Killfest: Overkill Sanctuary Methedras Suborned
Killfest: Overkill, Sanctuary, Methedras, Suborned
Leipzig, Hellraiser
05.03.2015
05.03.2015
Menschen lieben Feste und da Metaller auch nur Menschen sind, dachte sich wohl irgendein Marketinggenie, dass man mit dem entsprechenden Suffix so ziemlich jede Otto-Normal-Tour besser an den Mann bringen kann. Seither beglückt uns der Jahreslauf mit kreativen Bankrotterklärungen wie Heidenfest und Paganfest, Hatefest und Thrashfest, Extremefest - und nun eben auch dem Killfest.
Im Normalfall bieten derlei Shows etwa 4 bis 6 Bands nach dem immer gleichen Muster: 1 bis 2 Zugpferde mit Erfahrung, dazu etwa ebenso viele Acts, die von wechselnden Labels und Leitmedien aktuell zum heißen Scheiß gepusht werden sollen, und zu guter Letzt die wahrscheinlich zahlenden Anderen. Ergebnis dieses vorrangig gewinnorientierten Streamlinings ist ein durchwachsener Abend für angenehme 25 - 30€, bei dem man eigentlich nur auf die Headliner wartet und sich bis dahin notwendigerweise durch das Drumherum steht. Unterm Strich also vor allem für die kleineren Vorbands und den Besucher eine ausschließlich positive Erfahrung...
...die nach diesem leichtfüßigen Vorspiel jedoch keinerlei Erwähnung mehr finden soll - wir sind ja schließlich wegen der Musi hier. Für selbige sind beim zweiten Abschnitt des offenbar bereits 2014 gestarteten Killfest-Treks OVERKILL, SANCTUARY, die Italiener METHEDRAS und SUBORNED aus der Schweiz zuständig. Letztere beginnen pünktlich gegen 19:30 Uhr und lernen die Vorteile einer Wochentagsshow kennen: Zwar wird sich der Saal im Laufe des Abends noch bis knapp zur Hälfte füllen - aktuell finden sich jedoch nur etwa 30, 40 Leute, die der leicht hyperaktiv wirkenden Show des eidgenössischen Quartetts ihre Aufmerksamkeit schenken.
Musikalisch bieten SUBORNED eine Mischung aus aggressivem Oldschoolgefräse, reichlich Soli und zwischen 80s und angeschwärzt pendelnder Vokalarbeit. Das klingt auf dem Papier so unspektakulär wie es in natura ist und wird vor allem durch die unbefriedigende Saitenfraktion nicht besser: SUBORNED machen vorrangig dann Spaß, wenn die sägeblattbewehrte Nagelkeule kreist, doch leider verliert sich Gitarrero Mössinger immer wieder in gleichermaßen ausdauernder wie überflüssiger Griffbrettakrobatik. Mangels zweiter Gitarre oder kompensierender Bassarbeit geht dieses Malmsteening jedoch meist auf Kosten der Songs und auch wenn manche Übergänge von Solo zu Riff wirklich überzeugen können, wirken die technisch sauberen Kabinettstückchen in diesem Ausmaß nur selten dramaturgisch sinnvoll. Engagierter Auftritt ohne Mitriss.
Dieses Problem haben METHEDRAS anschließend weniger: Die Jungs aus Monza finden die düstere TESTAMENT-Periode wahrscheinlich ebenso gut wie den Groove von SEPULTURA und vertiefen das Ganze gelegentlich durch industrielles Sounddesign. Resultat ist jene leicht obskure Art Neo-Thrash, welche der geneigte Hörer vielleicht am ehesten mit den 90ern verbinden dürfte und die von den - in weiße Flatterhemden gewandeten - Italienern vergleichsweise routiniert verkauft wird.
Die Stücke selbst sind im besten Sinne straighte Allrounder - gut abgehangene Ware von der metallischen Dauerwursttheke, der man trotz einer gewissen Gleichförmigkeit im Gesangsbereich und reichlich Dejavú-Potenzial nur schwer böse sein kann. Zudem kommt das Material trotz des leicht verwaschenen Sounds ausreichend aggressiv rüber. Vor immer noch magerer Kulisse also ein durchaus solider Gig, dem vor allem die (im Vergleich zum Album) sehr hintergründig abgemischten Keyboardsounds gut getan haben.
Anschließend ist es dann an der Zeit für SANCTUARY, die mit "The Year The Sun Died" eine erstaunlich starke neue Scheibe am Start haben und das seit Konzertbeginn abgehangene Drumkit des Headliners dennoch nicht benutzen dürfen. Keine Ahnung, warum OVERKILL ihren Openern auf diese Weise ohne Not die halbe Bühnenfläche vorenthalten - leicht arrogant wirkt derlei Gehabe jedoch allemal.
