FortaRock Festival
FortaRock Festival
Nijmegen, Goffertpark
06.06.2015
06.06.2015
Während am gleichen Wochenende beim Rock am Ring dessen Veranstalter und vor allem einige Besucher mit den dortigen Wetterkapriolen zu kämpfen haben, lacht über dem niederländischen Nijmegen die Sonne. Beste Bedingungen also, um im prachtvollen Grün des Goffertparks einige der Bands abzufeiern, die sich einen Tag später auch noch am Ring ihre Sporen verdienen sollen. Doch die siebte Auflage des FortaRock Festivals hat auch noch einiges mehr zu bieten als SLIPKNOT & Co...
Fast pünktlich um 11:00 Uhr werden die Pforten geöffnet, bevor also das harte, gut elfstündige musikalische Programm startet, hat man noch ausreichend Gelegenheit, sich mit den niederländischen Gepflogenheiten wie beispielsweise dem Münz-Bezahlsystem vertraut zu machen. Diese kann man sogleich wieder in Getränke und Essen ummünzen, an den vielen Merchständen sowie am Piercing- und Tattoostand jedoch ist natürlich nur Bares Wahres. Da unsere Nachbarn sich aber preislich oft noch leicht über dem deutschen Niveau bewegen, bietet es sich unter der bisweilen brennenden Sonne an, sein Erspartes in kühlende Getränke zu investieren und nur sporadisch einen Blick auf Tonträger und Shirts zu werfen.
Mehr als nur ein Auge leihen sollte man hingegen den Norwegern LEPROUS, die das Festival auf der 2nd Stage eröffnen dürfen, während gegenüber auf der noch etwas kleineren 3rd Stage die für die kurzfristig unpässlichen KING 810 eingesprungenen Lokalmatadoren CARACH ANGREN loslegen. Deren spooky Black Metal hätte mich zwar ebenso interessiert, allerdings haben LEPROUS erst vor wenigen Wochen mit "The Congregation" ein derart starkes neues Album vorgelegt, dass mir die Wahl nicht schwer fällt. Der Schwerpunkt des viel zu kurzen Sets liegt denn auch auf den erstmals live präsentierten neuen Songs, mit denen die Progger sich noch weiter vom Metal entfernt und in Richtung eines rifforientierten New Artrock entwickelt haben. Den einzigen möglichen Kritikpunkt an einer ansonsten an Intensität nicht zu überbietenden Performance liefert insofern die Setlist, als dass das Quintett für metallischen Kontrast in seinem schwelgerischen Rock hätte sorgen können, indem man harschere ältere Songs unter "The Price", "The Flood" und Co. gemischt hätte. Stattdessen entschieden die fünf immer noch verdammt jungen Herren sich dafür, den "Coal"-Neunminüter "The Valley" zu spielen, der sich schon ganz gut mit den neuen Songs vergleichen lässt. Spielerisch lässt die Band aber mal gar nichts anbrennen und sorgt mit einer tighten Show und vor allem den fantastischen mehrstimmigen Gesängen für einen Auftakt, den man sich stärker kaum hätte wünschen können.
Kaum sind die letzten Töne von LEPROUS verklungen, schallt von der Main Stage schon ein "Destroyer" herüber. Hier gbt es jetzt das absolute musikalische Kontrastprogramm zu dem soeben aufgesogenen, modernen Progressive Rock, nämlich 80er Metal aus dem Hause ENFORCER. Also schnell rüber zur großen Bühne, wo Olof Wikstrand und seine Mannen dieselbe gute Laune versprühen, die sowohl von ihren älteren Alben als auch von ihrem neuesten Streich "From Beyond" ausgeht. Schon jetzt fällt allerdings auf, dass man sich möglichst zentral vor der Hauptbühne positionieren sollte, wenn man möglichst guten Sound haben möchte. Je seitlicher man nämlich steht, desto mehr geht von den rasanten Gitarrenduellen verloren, die trotz des Herumwirbelns und -posens der Protagonisten eigentlich ganz sauber auf die Griffbretter gezaubert werden. Der Raum frontal vor der Bühne ist aber schon so gut gefüllt, dass nicht jedermann besten Sound genießen kann. Steht man jedoch günstig, kann man sich sowohl an flotterem Material wie "Mesmerized By Fire" wie auch an getrageneren Songs wie dem aktuellen Titeltrack erfreuen. So ganz springt der Funke auf das Publikum allerdings heute nicht über, was man der bemühten Band aber nicht wirklich vorwerfen kann. Die ganz große Partystimmung will um diese Uhrzeit einfach noch nicht aufkommen...
