Kings of Black Metal 2015
Kings of Black Metal 2015
Alsfeld, Stadthalle
25.04.2015
25.04.2015
Man besinnt sich aufs Wesentliche bei den Kings of Black Metal. Und das ist der Samstag. Nachdem im Vorjahr das Festival um einen ganzen Tag gewachsen war, was sich ja durchaus bewährt hatte, ist die Auflage von 2015 wieder nur eintägig. Mir persönlich ist es ganz recht, denn bereits mehrere Monate zuvor war in Alsfeld kein Schlafplatz mehr aufzutreiben, was einen Helden in unserer kleinen Reisegruppe dazu bewog sich zu opfern und nachts wieder gen Rheinland zu fahren. Marcel, du bist der König!
Die Anreise verlief komplikationsfrei, dennoch kommen wir so in Alsfeld an, dass wir bloß noch die letzten Töne von DEATHROW mitbekommen, die ich im Vorfeld bereits von meiner Interessenliste gestrichen habe. Der Grund liegt auf der Hand, es ist einfach eine höchst durchschnittliche Band, die wenig interessante Musik macht. Und was sie live bieten, scheint dem zu entsprechen, was man auf Platte von ihnen zu hören bekommt. Nordisch geprägter Primitvo-BM, wie er einst von unzähligen Bands gespielt wurde, über die heute glücklicherweise keiner mehr redet. So wenig wir bei DEATHROW verpasst haben, so bedauerlich ist es, dass dieses Thema am heutigen Abend noch einmal aufgegriffen werden muss.
Nun stehen BÖLZER auf dem Programm und wer in den letzten Jahren ab und an auf extremmetallischen Konzerten unterwegs war, wird die zwei Schweizer gesehen haben. Schließlich haben sie mit ihren beiden EPs für einigen Rummel gesorgt und spielen seitdem vor allen, die nicht bei drei auf den Bäumen sind. Das mag zwar gehässig klingen, ist aber gar nicht so gemeint, denn BÖLZER sind eine höchst originelle Band, die sehr früh einen eigenen Sound entwickelt hat. Und heute fällt besonders positiv ins Gewicht, dass die Tontechnik ihnen einen echten Dienst erweist. Noch nie habe ich den Sound bei BÖLZER so klar und differenziert gehört, was ihnen live eine ganz neue Qualität gibt. Das Set ist minimalistisch und kompakt und als endlich „Entranced by the Wolfshook‟ gespielt wird, ist klar, dass diese zwei heute eine ganz eigene Nummer sind. Zwar fügen sie sich nicht unmittelbar ins Motto des Festivals ein, doch eine Bereicherung sind BÖLZER immer.
Der folgende Slot musste von den Veranstaltern sehr kurzfristig umbesetzt werden. VANHELGA haben abgesagt und THYRGRIM sind eingesprungen. Wir räumen der Band nicht viel Zeit ein. Der erste Eindruck ist sehr durchschnittlich und kraftlos und als in einem Downtempoteil die Band mit einem Arpeggio, das jeder Gitarrenschüler nach der dritten Unterrichtsstunde beherrscht, versucht wird, Atmosphäre zu schaffen, ist klar, dass wir unsere Zeit besser investieren können. Es ist trocken, es gibt Merchandise und Musikhändler, da sind wir besser aufgehoben.
Leider verquatschen wir uns ein wenig und verpassen den Anfang von FIDES INVERSA, was ich im Nachhinein sehr bereue. Die Italiener sind mir bis dato nur vom Namen her geläufig, doch was wir hier zu hören bekommen, ist bemerkenswert. Zwar kann man ihren Sound als orthdoxen Black Metal bezeichnen, doch ist damit nicht genug gesagt. Das Riffing ist modern und hypnotisch, die Performance voller Energie und mir wird in diesem Moment klar, dass ich mich mit FIDES INVERSA beschäftigen muss, wenn dieser Tag vorüber ist.