Egal, SANCTUARY legen mit einem stimmlich bestens aufgelegten Warrel Dane los und feuern dem mittlerweile deutlich enger gestaffelten Publikum zunächst "Arise And Purify" und "Let The Serpent Follow Me" vor den Latz. Wie oben bereits erwähnt, macht Dane live eine echt gute Figur, wenngleich das Echo teils epische Dimensionen erreicht und sich manche gedoppelten Passagen aufgrund der Gleichzeitigkeit von sehr hohem und normalem Gesang nicht unbedingt logisch erklären lassen. Der total eigenen Faszination des stets etwas abgedreht wirkenden Fronters tut das allerdings keinen Abbruch, zumal auch der Rest der Band sein Möglichstes tut, um dem hochklassigen Material Leben einzuhauchen.
Zwar gibt es gelegentlich kleine Unstimmigkeiten (Dane und Bassist Sheppard spielen "such' den Mikroständer...!" und gucken abwechselnd böse), Mister Rutledge ist nicht unbedingt eine Rampensau, doch dafür wartet Ex-ARCH ENEMY-Klampfer Nick Cordle mit reichlich Spielfreude auf und bringt zu Granaten wie "Die For My Sins", "Battle Angels" oder der Powerballade (kann man das noch sagen?) "The Mirror Black" Bewegung ins altersbedingt eher statische Bühnengeschehen.
Höhepunkt des an Höhepunkten gewiss nicht armen Sets ist in meinen Augen das grandios trocken angekündigte "Frozen" - "...this next one is about the end of the world: everyone dies, all your friends and family - gone. tragic." - wenngleich die Setlist natürlich für jeden etwas bietet:
Arise And Purify
Let The Serpent Follow Me
Seasons Of Destruction
Die For My Sins
Battle Angels
The Mirror Black
Frozen
Question Existence Fading
The Year The Sun Died
Future Tense
Taste Revenge
Nach derart satter Vorarbeit können OVERKILL natürlich bequem aus dem Vollen schöpfen und erwischen mit "Armorist" einen Einstand nach Maß: Die Nummer zeigt, dass die Urgesteine beileibe nicht tot sind und den stählernen Arschtrittorden am Bande auch im Jahre 35 nach Bandgründung mehr als verdient haben.
Mit "Drop The Hammer Down" und dem angenehm klischeefrei betitelten "Electric Rattlesnake" kommt im Anschluss die 2012er Scheibe "Electric Age" zum Zuge, was Blitz ausgiebig zum Posieren nutzt: Da blitzen die Augen, da wedeln die Arme, da rühren die Hände unaufhörlich durch Nebel und Luft, während sich ein sichtlich entspannter D.D. Verni mehr und mehr zur mit Abstand coolsten Sau des Abends aufschwingt. Gut, mit einem Mörser-Triplet des Kalibers "Powersurge"/"United We Stand"/"Rotten To The Core" hätten das andere auch geschafft, aber es ist schon beachtlich, wie authentisch Verni und der gutgelaunte Jungspund Tailer hier ihr Ding durchziehen, während Ellsworth mitunter arg bemüht bis grotesk rüberkommt.
Auffällig ist das nicht zuletzt, weil er in wirklich jeder Gesangspause aus dem Blickfeld in Richtung Bühnenrand verschwindet, nur um bei der nächsten Strophe aus dem Nichts zum Mikro zu hechten und dort total abgefahren zu posen - das stört für meinen Geschmack das Banderlebnis und wirkt in manchen Momenten schlicht albern. SANCTUARY hatten kurz vorher das gleiche Problem (Dane verließ in seinen Gesangspausen des öfteren die sichtbare Bühne), allerdings fiel das aufgrund des ohnehin reduzierteren Stageactings ihres Fronters nicht so stark ins Gewicht. Generell würde ich es jedoch begrüßen, dass eine Band ihren Gig zusammen abreißt und dabei auf Nachpudern/Sauerstoffzelt/Telefonieren/Animositäten-Kindergarten verzichtet. Und wenn es zusammen keinen Spaß mehr macht oder die Egos endgültig zu groß werden, dann muss man halt auch mal einen Schnitt machen können.
Von derlei Nebenwirkungen abgesehen dürften OVERKILL ihre Fans jedoch sehr glücklich gemacht haben: Der Sound superdick, die Songauswahl bis hin zum Rausschmeißer-Doppel aus "Elimination" und dem SUBHUMANS-Cover "Fuck You" tadellos, die Spielzeit gerade richtig, um ernsthafte Ermüdungserscheinungen auszuschließen. In der Form müssten die Amis das 40-jährige Bandjubiläum jedenfalls problemlos auf die Reihe bekommen.