Anschließed geht es direkt weiter zur 3rd Stage, wo die Briten SYLOSIS für die ersten Circle Pits des Tages sorgen. Doch sorgen sie nicht nur mit moshbaren Grooves für Action vor der Bühne, sondern haben mit sportlicher Gitarrenarbeit auch was für's Ohr parat. Mit ihrem Anfang des Jahres erschienenen Album "Dormant Heart" hat das Quartett seine kreative Energie und Spielfreude erstmals in sofort nachvollziehbare und doch langlebige Songs zu kanalisieren, weshalb es auch nicht verwundert, dass auch bei SYLOSIS die Setlist sich vor allem auf das neue Album konzentriert. Dessen mit einem tollen Intro versehener und deshalb für den Auftakt prädestinierter Titeltrack eröffnet den Reigen, und auch wenn sowohl Stimme als auch Gitarrenleads anfangs etwas im Rhythmusgewitter unterzugehen drohen, frisst das moshwütige Publikum den Jungs sofort aus der Hand. Nach und nach wird auch der Sound besser und man kann sich als Nicht-im-Kreis-Läufer an der hörenswerten Gitarrenarbeit erfreuen, die der von solchen Kalibern wie TRIVIUM oder sogar MACHINE HEAD in nichts nachsteht. Hin und wieder werden auf der Bühne mal die Positionen gewechselt und die Fäuste gereckt, übertriebenes Stageacting hat die Band aber gar nicht nötig, stattdessen lässt man die Songs für sich sprechen. "Empyreal" beendet das Set, in dem sich die neuen Songs erwartungsgemäß mehr als beachtlich neben den älteren Gassenhauern behaupten können.
Was GODSMACK sich danach auf der Main Stage leisten, kann ich teilweise nicht ganz nachvollziehen. Zwar habe ich die Band in den letzten Jahren ohnehin aus den Augen verloren, die alten Hits locken mich dann aber doch. Von den ersten Songs kenne ich aber erstmal gar keinen, zu allem Überfluss leidet das Set unter demselben Soundphänomen wie vorher das von ENFORCER. Den Herren um Sully Erna muss man aber zugute halten, dass große Teile des Publikums die Band ziemlich abfeiern. Wie mal allerdings die ohnehin knapp bemessene Spielzeit dazu nutzen kann, fast eine viertel Stunde lang instrumental zu jammen, war für mich unverständlich. Nachdem Sully Erna das zweite Drumkit aber wieder verlassen hatte und wieder seine Stammposition am Mikro eingenommen hatte, nahm das Set mit den erhofften alten Hits zumindest ein versöhnliches Ende. Groovemonster wie "Awake" und "I Stand Alone" haben eben schon vor fünfzehn Jahren einwandfrei funktioniert und tun dies auch noch heute. Ein fader Beigeschmack blieb nichtsdestotrotz.
Anschließend hätte ich mir vielleicht mal eine Verschnaufpause gönnen können, da sowohl FLOTSAM AND JETSAM auf der kleinen als auch vor allem DYING FETUS auf der mittleren Bühne meinen persönlichen Geschmack nicht wirklich treffen. Stattdessen entschied ich mich aber, beiden Bands eine mehrere Songs währende Chance zu geben. Wenig überraschend steht im Nachhinein die Erkenntnis, dass ich mich für den nicht mit Melodien geizenden Thrash grundsätzlich eher erwärmen kann als für das technische Geholze der im Vorfeld des Festivals wegen ihres Namens in mediale Bedrängnis geratenen Death Metaller. Wohl deshalb spielen DYING FETUS komplett ohne Backdrop, um nicht noch weiter ins Visier verrückter holländischer Gynäkologen zu geraten. Ich persönlich störe mich eher an dem technisch eindrucksvollen, aber für mich seelenlosen Sperrfeuer und würde mir beim nächsten Mal eher FLOTSAM in voller Länge anschauen. Die euphorischeren Reaktionen rief allerdings in der Tat das Todes-Trio hervor. Nach drei, vier Songs habe ich aber genug gesehen und bringe mich lieber schon einmal in Stellung für die nächste Band.
Die hört auf den Namen PAPA ROACH und macht als nächstes die Hauptbühne unsicher. Oberkakerlake Jacoby Shaddix zeigt sich sowohl körperlich als auch stimmlich guter Form und nicht zuletzt deshalb sind er und seine drei Sidekicks in bester Laune. Dass sie mit "F.E.A.R." ein noch recht frisches Album am Start haben, dürfte hingegen nicht jeden der vor der Bühne reichlich versammelten Anwesenden tangieren, denn auch wenn die neuen Songs bewusst auf Eingängigkeit getrimmt wurden, können sie mit dem Schmiss der alten "Infest"-Hits nicht mithalten. Das wird schon nach den ersten zwei Songs deutlich, denn während der Jubel nach dem eröffnenden "Face Everything And Rise" anerkennend, aber nicht frenetisch ausfällt, verzieht sich bei dem lauthals mitgeschmetterten "Between Angels And Insects" jegliches Ungeziefer vor Schreck in die entlegensten Winkel. Dass das Publikum auch bei verzichtbarem Material wie "Kick In The Teeth" artig den Anfeuerungsrufen des PAPA ROACH-Fronters nachkommt, liegt wohl an dessen heute übersprudelnder Energie, die ihn auch schon mal von der hohen Bühne in den Fotograben heruntertreibt, wo er auf Tuchfühlung mit den ersten Reihen geht. Doof nur, dass er anschließend nicht weiß, "how the fuck" er da wieder hochkommen soll. Hat aber irgendwie geklappt, und mit dem abschließenden Songdoppel bestehend aus "Last Resort", bei dem Shaddix das Publikum auch alleine hätte singen lassen können, und dem finalen "...To Be Loved" stellt das Quartett mit einem über weite Strecken starten Gig klar, dass mit ihm noch immer zu rechnen ist.