Und jetzt kommt eine Band, die einen Hauptgrund für mein Erscheinen darstellt, sofern man ignoriert, dass es eine feste Tradition geworden ist, zum Kings of Black Metal zu fahren. Diese Band besticht durch eine Menge hochwertiges Material und ist dazu nur selten in unseren Breitengraden zu sehen. NIGHTBRINGER haben den Weg über den großen Teich geschafft und stehen in Alsfeld auf der Bühne. Ein wenig irritiert bin ich schon, weil ich viel mehr Bühnendeko und schwarzmetallisches Klimbim erwartet hatte, doch außer entsprechenden Bühnenoutfits konzentrieren sich NIGHTBRINGER auf die Musik. Und die hat es in sich. Vollkommen vertieft in ihren brachialen und melodischen Sound liefern die US-Amerikaner ein bemerkenswertes Brett ab, das so mancher Band heute zeigt, wie man Black Metal macht und ihn vollkommen unprätentiös live präsentiert. Die Gitarrenarbeit ist eine Ohrenweide, der Sound so gut, wie er bei einer solchen Band sein muss und das Set nach 50 Minuten leider viel zu schnell vorbei. Es ist mir nicht klar, wie man eine solche Band am Nachmittag auf die Bühne schicken kann, vor allem im Vergleich mit Einigem, was noch folgen sollte. Zwar hat man ihnen eine bevorzugte Spielzeit eingeräumt, doch es wäre eine weisere Entscheidung gewesen, NIGHTBRINGER später ins Programm zu nehmen.
Andererseits ist jetzt klar, dass wir eine Essenspause brauchen. Und so verzichten wir auf CARACH ANGREN, um uns beim benachbarten Pizzaimbiss zu versorgen, der über die Jahre zu einem der Hauptcaterer des Festivals geworden ist. Dummerweise ist man dort personell so schlecht aufgestellt, dass es heute ewig dauert, bis wir unser Essen bekommen und dann noch eine zweite Ewigkeit, bis jemand Geld entgegennimmt. Das führt dazu, dass wir leider viel zu spät zu TEMPLE OF BAAL kommen, die heute eine Ladung Death Metal ins Programm bringen sollen. Was wir noch mitbekommen, ist schickes Geboller, kraftvoll und in zumeist hohem Tempo, das sich hören lassen kann und einen willkommenen musikalischen Kontrast bietet.
Für Freunde des atmosphärischen Black Metal mit okkultem Zuschnitt kommt nun das nächste Highlight, denn HETROERTZEN stehen auf dem Programm. Leider vergeigt der Tonmann den Anfang des Sets, indem er dem Mikro den Saft abdreht und die Band ihren ersten Songs erst beim zweiten Ansatz spielen kann. Das ist für eine Band, die so feinsinnig und mit rituellem Anspruch vorgeht, sehr ärgerlich, letztlich aber nur menschlich. Und im weiteren Verlauf können HETROERTZEN nicht nur begeistern, sondern auch nachhaltig faszinieren. Frontmann Frater D hat einen ganz eigenen Gesangsstil, der sich weit abseits aller Traditionen bewegt und vielmehr rezitierenden Charakter hat, als dass er kreischt oder growlt. Dabei hat er ein bemerkenswertes Stimmvolumen und eine großartige Ausstrahlung auf der Bühne. Der Sound ist ebenfalls sehr sauber, nachdem die Anfangsschwierigkeiten überwunden sind und HETROERTZEN markieren ein klares Highlight des Tages. An diesem Set stimmt alles und mein lauwarmer Eindruck des aktuellen Albums rückt hinter einem ausgezeichneten Auftritt in weite Ferne.
