set. Da meinereiner auch mit diesen Flitzefingern eigentlich nicht so viel am Hut hat, ist das verschmerzbar. Bei der Rückkehr jedoch brennt bereits die Luft. Die Gitarrenhelden scheinen aus ihren Saiten ekstatische Blitze direkt in die Menge zu feuern und jeder, der davon getroffen wird, streckt unweigerlich die Fäuste in die Luft. Selbstbewusst und auch selbstironisch springen die Herren über die Bühne, sei es für eine Gitarren-Menage-a-trois (Jeder spielt eine Hand auf dem Instrument des anderen) oder für das gespielte Taxieren des Publikums, welche Schnitte man sich denn für das anschließende Abendessen mit nach hinten nehmen soll. Markante Gemeinsamkeit mit der Eröffnungsband ist auch hier die unglaublich gute Laune, die von den Londonern versprüht wird. Entziehen kann man sich dem Gegniedel jedenfalls nur schwerlich, und als meinereiner dann bei "Through the Fire And the Flames" mit Erschrecken erkennen muss, dass er diesen Song durchaus irgendwo im Hinterkopf abgespeichert hat, trifft ihn endgültig so ein erwähnter Blitz.
Nun aber folgen die lang erwarteten EPICA. Mit ordentlich bombastischem Getöse im Gepäck brauchen es kaum mehr als ein paar Sekunden, um die dicht gedrängte Menge zu begeistern. Fast jeder hier kennt die Songs, ein Großteil davon trägt EPICA-Shirts (oder hat eines kürzlich am Merch-Stand erworben) und nahezu alle wollen endlich den Symphonic Metal Sturm ins Gesicht geblasen bekommen. Stürmen tut es in den kommenden fast zwei Stunden jedenfalls gewaltig. Mit deutlich mehr Wumms als vielleicht von den Alben gewohnt, drücken Gitarren, Bass, Schlagzeug und Growls in den Körper. Die markanten Orchester-Elemente aus der Konserve sowie die live produzierten Keyboard-Klänge passen sich hervorragend darin ein und haben genau im richtigen Moment die nötige Dominanz oder Zurückhaltung. Dabei fällt auf, dass Keyboarder Coen, offenbar der Spaßvogel in der Truppe, sich nicht wie üblich mit seinem Instrument in die Ecke verkriecht, sondern dank einer riesigen, drehbaren Spezialkonstruktion weitaus mehr herumwirbelt als manch anderer Leadsänger. Später darf er dank eines umschnallbaren Geräts sogar die komplette Bühne nutzen, das beeindruckt durchaus.
Zu guter Letzt wäre aber kein EPICA Song komplett ohne Simones Stimme. Eine leichte Erkältung hat ihr etwas zugesetzt, aber selbst angeschlagen singt sie manch eine Kollegin noch locker an die Wand. Mit der geballt guten Laune ihrer Mitstreiter sowie dem Enthusiasmus des Publikums werden alle Viren förmlich pulverisiert, es scheint nur noch das Hier und Jetzt zu zählen. Mit viel Leidenschaft verleiht sie den Songs Würde und Eleganz, mit Charme und nahezu perfektem Deutsch redet sie sich auch zwischen den Stücken in die Herzen des Publikums.
Und auch wenn man EPICA gern mal auf Simone oder den kreativen Kopf Mark reduzieren möchte, am heutigen Abend erkennt man, dass hier eine Truppe auf der Bühne steht, die nur miteinander funktioniert und in der keiner in den Hintergrund zu rücken braucht. Sei es der Schlagzeuger, der sein minutenlanges Drumsolo zum Besten geben darf, der spielerische Umgang der Musiker untereinander oder gelegentliches Fremdspielen auf anderen Instrumenten. Hier passt einfach die Chemie untereinander und das spürt einfach jeder im Rest des Raumes.