Dieses Niveau können auf der 2nd Stage die Spaß-Stoner RED FANG anschließend leider nicht ganz halten. Woran das liegt, vermag ich nicht abschließend zu beurteilen, der Sound jedenfalls ist ordentlich. Vielleicht haben sie sich heute selber etwas zu fest an ihren einer gewissen Portion Ironie nicht entbehrenden Hinweis gehalten, dass ob der nach wie vor brutzelnden Sonne das ausgiebige Trinken von Wasser wirklich wichtig sei - in dieser Hinsicht geht das Quartett ja sonst nicht unbedingt mit gutem Bierspiel voran. Vielleicht haben sie auch am Vortag einfach etwas zu tief ins Glas geschaut und können heute nicht mit hundertprozentiger Energie ans Werk gehen. Vielleicht gehören sie auch einfach in einen kleinen, stickigen Club, wo der Schweiß von der Decke tropft. Wie dem auch sei, von RED FANG hat man schon mitreißendere Shows erlebt. Nichtsdestotrotz haben die Jungs natürlich einige nette Licks und Songs wie beispielsweise "Wires" am Start, in Ermangelung der ansonsten bekannt unterhaltsamen Interaktion mit dem Publikum bleibt unter dem Strich aber nicht mehr als eine passable Show. Schade.
Dass LAMB OF GOD-Frontsau Randy Blythe durchaus den Kontakt zum Publikum sucht, ist ja nichts Neues. Allerdings lässt er es sich nicht nehmen, darauf hinzuweisen, dass für ihn "safety first" gilt. Für sein vielleicht etwas angeschlagenes Image ist das vielleicht ganz gut, interessiert aber natürlich besonders die Diehard-Fans nicht, die viel lieber ihren Spaß haben und sich ohne Rücksicht auf Verluste im Pit zerlegen wollen. Dazu bietet das Set auch ausreichend Gelegenheit, serviert die Band dem FortaRock-Publikum doch langsame und schnelle Grooves aus nahezu jeder LAMB OF GOD-Schaffensphase. Bei ordentlich drückendem Sound wissen sowohl die Instrumentalisten mit ihrer Präzision als auch Blythe mit seiner mächtigen Stimme zu beeindrucken. Da kommen Brecher wie "Walk With Me In Hell" oder "Now You've Got Something To Die For" natürlich besonders gut. Mit "Still Echoes" hat die Band sogar einen brandneuen Track des im Juli erscheinenden Albums "VII: Sturm Und Drang" am Start. Der ruft zwar nicht ganz so euphorische Reaktionen hervor wie die älteren Stücke, macht aber wie der agile Auftritt der Band wieder Lust auf mehr LAMB OF GOD-Groove!
Wer jetzt die vergleichsweise entspannendere Rock-Variante wählen möchte, geht rüber zu CLUTCH, die Pit-Suchtis aber gönnen ihren bereits geschundenen Knochen natürlich keinen musikalischen Balsam, sondern muten sich gleich die nächste Abreibung bei HATEBREED zu. Keine schlechte Entscheidung, denn Jamey Jasta und seine Mannschaft präsentieren sich in guter Form. Die von Jasta skandierten HC-Parolen werden vom Publikum dankend aufgegriffen und aus vollen Kehlen mitgegrölt. Ruft er zum Hüpfen auf, wird mitgehüpft, soll man Schal, Shirt oder sonst etwas zum Song herumwirbeln, werden Schals, Shirts oder sonst etwas herumgewirbelt - sogar das von ihm vorgeschlagene "used condom" fliegt durch die Lüfte. Ansonsten reiht der Fünfer aus Connecticut Hit an Hit, wie schon vorher LAMB OF GOD gehen auch HATEBREED bis in ihre Anfangstage zurück und haben auch Songs aus den 90ern im Repertoire. Auch wenn die Energie bei dem einen oder anderen Zuschauer nach einem jetzt schon langen Tag so langsam schwindet, werden bei dem abschließenden Superhit-Doppel "I Will Be Heard" und "Destroy Everything" noch einmal alle Kräfte gebündelt, so dass es im Pit noch zwei Mal richtig brodelt. Somit hat die Band mal wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass auf sie stets Verlass ist.
Jetzt ist für mich aber mal Zeit für eine Verschnaufpause, denn angesichts schmerzender Knochen, sich immer stärker abzeichnenden Sonnenbrands und vor allem den beiden noch anstehenden Bands spare ich mir EPICA und begebe mich für einige Minuten in den Schatten. Aus sicherer Entfernung kann ich aber feststellen, dass die Band bei ihrem Heimspiel die Menge gut im Griff hat. Auch die ersten Pyros des Tages schinden durchaus Eindruck. Allerdings komme ich auch nicht umhin festzustellen, dass ich mit dem gebotenen operettenhaften Metal schlichtweg nichts anfangen kann und diese Verschnaufpause deshalb gut gewählt ist.