Hoch in der Gunst des Publikums stehen auch ACHERONTAS und man merkt dem Füllstand der Halle deutlich an, dass wir uns in Headlinergefilden bewegen, wenngleich es nie überfüllt ist. Ganz im Gegenteil ist die Besucherzahl sehr angenehm und genau am richtigen Schnittpunkt von „gut besucht‟ und „Bewegungsfreiheit‟. So sehr ich die Griechen musikalisch zu schätzen weiß, so sehr befremdet mich ihr Auftritt. Nicht nur, dass die Bühnenoutfits einigermaßen misslungen sind und den wunderlichen Eindruck von okkulten Banditentum vermitteln, der Band fehlt auch der entscheidende Funke Charisma beim Auftritt. Berücksichtigt man dann noch, dass es reichlich Grund zu zweifeln gibt, wie weit diese Herren politisch im Abseits stehen, plagten mich das ganze Set über Gedanken, wie ich weiter mit dieser Truppe verfahren soll. Musikalisch sind ACHERONTAS über jeden Zweifel erhaben und ihr Auftritt ist in dieser Hinsicht mehr als gelungen. Jeder Song sitzt, der Sound ist fantastisch, die Melodien fesseln und es gibt Gastauftritte von zwei weiteren Sängern. Doch irgendwie werde ich den Eindruck nicht los, dass im esoterischen Hokuspokus dieser Truppe mehr braune Soße steckt, als es beim bloßen Hören scheint.
Ganz offenkundig haben viele Menschen heute abend auf CRAFT gewartet. Die Schweden haben sich schließlich lange rar gemacht und genießen bei nicht wenigen Szenegängern Kultstatus. Doch was sich hier bietet, ist einfach nur als kurios zu bezeichnen. Statt dem Image des oldschooligen Leder- und Nietenfetisch gerecht zu werden, stehen dort Musiker auf der Bühne, von denen man eher Sludge oder Post-Rock erwarten würde, abgesehen vom Sänger Nox, der sich vollkommen statisch über die Bühne wälzt und vor allem verlebt wirkt. Vom Charisma eines Frontmannes ist nichts zu spüren, der Eindruck einer homogenen Band kommt auch nicht auf und musikalisch gibt es ebenfalls genügend Gründe zu meckern. Der Sound der Band ist sicherlich Geschmackssache, doch diese einfallslose Variante von Black 'n' Roll und DARKTHRONE-Epigonentum sollte eigentlich keinen Hund hinter dem Ofen hervorlocken. Sollte man meinen. Nicht wenige Anwesende sehen das anders und gehen das Set begeistert an. Ich für meinen Teil entscheide mich, lieber ein wenig frische Luft unter einem inzwischen sternenklaren Himmel zu schnuppern, um fit für den Headliner zu sein. CRAFT sind dieser Position nicht würdig, da haben wir heute eine ganze Reihe Bands gesehen, die in einer ganz anderen Liga spielen und die den Posten des Co-Headliners deutlich würdiger gefüllt hätten.
Nach einer der gefürchteten Umbaupausen, die in Sachen Black Metal nur WATAIN hinbekommen, geht es um 20 nach zwölf mit einer der wohl angesagtesten Bands des Genres los. Und jedes Mal, wenn ich sie sehe, kann ich nachvollziehen, warum das so ist. WATAIN sind einfach eine Klasse für sich. Die pyromanische Bühnenshow, die Mischung aus ultrabösem Image und hochmelodischen Gassenhauern, die Energie, die einem permanent um die Ohren gehauen wird, sind einzigartig. Und ob man all das antikosmische Brimborium nun ernst nimmt oder nicht, ist letztlich vollkommen egal. WATAIN wissen wie kaum jemand anders in diesem Genre, wie man eine richtig dicke Rock 'n' Roll Show abzieht. Die Schweden spielen viel Material vom neuen Album, einige Hits werden schmerzlich vermisst, aber als „Malfeitor‟ angestimmt wird, liegt ihnen das zu dieser Stunde deutlich reduzierte Publikum zu Füßen. Zum Abschluss gibt es dann noch volle 15 Minuten „Waters of Ain‟. Auch wenn WATAIN eigentlich alles wie immer machen, ist es doch jedes Mal aufs Neue wieder ein Genuss. Nicht umsonst sind sie zum dritten Mal Headliner dieses Festivals. Nomen est omen!
Und so endet noch vor zwei Uhr dieser abwechslungsreiche Tag, der reich an Hoch- und Tiefpunkten war. Der Fokus auf die eher okkult-atmosphärische Seite des Black Metal war grundsätzlich eine gelungene Entscheidung der Veranstalter, auch wenn ich nicht die ganze Planung nachvollziehen kann. Dennoch hat es sich wieder einmal gelohnt und so machen wir uns in tiefer Nacht wieder auf in Richtung Rheinland.