Als schließlich bei geschlossenen Augen die letzten orchestralen Klänge von "The Phantom Agony" von der leeren Bühne erschallen, will sich glatt ein bisschen Pipi aus den Tränenkanälen zwängen. Aus Freude über einen solch gelungenen Abend, der meine persönliche unterbewusste Hochachtung allein schon durch die Tatsache gewinnt, dass ich während eines Auftritts nicht nach der Uhrzeit schauen wollte. Aus Traurigkeit, dass trotz zu erwartender Zugabe das Ganze schon in Kürze wieder vorbei sein würde. Und auch aus ein klein wenig Stolz, nach zehn Jahren endlich eine meiner Lieblingsbands einmal live gesehen zu haben, ohne enttäuscht worden zu sein. Danke für das beste Konzert des noch jungen Jahres, wohl wissend, dass es darin vermutlich auch das beste bleiben wird.
Setlist EPICA:
Originem
The Second Stone
The Essence Of Silence
Unleashed
Storm The Sorrow
Martyr Of The Free Word
The Obsessive Devotion
Victims Of Contingency
The Last Crusade
Cry For The Moon
The Phantom Agony
---
Unchain Utopia
Sancta Terra
Consign To Oblivion
Genügend gute Laune bringen bereits die eröffnenden DIABLO BOULEVARD mit auf die Bühne. Vor ordentlich gefüllter Halle rocken die Belgier mit einem Grinsen im Gesicht direkt los. Erste im Kopf herumspringende Gedanken: Hey, VOLBEAT, nur nen Ticken härter. Und auch wenn die Stimmlage des Sängers zunächst den Poulsen ins Gedächtnis zitiert, im Laufe der Zeit kann sich Sänger Alex immer deutlicher davon absetzen. Aber auch musikalisch wird hier nicht nur auf Rock'n'Roll gesetzt, sondern auch mal die Modern Metal Keule ausgepackt. Das alles ergibt eine sehr gefällige, groovende Mischung, die durchaus mitreißt. Hinzu kommt, dass die Jungs mit viel Herzblut und Spielfreude bei der Sache sind und mit ihrer guten Laune einfach nur grundsympathisch rüberkommen. Sparen können sie sich lediglich den Appell an den Spirit des Metals (Ganze Welt blöd, nur Metal nicht) und Versuche, die Leute im Publikum zum Rumrammeln zu überreden (Dazu sind diese heute einfach nicht hier). Vergeudete halbe Stunden sehen aber in jedem Fall anders aus.
Da der Hellraiser mit kulinarischen Köstlichkeiten so viel am Hut hat wie meinereiner mit Veganismus, muss der vernachlässigte Magen zunächst mal außerhalb befriedigt werden. Während ungesunde, aber sättigende Burger nach einem kurzen Ausflug zur Tanke durch die Speiseröhre purzeln, beginnen DRAGONFORCE bereits mit ihrem Set. Da meinereiner auch mit diesen Flitzefingern eigentlich nicht so viel am Hut hat, ist das verschmerzbar. Bei der Rückkehr jedoch brennt bereits die Luft. Die Gitarrenhelden scheinen aus ihren Saiten ekstatische Blitze direkt in die Menge zu feuern und jeder, der davon getroffen wird, streckt unweigerlich die Fäuste in die Luft. Selbstbewusst und auch selbstironisch springen die Herren über die Bühne, sei es für eine Gitarren-Menage-a-trois (Jeder spielt eine Hand auf dem Instrument des anderen) oder für das gespielte Taxieren des Publikums, welche Schnitte man sich denn für das anschließende Abendessen mit nach hinten nehmen soll. Markante Gemeinsamkeit mit der Eröffnungsband ist auch hier die unglaublich gute Laune, die von den Londonern versprüht wird. Entziehen kann man sich dem Gegniedel jedenfalls nur schwerlich, und als meinereiner dann bei "Through the Fire And the Flames" mit Erschrecken erkennen muss, dass er diesen Song durchaus irgendwo im Hinterkopf abgespeichert hat, trifft ihn endgültig so ein erwähnter Blitz.