Zumal das Metalcore-Schwergewicht PARKWAY DRIVE naturgemäß noch einmal vollen Körpereinsatz fordert. Während gegenüber VENOM vor sich hinrumpeln, haben die Australier den vielleicht besten Sound des Festivals für sich gepachtet. Druckvoll werden die Breakdowns ins weite Rund gehämmert, glasklar sind aber auch die Gitarrenleads und -soli zu vernehmen. Die unglaubliche Präsenz der Band sorgt zudem dafür, dass das imposante Bühnenbild eines Großstadtmolochs fast genau so zur Randnotiz verkommt wie die Konfettikanonen, die beim Aufmarsch des Fünfers auf die Bühne abgefeuert werden. Bereits die ersten Gitarrentöne des Openers "Wild Eyes" werden von der gesamten Menge mitgesungen, und bis zum Ende des Sets lassen Winston McCall und seine Mitstreiter das Publikum nicht mehr aus ihrem vereinnahmenden Griff. Insbesondere die gute Laune des Fronters ist derart ansteckend, dass man ihm förmlich aus der Hand frisst. Selbst die untergehende Sonne wird von McCall mit einem Lächeln verabschiedet - kein Wunder, bei einer solchen Performance sind die von dem Bühnenbild gezeichneten schlechten Zeiten für diese Band auch lange nicht abzusehen. Crowdsurfer sind zwar von den Veranstaltern nur ungern gesehen, werden aber wieder und wieder von der Band gefordert und sind auch entsprechend oft zu sehen - insbesondere beim groovigen RAGE AGAINST THE MACHINE-Cover "Bulls On Parade". Pyro-Fontänen runden den explosiven Auftritt PARKWAY DRIVEs ab, der nur die Frage offen lässt, warum diese Band nicht auf der Main Stage spielen durfte...
Dort ist jetzt alles bereit für den Headliner SLIPKNOT, wegen dem wohl auch ein Großteil des Publikums überhaupt nach Nijmegen gekommen zu sein scheint. Zumindest suggerieren dies die vielen Bandshirts, wenn man mal seinen Blick umherschweifen lässt. Die meisten Augen aber sind gebannt auf die Bühne gerichtet: Zwei skeletöse Backdrops umrahmen eine geschwungene Öffnung in der Bühne, über der eine große diabolische Maske hängt, die später in den verschiedensten Farben leuchten soll. Zu den Tönen des leider vom Band kommenden Intros "XIX" besetzen die Maskenmänner nach und nach ihre Instrumente bzw. besteigen ihre Drumriser, als letztes schreitet Fronter Corey Taylor durch die Bühnenöffnung. Die Meute wartet gespannt darauf, dass endlich die Hölle losbrechen kann, und genau das tut es dann auch erwartungsgemäß, sobald der Opener "Sarcastrophe" ertönt. Trotz der Tatsache, dass man die folgenden knapp anderthalb Stunden wohl auch als SLIPKNOT-Routine bezeichnen könnte, wird jede Aktion des Neuners leidenschaftlich gefeiert und jeder Song der Iowa-Bande lauthals mitgesungen - auch die Songs des aktuellen Albums ".5: The Gray Chapter". Interessanterweise sind es aber weder die ganz neuen noch die ganz alten Titel, die am intensivsten abgefeiert werden, sondern das "Vol. 3"-Doppel "Before I Forget" und "Duality", die in einer Lautstärke mitgesungen werden, dass es eines Corey Taylors schon fast nicht mehr bedarf. In einer stimmlich derart guten Form kann man auf ihn aber nicht verzichten. Ob es auch nach fast 20 Jahren noch die Mätzchen von DJ Sid Wilson braucht, der jede ihm sich bietende Gelegenheit nutzt, Bühnendeko oder Drumriser zu erklimmen, um von dort wieder herunterzuspringen, bleibt jedoch fraglich. Im Prinzip funktioniert nämlich jeder der gebotenen Songs auch ohne das teilweise darum gemachte Tamtam ganz gut. Das nimmt man aber natürlich genau so gerne mit wie die größten Pyros des Tages und kniet selbstverständlich brav zu "Spit It Out" nieder, um anschließend upthefuck zu jumpen. Doch auch ein an Überraschungen armes Set vermag selbstverständlich Glücksgefühle auszulösen, und so dürfte wohl kaum einer der Anwesenden nach den Zugaben "(sic)" und "Surfacing" unzufrieden das Schlachtfeld verlassen...
Die einst so grüne Wiese ist nämlich über und über mit Müll bedeckt - so dankbar ich dafür bin, dass man beim FortaRock ohne Pfand auszukommen gedenkt, so unverständlich finde ich es, dass man auf einem solch großen Areal nur eine gute Handvoll an Mülleimern platziert. Sei's drum, bis auf den teilweise vom Winde verwehten Sound der Hauptbühne passen die sonstigen Rahmenbedingungen in Nijmegen, so dass man 2016 gerne wiederkommt. Bis dahin dürfte die Nachtbaustelle wohl hoffentlich auch der Vergangenheit angehören, so dass man im nächsten Jahr auf der Rückreise voraussichtlich nicht wieder länger im Stau auf der Autobahn steht...