Für die Fotos danke ich Adrian, der unter dem Namen Nekrographie immer wieder herausragende Bilder macht. Sollten euch seine Bilder gefallen, schaut euch doch auch seine nicht-metallischen Arbeiten an: Facetten.
Die Anreise verlief komplikationsfrei, dennoch kommen wir so in Alsfeld an, dass wir bloß noch die letzten Töne von DEATHROW mitbekommen, die ich im Vorfeld bereits von meiner Interessenliste gestrichen habe. Der Grund liegt auf der Hand, es ist einfach eine höchst durchschnittliche Band, die wenig interessante Musik macht. Und was sie live bieten, scheint dem zu entsprechen, was man auf Platte von ihnen zu hören bekommt. Nordisch geprägter Primitvo-BM, wie er einst von unzähligen Bands gespielt wurde, über die heute glücklicherweise keiner mehr redet. So wenig wir bei DEATHROW verpasst haben, so bedauerlich ist es, dass dieses Thema am heutigen Abend noch einmal aufgegriffen werden muss.
Nun stehen BÖLZER auf dem Programm und wer in den letzten Jahren ab und an auf extremmetallischen Konzerten unterwegs war, wird die zwei Schweizer gesehen haben. Schließlich haben sie mit ihren beiden EPs für einigen Rummel gesorgt und spielen seitdem vor allen, die nicht bei drei auf den Bäumen sind. Das mag zwar gehässig klingen, ist aber gar nicht so gemeint, denn BÖLZER sind eine höchst originelle Band, die sehr früh einen eigenen Sound entwickelt hat. Und heute fällt besonders positiv ins Gewicht, dass die Tontechnik ihnen einen echten Dienst erweist. Noch nie habe ich den Sound bei BÖLZER so klar und differenziert gehört, was ihnen live eine ganz neue Qualität gibt. Das Set ist minimalistisch und kompakt und als endlich „Entranced by the Wolfshook‟ gespielt wird, ist klar, dass diese zwei heute eine ganz eigene Nummer sind. Zwar fügen sie sich nicht unmittelbar ins Motto des Festivals ein, doch eine Bereicherung sind BÖLZER immer.
Der folgende Slot musste von den Veranstaltern sehr kurzfristig umbesetzt werden. VANHELGA haben abgesagt und THYRGRIM sind eingesprungen. Wir räumen der Band nicht viel Zeit ein. Der erste Eindruck ist sehr durchschnittlich und kraftlos und als in einem Downtempoteil die Band mit einem Arpeggio, das jeder Gitarrenschüler nach der dritten Unterrichtsstunde beherrscht, versucht wird, Atmosphäre zu schaffen, ist klar, dass wir unsere Zeit besser investieren können. Es ist trocken, es gibt Merchandise und Musikhändler, da sind wir besser aufgehoben.
Leider verquatschen wir uns ein wenig und verpassen den Anfang von FIDES INVERSA, was ich im Nachhinein sehr bereue. Die Italiener sind mir bis dato nur vom Namen her geläufig, doch was wir hier zu hören bekommen, ist bemerkenswert. Zwar kann man ihren Sound als orthdoxen Black Metal bezeichnen, doch ist damit nicht genug gesagt. Das Riffing ist modern und hypnotisch, die Performance voller Energie und mir wird in diesem Moment klar, dass ich mich mit FIDES INVERSA beschäftigen muss, wenn dieser Tag vorüber ist.