War noch was? - Ach ja, Shirtpreise durch die Bank ab 25€ aufwärts, gerne auch für den billigen 2-Farb-Druck. I don't care what you sell, fuck you! ;)
Im Normalfall bieten derlei Shows etwa 4 bis 6 Bands nach dem immer gleichen Muster: 1 bis 2 Zugpferde mit Erfahrung, dazu etwa ebenso viele Acts, die von wechselnden Labels und Leitmedien aktuell zum heißen Scheiß gepusht werden sollen, und zu guter Letzt die wahrscheinlich zahlenden Anderen. Ergebnis dieses vorrangig gewinnorientierten Streamlinings ist ein durchwachsener Abend für angenehme 25 - 30€, bei dem man eigentlich nur auf die Headliner wartet und sich bis dahin notwendigerweise durch das Drumherum steht. Unterm Strich also vor allem für die kleineren Vorbands und den Besucher eine ausschließlich positive Erfahrung...
...die nach diesem leichtfüßigen Vorspiel jedoch keinerlei Erwähnung mehr finden soll - wir sind ja schließlich wegen der Musi hier. Für selbige sind beim zweiten Abschnitt des offenbar bereits 2014 gestarteten Killfest-Treks OVERKILL, SANCTUARY, die Italiener METHEDRAS und SUBORNED aus der Schweiz zuständig. Letztere beginnen pünktlich gegen 19:30 Uhr und lernen die Vorteile einer Wochentagsshow kennen: Zwar wird sich der Saal im Laufe des Abends noch bis knapp zur Hälfte füllen - aktuell finden sich jedoch nur etwa 30, 40 Leute, die der leicht hyperaktiv wirkenden Show des eidgenössischen Quartetts ihre Aufmerksamkeit schenken.
Musikalisch bieten SUBORNED eine Mischung aus aggressivem Oldschoolgefräse, reichlich Soli und zwischen 80s und angeschwärzt pendelnder Vokalarbeit. Das klingt auf dem Papier so unspektakulär wie es in natura ist und wird vor allem durch die unbefriedigende Saitenfraktion nicht besser: SUBORNED machen vorrangig dann Spaß, wenn die sägeblattbewehrte Nagelkeule kreist, doch leider verliert sich Gitarrero Mössinger immer wieder in gleichermaßen ausdauernder wie überflüssiger Griffbrettakrobatik. Mangels zweiter Gitarre oder kompensierender Bassarbeit geht dieses Malmsteening jedoch meist auf Kosten der Songs und auch wenn manche Übergänge von Solo zu Riff wirklich überzeugen können, wirken die technisch sauberen Kabinettstückchen in diesem Ausmaß nur selten dramaturgisch sinnvoll. Engagierter Auftritt ohne Mitriss.
Dieses Problem haben METHEDRAS anschließend weniger: Die Jungs aus Monza finden die düstere TESTAMENT-Periode wahrscheinlich ebenso gut wie den Groove von SEPULTURA und vertiefen das Ganze gelegentlich durch industrielles Sounddesign. Resultat ist jene leicht obskure Art Neo-Thrash, welche der geneigte Hörer vielleicht am ehesten mit den 90ern verbinden dürfte und die von den - in weiße Flatterhemden gewandeten - Italienern vergleichsweise routiniert verkauft wird.
Die Stücke selbst sind im besten Sinne straighte Allrounder - gut abgehangene Ware von der metallischen Dauerwursttheke, der man trotz einer gewissen Gleichförmigkeit im Gesangsbereich und reichlich Dejavú-Potenzial nur schwer böse sein kann. Zudem kommt das Material trotz des leicht verwaschenen Sounds ausreichend aggressiv rüber. Vor immer noch magerer Kulisse also ein durchaus solider Gig, dem vor allem die (im Vergleich zum Album) sehr hintergründig abgemischten Keyboardsounds gut getan haben.
Anschließend ist es dann an der Zeit für SANCTUARY, die mit "The Year The Sun Died" eine erstaunlich starke neue Scheibe am Start haben und das seit Konzertbeginn abgehangene Drumkit des Headliners dennoch nicht benutzen dürfen. Keine Ahnung, warum OVERKILL ihren Openern auf diese Weise ohne Not die halbe Bühnenfläche vorenthalten - leicht arrogant wirkt derlei Gehabe jedoch allemal.