Fast pünktlich um 11:00 Uhr werden die Pforten geöffnet, bevor also das harte, gut elfstündige musikalische Programm startet, hat man noch ausreichend Gelegenheit, sich mit den niederländischen Gepflogenheiten wie beispielsweise dem Münz-Bezahlsystem vertraut zu machen. Diese kann man sogleich wieder in Getränke und Essen ummünzen, an den vielen Merchständen sowie am Piercing- und Tattoostand jedoch ist natürlich nur Bares Wahres. Da unsere Nachbarn sich aber preislich oft noch leicht über dem deutschen Niveau bewegen, bietet es sich unter der bisweilen brennenden Sonne an, sein Erspartes in kühlende Getränke zu investieren und nur sporadisch einen Blick auf Tonträger und Shirts zu werfen.
Mehr als nur ein Auge leihen sollte man hingegen den Norwegern LEPROUS, die das Festival auf der 2nd Stage eröffnen dürfen, während gegenüber auf der noch etwas kleineren 3rd Stage die für die kurzfristig unpässlichen KING 810 eingesprungenen Lokalmatadoren CARACH ANGREN loslegen. Deren spooky Black Metal hätte mich zwar ebenso interessiert, allerdings haben LEPROUS erst vor wenigen Wochen mit "The Congregation" ein derart starkes neues Album vorgelegt, dass mir die Wahl nicht schwer fällt. Der Schwerpunkt des viel zu kurzen Sets liegt denn auch auf den erstmals live präsentierten neuen Songs, mit denen die Progger sich noch weiter vom Metal entfernt und in Richtung eines rifforientierten New Artrock entwickelt haben. Den einzigen möglichen Kritikpunkt an einer ansonsten an Intensität nicht zu überbietenden Performance liefert insofern die Setlist, als dass das Quintett für metallischen Kontrast in seinem schwelgerischen Rock hätte sorgen können, indem man harschere ältere Songs unter "The Price", "The Flood" und Co. gemischt hätte. Stattdessen entschieden die fünf immer noch verdammt jungen Herren sich dafür, den "Coal"-Neunminüter "The Valley" zu spielen, der sich schon ganz gut mit den neuen Songs vergleichen lässt. Spielerisch lässt die Band aber mal gar nichts anbrennen und sorgt mit einer tighten Show und vor allem den fantastischen mehrstimmigen Gesängen für einen Auftakt, den man sich stärker kaum hätte wünschen können.
Kaum sind die letzten Töne von LEPROUS verklungen, schallt von der Main Stage schon ein "Destroyer" herüber. Hier gbt es jetzt das absolute musikalische Kontrastprogramm zu dem soeben aufgesogenen, modernen Progressive Rock, nämlich 80er Metal aus dem Hause ENFORCER. Also schnell rüber zur großen Bühne, wo Olof Wikstrand und seine Mannen dieselbe gute Laune versprühen, die sowohl von ihren älteren Alben als auch von ihrem neuesten Streich "From Beyond" ausgeht. Schon jetzt fällt allerdings auf, dass man sich möglichst zentral vor der Hauptbühne positionieren sollte, wenn man möglichst guten Sound haben möchte. Je seitlicher man nämlich steht, desto mehr geht von den rasanten Gitarrenduellen verloren, die trotz des Herumwirbelns und -posens der Protagonisten eigentlich ganz sauber auf die Griffbretter gezaubert werden. Der Raum frontal vor der Bühne ist aber schon so gut gefüllt, dass nicht jedermann besten Sound genießen kann. Steht man jedoch günstig, kann man sich sowohl an flotterem Material wie "Mesmerized By Fire" wie auch an getrageneren Songs wie dem aktuellen Titeltrack erfreuen. So ganz springt der Funke auf das Publikum allerdings heute nicht über, was man der bemühten Band aber nicht wirklich vorwerfen kann. Die ganz große Partystimmung will um diese Uhrzeit einfach noch nicht aufkommen...