Und jetzt kommt eine Band, die einen Hauptgrund für mein Erscheinen darstellt, sofern man ignoriert, dass es eine feste Tradition geworden ist, zum Kings of Black Metal zu fahren. Diese Band besticht durch eine Menge hochwertiges Material und ist dazu nur selten in unseren Breitengraden zu sehen. NIGHTBRINGER haben den Weg über den großen Teich geschafft und stehen in Alsfeld auf der Bühne. Ein wenig irritiert bin ich schon, weil ich viel mehr Bühnendeko und schwarzmetallisches Klimbim erwartet hatte, doch außer entsprechenden Bühnenoutfits konzentrieren sich NIGHTBRINGER auf die Musik. Und die hat es in sich. Vollkommen vertieft in ihren brachialen und melodischen Sound liefern die US-Amerikaner ein bemerkenswertes Brett ab, das so mancher Band heute zeigt, wie man Black Metal macht und ihn vollkommen unprätentiös live präsentiert. Die Gitarrenarbeit ist eine Ohrenweide, der Sound so gut, wie er bei einer solchen Band sein muss und das Set nach 50 Minuten leider viel zu schnell vorbei. Es ist mir nicht klar, wie man eine solche Band am Nachmittag auf die Bühne schicken kann, vor allem im Vergleich mit Einigem, was noch folgen sollte. Zwar hat man ihnen eine bevorzugte Spielzeit eingeräumt, doch es wäre eine weisere Entscheidung gewesen, NIGHTBRINGER später ins Programm zu nehmen.
Andererseits ist jetzt klar, dass wir eine Essenspause brauchen. Und so verzichten wir auf CARACH ANGREN, um uns beim benachbarten Pizzaimbiss zu versorgen, der über die Jahre zu einem der Hauptcaterer des Festivals geworden ist. Dummerweise ist man dort personell so schlecht aufgestellt, dass es heute ewig dauert, bis wir unser Essen bekommen und dann noch eine zweite Ewigkeit, bis jemand Geld entgegennimmt. Das führt dazu, dass wir leider viel zu spät zu TEMPLE OF BAAL kommen, die heute eine Ladung Death Metal ins Programm bringen sollen. Was wir noch mitbekommen, ist schickes Geboller, kraftvoll und in zumeist hohem Tempo, das sich hören lassen kann und einen willkommenen musikalischen Kontrast bietet.
Für Freunde des atmosphärischen Black Metal mit okkultem Zuschnitt kommt nun das nächste Highlight, denn HETROERTZEN stehen auf dem Programm. Leider vergeigt der Tonmann den Anfang des Sets, indem er dem Mikro den Saft abdreht und die Band ihren ersten Songs erst beim zweiten Ansatz spielen kann. Das ist für eine Band, die so feinsinnig und mit rituellem Anspruch vorgeht, sehr ärgerlich, letztlich aber nur menschlich. Und im weiteren Verlauf können HETROERTZEN nicht nur begeistern, sondern auch nachhaltig faszinieren. Frontmann Frater D hat einen ganz eigenen Gesangsstil, der sich weit abseits aller Traditionen bewegt und vielmehr rezitierenden Charakter hat, als dass er kreischt oder growlt. Dabei hat er ein bemerkenswertes Stimmvolumen und eine großartige Ausstrahlung auf der Bühne. Der Sound ist ebenfalls sehr sauber, nachdem die Anfangsschwierigkeiten überwunden sind und HETROERTZEN markieren ein klares Highlight des Tages. An diesem Set stimmt alles und mein lauwarmer Eindruck des aktuellen Albums rückt hinter einem ausgezeichneten Auftritt in weite Ferne.
Hoch in der Gunst des Publikums stehen auch ACHERONTAS und man merkt dem Füllstand der Halle deutlich an, dass wir uns in Headlinergefilden bewegen, wenngleich es nie überfüllt ist. Ganz im Gegenteil ist die Besucherzahl sehr angenehm und genau am richtigen Schnittpunkt von „gut besucht‟ und „Bewegungsfreiheit‟. So sehr ich die Griechen musikalisch zu schätzen weiß, so sehr befremdet mich ihr Auftritt. Nicht nur, dass die Bühnenoutfits einigermaßen misslungen sind und den wunderlichen Eindruck von okkulten Banditentum vermitteln, der Band fehlt auch der entscheidende Funke Charisma beim Auftritt. Berücksichtigt man dann noch, dass es reichlich Grund zu zweifeln gibt, wie weit diese Herren politisch im Abseits stehen, plagten mich das ganze Set über Gedanken, wie ich weiter mit dieser Truppe verfahren soll. Musikalisch sind ACHERONTAS über jeden Zweifel erhaben und ihr Auftritt ist in dieser Hinsicht mehr als gelungen. Jeder Song sitzt, der Sound ist fantastisch, die Melodien fesseln und es gibt Gastauftritte von zwei weiteren Sängern. Doch irgendwie werde ich den Eindruck nicht los, dass im esoterischen Hokuspokus dieser Truppe mehr braune Soße steckt, als es beim bloßen Hören scheint.