Nun aber folgen die lang erwarteten EPICA. Mit ordentlich bombastischem Getöse im Gepäck brauchen es kaum mehr als ein paar Sekunden, um die dicht gedrängte Menge zu begeistern. Fast jeder hier kennt die Songs, ein Großteil davon trägt EPICA-Shirts (oder hat eines kürzlich am Merch-Stand erworben) und nahezu alle wollen endlich den Symphonic Metal Sturm ins Gesicht geblasen bekommen. Stürmen tut es in den kommenden fast zwei Stunden jedenfalls gewaltig. Mit deutlich mehr Wumms als vielleicht von den Alben gewohnt, drücken Gitarren, Bass, Schlagzeug und Growls in den Körper. Die markanten Orchester-Elemente aus der Konserve sowie die live produzierten Keyboard-Klänge passen sich hervorragend darin ein und haben genau im richtigen Moment die nötige Dominanz oder Zurückhaltung. Dabei fällt auf, dass Keyboarder Coen, offenbar der Spaßvogel in der Truppe, sich nicht wie üblich mit seinem Instrument in die Ecke verkriecht, sondern dank einer riesigen, drehbaren Spezialkonstruktion weitaus mehr herumwirbelt als manch anderer Leadsänger. Später darf er dank eines umschnallbaren Geräts sogar die komplette Bühne nutzen, das beeindruckt durchaus.
Zu guter Letzt wäre aber kein EPICA Song komplett ohne Simones Stimme. Eine leichte Erkältung hat ihr etwas zugesetzt, aber selbst angeschlagen singt sie manch eine Kollegin noch locker an die Wand. Mit der geballt guten Laune ihrer Mitstreiter sowie dem Enthusiasmus des Publikums werden alle Viren förmlich pulverisiert, es scheint nur noch das Hier und Jetzt zu zählen. Mit viel Leidenschaft verleiht sie den Songs Würde und Eleganz, mit Charme und nahezu perfektem Deutsch redet sie sich auch zwischen den Stücken in die Herzen des Publikums.
Und auch wenn man EPICA gern mal auf Simone oder den kreativen Kopf Mark reduzieren möchte, am heutigen Abend erkennt man, dass hier eine Truppe auf der Bühne steht, die nur miteinander funktioniert und in der keiner in den Hintergrund zu rücken braucht. Sei es der Schlagzeuger, der sein minutenlanges Drumsolo zum Besten geben darf, der spielerische Umgang der Musiker untereinander oder gelegentliches Fremdspielen auf anderen Instrumenten. Hier passt einfach die Chemie untereinander und das spürt einfach jeder im Rest des Raumes.
Als schließlich bei geschlossenen Augen die letzten orchestralen Klänge von "The Phantom Agony" von der leeren Bühne erschallen, will sich glatt ein bisschen Pipi aus den Tränenkanälen zwängen. Aus Freude über einen solch gelungenen Abend, der meine persönliche unterbewusste Hochachtung allein schon durch die Tatsache gewinnt, dass ich während eines Auftritts nicht nach der Uhrzeit schauen wollte. Aus Traurigkeit, dass trotz zu erwartender Zugabe das Ganze schon in Kürze wieder vorbei sein würde. Und auch aus ein klein wenig Stolz, nach zehn Jahren endlich eine meiner Lieblingsbands einmal live gesehen zu haben, ohne enttäuscht worden zu sein. Danke für das beste Konzert des noch jungen Jahres, wohl wissend, dass es darin vermutlich auch das beste bleiben wird.
Setlist EPICA:
Originem
The Second Stone
The Essence Of Silence
Unleashed
Storm The Sorrow
Martyr Of The Free Word
The Obsessive Devotion
Victims Of Contingency
The Last Crusade
Cry For The Moon
The Phantom Agony
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Unchain Utopia
Sancta Terra
Consign To Oblivion