Anschließed geht es direkt weiter zur 3rd Stage, wo die Briten SYLOSIS für die ersten Circle Pits des Tages sorgen. Doch sorgen sie nicht nur mit moshbaren Grooves für Action vor der Bühne, sondern haben mit sportlicher Gitarrenarbeit auch was für's Ohr parat. Mit ihrem Anfang des Jahres erschienenen Album "Dormant Heart" hat das Quartett seine kreative Energie und Spielfreude erstmals in sofort nachvollziehbare und doch langlebige Songs zu kanalisieren, weshalb es auch nicht verwundert, dass auch bei SYLOSIS die Setlist sich vor allem auf das neue Album konzentriert. Dessen mit einem tollen Intro versehener und deshalb für den Auftakt prädestinierter Titeltrack eröffnet den Reigen, und auch wenn sowohl Stimme als auch Gitarrenleads anfangs etwas im Rhythmusgewitter unterzugehen drohen, frisst das moshwütige Publikum den Jungs sofort aus der Hand. Nach und nach wird auch der Sound besser und man kann sich als Nicht-im-Kreis-Läufer an der hörenswerten Gitarrenarbeit erfreuen, die der von solchen Kalibern wie TRIVIUM oder sogar MACHINE HEAD in nichts nachsteht. Hin und wieder werden auf der Bühne mal die Positionen gewechselt und die Fäuste gereckt, übertriebenes Stageacting hat die Band aber gar nicht nötig, stattdessen lässt man die Songs für sich sprechen. "Empyreal" beendet das Set, in dem sich die neuen Songs erwartungsgemäß mehr als beachtlich neben den älteren Gassenhauern behaupten können.
Was GODSMACK sich danach auf der Main Stage leisten, kann ich teilweise nicht ganz nachvollziehen. Zwar habe ich die Band in den letzten Jahren ohnehin aus den Augen verloren, die alten Hits locken mich dann aber doch. Von den ersten Songs kenne ich aber erstmal gar keinen, zu allem Überfluss leidet das Set unter demselben Soundphänomen wie vorher das von ENFORCER. Den Herren um Sully Erna muss man aber zugute halten, dass große Teile des Publikums die Band ziemlich abfeiern. Wie mal allerdings die ohnehin knapp bemessene Spielzeit dazu nutzen kann, fast eine viertel Stunde lang instrumental zu jammen, war für mich unverständlich. Nachdem Sully Erna das zweite Drumkit aber wieder verlassen hatte und wieder seine Stammposition am Mikro eingenommen hatte, nahm das Set mit den erhofften alten Hits zumindest ein versöhnliches Ende. Groovemonster wie "Awake" und "I Stand Alone" haben eben schon vor fünfzehn Jahren einwandfrei funktioniert und tun dies auch noch heute. Ein fader Beigeschmack blieb nichtsdestotrotz.
Anschließend hätte ich mir vielleicht mal eine Verschnaufpause gönnen können, da sowohl FLOTSAM AND JETSAM auf der kleinen als auch vor allem DYING FETUS auf der mittleren Bühne meinen persönlichen Geschmack nicht wirklich treffen. Stattdessen entschied ich mich aber, beiden Bands eine mehrere Songs währende Chance zu geben. Wenig überraschend steht im Nachhinein die Erkenntnis, dass ich mich für den nicht mit Melodien geizenden Thrash grundsätzlich eher erwärmen kann als für das technische Geholze der im Vorfeld des Festivals wegen ihres Namens in mediale Bedrängnis geratenen Death Metaller. Wohl deshalb spielen DYING FETUS komplett ohne Backdrop, um nicht noch weiter ins Visier verrückter holländischer Gynäkologen zu geraten. Ich persönlich störe mich eher an dem technisch eindrucksvollen, aber für mich seelenlosen Sperrfeuer und würde mir beim nächsten Mal eher FLOTSAM in voller Länge anschauen. Die euphorischeren Reaktionen rief allerdings in der Tat das Todes-Trio hervor. Nach drei, vier Songs habe ich aber genug gesehen und bringe mich lieber schon einmal in Stellung für die nächste Band.
Die hört auf den Namen PAPA ROACH und macht als nächstes die Hauptbühne unsicher. Oberkakerlake Jacoby Shaddix zeigt sich sowohl körperlich als auch stimmlich guter Form und nicht zuletzt deshalb sind er und seine drei Sidekicks in bester Laune. Dass sie mit "F.E.A.R." ein noch recht frisches Album am Start haben, dürfte hingegen nicht jeden der vor der Bühne reichlich versammelten Anwesenden tangieren, denn auch wenn die neuen Songs bewusst auf Eingängigkeit getrimmt wurden, können sie mit dem Schmiss der alten "Infest"-Hits nicht mithalten. Das wird schon nach den ersten zwei Songs deutlich, denn während der Jubel nach dem eröffnenden "Face Everything And Rise" anerkennend, aber nicht frenetisch ausfällt, verzieht sich bei dem lauthals mitgeschmetterten "Between Angels And Insects" jegliches Ungeziefer vor Schreck in die entlegensten Winkel. Dass das Publikum auch bei verzichtbarem Material wie "Kick In The Teeth" artig den Anfeuerungsrufen des PAPA ROACH-Fronters nachkommt, liegt wohl an dessen heute übersprudelnder Energie, die ihn auch schon mal von der hohen Bühne in den Fotograben heruntertreibt, wo er auf Tuchfühlung mit den ersten Reihen geht. Doof nur, dass er anschließend nicht weiß, "how the fuck" er da wieder hochkommen soll. Hat aber irgendwie geklappt, und mit dem abschließenden Songdoppel bestehend aus "Last Resort", bei dem Shaddix das Publikum auch alleine hätte singen lassen können, und dem finalen "...To Be Loved" stellt das Quartett mit einem über weite Strecken starten Gig klar, dass mit ihm noch immer zu rechnen ist.