Ganz offenkundig haben viele Menschen heute abend auf CRAFT gewartet. Die Schweden haben sich schließlich lange rar gemacht und genießen bei nicht wenigen Szenegängern Kultstatus. Doch was sich hier bietet, ist einfach nur als kurios zu bezeichnen. Statt dem Image des oldschooligen Leder- und Nietenfetisch gerecht zu werden, stehen dort Musiker auf der Bühne, von denen man eher Sludge oder Post-Rock erwarten würde, abgesehen vom Sänger Nox, der sich vollkommen statisch über die Bühne wälzt und vor allem verlebt wirkt. Vom Charisma eines Frontmannes ist nichts zu spüren, der Eindruck einer homogenen Band kommt auch nicht auf und musikalisch gibt es ebenfalls genügend Gründe zu meckern. Der Sound der Band ist sicherlich Geschmackssache, doch diese einfallslose Variante von Black 'n' Roll und DARKTHRONE-Epigonentum sollte eigentlich keinen Hund hinter dem Ofen hervorlocken. Sollte man meinen. Nicht wenige Anwesende sehen das anders und gehen das Set begeistert an. Ich für meinen Teil entscheide mich, lieber ein wenig frische Luft unter einem inzwischen sternenklaren Himmel zu schnuppern, um fit für den Headliner zu sein. CRAFT sind dieser Position nicht würdig, da haben wir heute eine ganze Reihe Bands gesehen, die in einer ganz anderen Liga spielen und die den Posten des Co-Headliners deutlich würdiger gefüllt hätten.
Nach einer der gefürchteten Umbaupausen, die in Sachen Black Metal nur WATAIN hinbekommen, geht es um 20 nach zwölf mit einer der wohl angesagtesten Bands des Genres los. Und jedes Mal, wenn ich sie sehe, kann ich nachvollziehen, warum das so ist. WATAIN sind einfach eine Klasse für sich. Die pyromanische Bühnenshow, die Mischung aus ultrabösem Image und hochmelodischen Gassenhauern, die Energie, die einem permanent um die Ohren gehauen wird, sind einzigartig. Und ob man all das antikosmische Brimborium nun ernst nimmt oder nicht, ist letztlich vollkommen egal. WATAIN wissen wie kaum jemand anders in diesem Genre, wie man eine richtig dicke Rock 'n' Roll Show abzieht. Die Schweden spielen viel Material vom neuen Album, einige Hits werden schmerzlich vermisst, aber als „Malfeitor‟ angestimmt wird, liegt ihnen das zu dieser Stunde deutlich reduzierte Publikum zu Füßen. Zum Abschluss gibt es dann noch volle 15 Minuten „Waters of Ain‟. Auch wenn WATAIN eigentlich alles wie immer machen, ist es doch jedes Mal aufs Neue wieder ein Genuss. Nicht umsonst sind sie zum dritten Mal Headliner dieses Festivals. Nomen est omen!
Und so endet noch vor zwei Uhr dieser abwechslungsreiche Tag, der reich an Hoch- und Tiefpunkten war. Der Fokus auf die eher okkult-atmosphärische Seite des Black Metal war grundsätzlich eine gelungene Entscheidung der Veranstalter, auch wenn ich nicht die ganze Planung nachvollziehen kann. Dennoch hat es sich wieder einmal gelohnt und so machen wir uns in tiefer Nacht wieder auf in Richtung Rheinland.
Für die Fotos danke ich Adrian, der unter dem Namen Nekrographie immer wieder herausragende Bilder macht. Sollten euch seine Bilder gefallen, schaut euch doch auch seine nicht-metallischen Arbeiten an: Facetten.