Egal, SANCTUARY legen mit einem stimmlich bestens aufgelegten Warrel Dane los und feuern dem mittlerweile deutlich enger gestaffelten Publikum zunächst "Arise And Purify" und "Let The Serpent Follow Me" vor den Latz. Wie oben bereits erwähnt, macht Dane live eine echt gute Figur, wenngleich das Echo teils epische Dimensionen erreicht und sich manche gedoppelten Passagen aufgrund der Gleichzeitigkeit von sehr hohem und normalem Gesang nicht unbedingt logisch erklären lassen. Der total eigenen Faszination des stets etwas abgedreht wirkenden Fronters tut das allerdings keinen Abbruch, zumal auch der Rest der Band sein Möglichstes tut, um dem hochklassigen Material Leben einzuhauchen.
Zwar gibt es gelegentlich kleine Unstimmigkeiten (Dane und Bassist Sheppard spielen "such' den Mikroständer...!" und gucken abwechselnd böse), Mister Rutledge ist nicht unbedingt eine Rampensau, doch dafür wartet Ex-ARCH ENEMY-Klampfer Nick Cordle mit reichlich Spielfreude auf und bringt zu Granaten wie "Die For My Sins", "Battle Angels" oder der Powerballade (kann man das noch sagen?) "The Mirror Black" Bewegung ins altersbedingt eher statische Bühnengeschehen.
Höhepunkt des an Höhepunkten gewiss nicht armen Sets ist in meinen Augen das grandios trocken angekündigte "Frozen" - "...this next one is about the end of the world: everyone dies, all your friends and family - gone. tragic." - wenngleich die Setlist natürlich für jeden etwas bietet:
Arise And Purify
Let The Serpent Follow Me
Seasons Of Destruction
Die For My Sins
Battle Angels
The Mirror Black
Frozen
Question Existence Fading
The Year The Sun Died
Future Tense
Taste Revenge
Nach derart satter Vorarbeit können OVERKILL natürlich bequem aus dem Vollen schöpfen und erwischen mit "Armorist" einen Einstand nach Maß: Die Nummer zeigt, dass die Urgesteine beileibe nicht tot sind und den stählernen Arschtrittorden am Bande auch im Jahre 35 nach Bandgründung mehr als verdient haben.
Mit "Drop The Hammer Down" und dem angenehm klischeefrei betitelten "Electric Rattlesnake" kommt im Anschluss die 2012er Scheibe "Electric Age" zum Zuge, was Blitz ausgiebig zum Posieren nutzt: Da blitzen die Augen, da wedeln die Arme, da rühren die Hände unaufhörlich durch Nebel und Luft, während sich ein sichtlich entspannter D.D. Verni mehr und mehr zur mit Abstand coolsten Sau des Abends aufschwingt. Gut, mit einem Mörser-Triplet des Kalibers "Powersurge"/"United We Stand"/"Rotten To The Core" hätten das andere auch geschafft, aber es ist schon beachtlich, wie authentisch Verni und der gutgelaunte Jungspund Tailer hier ihr Ding durchziehen, während Ellsworth mitunter arg bemüht bis grotesk rüberkommt.
Auffällig ist das nicht zuletzt, weil er in wirklich jeder Gesangspause aus dem Blickfeld in Richtung Bühnenrand verschwindet, nur um bei der nächsten Strophe aus dem Nichts zum Mikro zu hechten und dort total abgefahren zu posen - das stört für meinen Geschmack das Banderlebnis und wirkt in manchen Momenten schlicht albern. SANCTUARY hatten kurz vorher das gleiche Problem (Dane verließ in seinen Gesangspausen des öfteren die sichtbare Bühne), allerdings fiel das aufgrund des ohnehin reduzierteren Stageactings ihres Fronters nicht so stark ins Gewicht. Generell würde ich es jedoch begrüßen, dass eine Band ihren Gig zusammen abreißt und dabei auf Nachpudern/Sauerstoffzelt/Telefonieren/Animositäten-Kindergarten verzichtet. Und wenn es zusammen keinen Spaß mehr macht oder die Egos endgültig zu groß werden, dann muss man halt auch mal einen Schnitt machen können.
Von derlei Nebenwirkungen abgesehen dürften OVERKILL ihre Fans jedoch sehr glücklich gemacht haben: Der Sound superdick, die Songauswahl bis hin zum Rausschmeißer-Doppel aus "Elimination" und dem SUBHUMANS-Cover "Fuck You" tadellos, die Spielzeit gerade richtig, um ernsthafte Ermüdungserscheinungen auszuschließen. In der Form müssten die Amis das 40-jährige Bandjubiläum jedenfalls problemlos auf die Reihe bekommen.
War noch was? - Ach ja, Shirtpreise durch die Bank ab 25€ aufwärts, gerne auch für den billigen 2-Farb-Druck. I don't care what you sell, fuck you! ;)