Dieses Niveau können auf der 2nd Stage die Spaß-Stoner RED FANG anschließend leider nicht ganz halten. Woran das liegt, vermag ich nicht abschließend zu beurteilen, der Sound jedenfalls ist ordentlich. Vielleicht haben sie sich heute selber etwas zu fest an ihren einer gewissen Portion Ironie nicht entbehrenden Hinweis gehalten, dass ob der nach wie vor brutzelnden Sonne das ausgiebige Trinken von Wasser wirklich wichtig sei - in dieser Hinsicht geht das Quartett ja sonst nicht unbedingt mit gutem Bierspiel voran. Vielleicht haben sie auch am Vortag einfach etwas zu tief ins Glas geschaut und können heute nicht mit hundertprozentiger Energie ans Werk gehen. Vielleicht gehören sie auch einfach in einen kleinen, stickigen Club, wo der Schweiß von der Decke tropft. Wie dem auch sei, von RED FANG hat man schon mitreißendere Shows erlebt. Nichtsdestotrotz haben die Jungs natürlich einige nette Licks und Songs wie beispielsweise "Wires" am Start, in Ermangelung der ansonsten bekannt unterhaltsamen Interaktion mit dem Publikum bleibt unter dem Strich aber nicht mehr als eine passable Show. Schade.
Dass LAMB OF GOD-Frontsau Randy Blythe durchaus den Kontakt zum Publikum sucht, ist ja nichts Neues. Allerdings lässt er es sich nicht nehmen, darauf hinzuweisen, dass für ihn "safety first" gilt. Für sein vielleicht etwas angeschlagenes Image ist das vielleicht ganz gut, interessiert aber natürlich besonders die Diehard-Fans nicht, die viel lieber ihren Spaß haben und sich ohne Rücksicht auf Verluste im Pit zerlegen wollen. Dazu bietet das Set auch ausreichend Gelegenheit, serviert die Band dem FortaRock-Publikum doch langsame und schnelle Grooves aus nahezu jeder LAMB OF GOD-Schaffensphase. Bei ordentlich drückendem Sound wissen sowohl die Instrumentalisten mit ihrer Präzision als auch Blythe mit seiner mächtigen Stimme zu beeindrucken. Da kommen Brecher wie "Walk With Me In Hell" oder "Now You've Got Something To Die For" natürlich besonders gut. Mit "Still Echoes" hat die Band sogar einen brandneuen Track des im Juli erscheinenden Albums "VII: Sturm Und Drang" am Start. Der ruft zwar nicht ganz so euphorische Reaktionen hervor wie die älteren Stücke, macht aber wie der agile Auftritt der Band wieder Lust auf mehr LAMB OF GOD-Groove!
Wer jetzt die vergleichsweise entspannendere Rock-Variante wählen möchte, geht rüber zu CLUTCH, die Pit-Suchtis aber gönnen ihren bereits geschundenen Knochen natürlich keinen musikalischen Balsam, sondern muten sich gleich die nächste Abreibung bei HATEBREED zu. Keine schlechte Entscheidung, denn Jamey Jasta und seine Mannschaft präsentieren sich in guter Form. Die von Jasta skandierten HC-Parolen werden vom Publikum dankend aufgegriffen und aus vollen Kehlen mitgegrölt. Ruft er zum Hüpfen auf, wird mitgehüpft, soll man Schal, Shirt oder sonst etwas zum Song herumwirbeln, werden Schals, Shirts oder sonst etwas herumgewirbelt - sogar das von ihm vorgeschlagene "used condom" fliegt durch die Lüfte. Ansonsten reiht der Fünfer aus Connecticut Hit an Hit, wie schon vorher LAMB OF GOD gehen auch HATEBREED bis in ihre Anfangstage zurück und haben auch Songs aus den 90ern im Repertoire. Auch wenn die Energie bei dem einen oder anderen Zuschauer nach einem jetzt schon langen Tag so langsam schwindet, werden bei dem abschließenden Superhit-Doppel "I Will Be Heard" und "Destroy Everything" noch einmal alle Kräfte gebündelt, so dass es im Pit noch zwei Mal richtig brodelt. Somit hat die Band mal wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass auf sie stets Verlass ist.
Jetzt ist für mich aber mal Zeit für eine Verschnaufpause, denn angesichts schmerzender Knochen, sich immer stärker abzeichnenden Sonnenbrands und vor allem den beiden noch anstehenden Bands spare ich mir EPICA und begebe mich für einige Minuten in den Schatten. Aus sicherer Entfernung kann ich aber feststellen, dass die Band bei ihrem Heimspiel die Menge gut im Griff hat. Auch die ersten Pyros des Tages schinden durchaus Eindruck. Allerdings komme ich auch nicht umhin festzustellen, dass ich mit dem gebotenen operettenhaften Metal schlichtweg nichts anfangen kann und diese Verschnaufpause deshalb gut gewählt ist.
Zumal das Metalcore-Schwergewicht PARKWAY DRIVE naturgemäß noch einmal vollen Körpereinsatz fordert. Während gegenüber VENOM vor sich hinrumpeln, haben die Australier den vielleicht besten Sound des Festivals für sich gepachtet. Druckvoll werden die Breakdowns ins weite Rund gehämmert, glasklar sind aber auch die Gitarrenleads und -soli zu vernehmen. Die unglaubliche Präsenz der Band sorgt zudem dafür, dass das imposante Bühnenbild eines Großstadtmolochs fast genau so zur Randnotiz verkommt wie die Konfettikanonen, die beim Aufmarsch des Fünfers auf die Bühne abgefeuert werden. Bereits die ersten Gitarrentöne des Openers "Wild Eyes" werden von der gesamten Menge mitgesungen, und bis zum Ende des Sets lassen Winston McCall und seine Mitstreiter das Publikum nicht mehr aus ihrem vereinnahmenden Griff. Insbesondere die gute Laune des Fronters ist derart ansteckend, dass man ihm förmlich aus der Hand frisst. Selbst die untergehende Sonne wird von McCall mit einem Lächeln verabschiedet - kein Wunder, bei einer solchen Performance sind die von dem Bühnenbild gezeichneten schlechten Zeiten für diese Band auch lange nicht abzusehen. Crowdsurfer sind zwar von den Veranstaltern nur ungern gesehen, werden aber wieder und wieder von der Band gefordert und sind auch entsprechend oft zu sehen - insbesondere beim groovigen RAGE AGAINST THE MACHINE-Cover "Bulls On Parade". Pyro-Fontänen runden den explosiven Auftritt PARKWAY DRIVEs ab, der nur die Frage offen lässt, warum diese Band nicht auf der Main Stage spielen durfte...
Dort ist jetzt alles bereit für den Headliner SLIPKNOT, wegen dem wohl auch ein Großteil des Publikums überhaupt nach Nijmegen gekommen zu sein scheint. Zumindest suggerieren dies die vielen Bandshirts, wenn man mal seinen Blick umherschweifen lässt. Die meisten Augen aber sind gebannt auf die Bühne gerichtet: Zwei skeletöse Backdrops umrahmen eine geschwungene Öffnung in der Bühne, über der eine große diabolische Maske hängt, die später in den verschiedensten Farben leuchten soll. Zu den Tönen des leider vom Band kommenden Intros "XIX" besetzen die Maskenmänner nach und nach ihre Instrumente bzw. besteigen ihre Drumriser, als letztes schreitet Fronter Corey Taylor durch die Bühnenöffnung. Die Meute wartet gespannt darauf, dass endlich die Hölle losbrechen kann, und genau das tut es dann auch erwartungsgemäß, sobald der Opener "Sarcastrophe" ertönt. Trotz der Tatsache, dass man die folgenden knapp anderthalb Stunden wohl auch als SLIPKNOT-Routine bezeichnen könnte, wird jede Aktion des Neuners leidenschaftlich gefeiert und jeder Song der Iowa-Bande lauthals mitgesungen - auch die Songs des aktuellen Albums ".5: The Gray Chapter". Interessanterweise sind es aber weder die ganz neuen noch die ganz alten Titel, die am intensivsten abgefeiert werden, sondern das "Vol. 3"-Doppel "Before I Forget" und "Duality", die in einer Lautstärke mitgesungen werden, dass es eines Corey Taylors schon fast nicht mehr bedarf. In einer stimmlich derart guten Form kann man auf ihn aber nicht verzichten. Ob es auch nach fast 20 Jahren noch die Mätzchen von DJ Sid Wilson braucht, der jede ihm sich bietende Gelegenheit nutzt, Bühnendeko oder Drumriser zu erklimmen, um von dort wieder herunterzuspringen, bleibt jedoch fraglich. Im Prinzip funktioniert nämlich jeder der gebotenen Songs auch ohne das teilweise darum gemachte Tamtam ganz gut. Das nimmt man aber natürlich genau so gerne mit wie die größten Pyros des Tages und kniet selbstverständlich brav zu "Spit It Out" nieder, um anschließend upthefuck zu jumpen. Doch auch ein an Überraschungen armes Set vermag selbstverständlich Glücksgefühle auszulösen, und so dürfte wohl kaum einer der Anwesenden nach den Zugaben "(sic)" und "Surfacing" unzufrieden das Schlachtfeld verlassen...
Die einst so grüne Wiese ist nämlich über und über mit Müll bedeckt - so dankbar ich dafür bin, dass man beim FortaRock ohne Pfand auszukommen gedenkt, so unverständlich finde ich es, dass man auf einem solch großen Areal nur eine gute Handvoll an Mülleimern platziert. Sei's drum, bis auf den teilweise vom Winde verwehten Sound der Hauptbühne passen die sonstigen Rahmenbedingungen in Nijmegen, so dass man 2016 gerne wiederkommt. Bis dahin dürfte die Nachtbaustelle wohl hoffentlich auch der Vergangenheit angehören, so dass man im nächsten Jahr auf der Rückreise voraussichtlich nicht wieder länger im Stau auf der Autobahn steht...