Misfits Smoke Blow & Superstarfuckers
Misfits, Smoke Blow & Superstarfuckers
Essen, Zeche Carl
25.11.2004
25.11.2004
Jungejunge, in der Zeche Carl war ich echt schon lange nicht mehr. Komisch, dabei liegt der Club eigentlich von allen Konzertstätten im Ruhrpott am günstigsten (im Verhältnis zu meiner Wohnung jedenfalls), aber irgendwie werden dort fast nur Touren gebucht, die mich eher weniger jucken … na ja, heute ist alles anders, denn an diesem schweinekalten Donnerstag Abend haben sich die MISFITS nach langen Jahren mal wieder in diese Region verirrt. Man durfte gespannt sein, was das Trio, bestehend aus Bassist-und-jetzt-auch-Sänger Jerry Only, der als einziges Originalmitglied noch dabei ist, Dez Cadena von Black Flag und Marky Ramone (na, wo hat der denn wohl früher gespielt ?) zu leisten im Stande ist.
Eine interessante Anekdote spielt sich übrigens schon lange vor Konzertbeginn ab : während ich mit meinem Kumpel noch schnatternd in der Kälte stehe, tauchen (wie übrigens schon beim letzten Gastspiel der Band) plötzlich einige ältere Damen auf, die irrtümlich hier gelandet sind, weil sie eigentlich Karten für die Comedytruppe (?) 'Missfits' kaufen wollten. Deren Gesichter sind natürlich Gold wert, vor allem wenn sie die ganzen abgefuckten Typen sehen, die vor dem Eingang rumlungern. Na wenigstens bekommen durch die Aktion noch ein paar Fans Karten für den Abend.
Zurück zur Musik : bevor’s aber erst wird, geht erst mal ne Hannoveraner Truppe mit dem netten Namen SUPERSTARFUCKERS auf die Bühne. Doch anstatt die schon recht zahlreich anwesenden Zuschauer mit lahmen Eigenkompositionen zu nerven, startet das Quartett direkt durch und präsentiert einen reinen Coverset diverser Pop und Rock Klassiker, die natürlich anständig verhärtet werden. Die Jungs spielen ziemlich tight, und so macht es echt Spaß, Schoten wie „The Great Commandment“ (Camouflage), „White Wedding“ (Billy Idol) oder „All That She Wants“ (Ace Of Base) in krachigen Heavy Rock/Punk Versionen um die Ohren gehauen zu bekommen. Künstlerisch zwar ein Muster ohne Wert, dafür aber sehr unterhaltsam und perfekt zum Aufwärmen. Dürfen wiederkommen als Anheizer, die Typen !
Nach ner kurzen Pause gibt’s dann die nach eigener Ansage „asigste Band Deutschlands“ zu sehen : SMOKE BLOW aus Kiel. So schlimm ist’s aber dann doch nicht, obwohl der rotzige Misch aus Rock’n’Roll und Hardcore natürlich schon äußerst räudig klingt. Die Nordlichter treten mit zwei Fontmännern an, die gekonnt die einzelnen Gesang- und Gebrüllpassagen untereinander aufteilen. Das Publikum geht gut steil, und auch die Band legt sich ordentlich ins Zeug. Definitiv eine gute Leistung und viel besser als diverse andere Supportbands, die bereits einen deutlich größeren Namen haben.
Nach all dem Lärm wird’s dann aber echt langsam mal Zeit für den Headliner. Mittlerweile ist die Zeche bis zum Anschlag gerammelt voll (der Schuppen ist ausverkauft, schätzungsweise so 800 Nasen), und die Meute wartet gespannt auf die Könige des Horrorpunk. Das Publikum ist übrigens heute – im Gegensatz zu vielen anderen Punkkonzerten der letzten Zeit – nicht ganz so jung wie erwartet; lediglich ein Drittel musste wohl am nächsten Tag noch zur Schule. Ansonsten liefen aber auch ne Menge Metaller und sogar ein paar echte „Fiends“ in der kleinen Halle herum. Schön, dass es so was auch noch gibt. Naja, ich alleine kann ja auch nicht immer den Altersschnitt drastisch nach oben reißen.
Egal, nun geht’s endlich los. Jerry, Dez und Marky tauchen auf und nehmen Position ein. Jerry schreit schnell „Hello Essen ! This song is called ‘Hybrid Moment’” ins Mikro, und sofort ist Achterbahn angesagt. Pogo bis der Arzt kommt, die Zeche bebt. Zum Anfang gibt’s nur göttliche Klassiker (u.a. „Skulls“, „Last Caress“, „I Turned Into A Martian“ und „Astro Zombies“), die zudem in mindestens doppelt so schneller Geschwindigkeit wie auf Platte runtergehobelt werden. Der Wahnsinn ! Haben die Kerle nachher noch was vor ? Was für ein High Speed Inferno. Der Sound drückt sehr gut (auch wenn Dez’ Gitarre immer etwas untergeht), die Band spielt gut zusammen und ist zudem bestens bei Laune. Jerry brüllt zwar ganz passabel, kann aber natürlich weder Michael Graves noch Glenn Danzig das Wasser reichen. Speziell wenn er Töne etwas länger halten muss (z.B. bei „Some Kinda Hate“), versucht er es erst gar nicht und lässt stattdessen die unglaublich abgehenden Fans die Texte grölen.
Nachdem das Old School Hitfeuerwerk vorbei ist, gibt’s erst mal ein paar Ramones Songs, die Marky natürlich den verstorbenen Johnny, Dee Dee und Joey widmet. Anschließend wechselt das Trio wieder zu MISFITS Material, diesmal aus der zweiten Phase der Band nach der Reunion. Hier kicken speziell „Dig Up Her Bones“ und „Helena“ sehr gut. Dazwischen gibt’s auch zwei Oldies vom „Project 1950“, und Dez darf beim Black Flag Klassiker „Rise Above“ auch mal die Vocals übernehmen.
Nach dem Ramones Classic „I Wanna Be sedated“ geht man wieder ganz weit in die Vergangenheit zurück und bringt zwei tierische Kracher in Form von „Die, Die My Darling“ und „We Are 138“, woraufhin erstmal kurz Schluß ist. Nach nur wenigen Minuten stehen die Kerle aber schon wieder auf der Bühne, nur um neben dem anbetungswürdigen Ramones Tracks „Blitzkrieg Bop“ und „Beat On The Brat“ eine alles zerstörenden Version von „Death Comes Ripping“ in den tobenden Mob zu feuern. Danach ist allerdings auch Sense, und während sich die Halle langsam leert, geben Jerry und Dez noch artig Autogramme und zeigen echte Fannähe. Klasse !
Insgesamt ein wirklich sehr amüsanter Abend, der allerdings nicht wirklich unter den Namen MISFITS hätte laufen dürfen. Mittlerweile ist das hier nur noch ein All Star Projekt von ehemals ruhmreichen Altpunks, die ihre eigene Vergangenheit covern. Mit den Misfits der späten 90er (mit Doyle und Sänger Graves) hat das hier nichts mehr zu tun – von der mystischen Band mit Glenn Danzig ganz zu schweigen. Man verstehe mich nicht falsch, es hat Spaß gemacht. Aber bitte nennt es in Zukunft nicht mehr MISFITS. Das zerstört nur weiter die Legende dieser einzigartigen Band.
Setlist MISFITS :
Hybrid Moments
Teenagers From Mars
Skulls
Halloween
Last Caress
20 Eyes
Some Kinda Hate
I Turned Into A Martian
Astro Zombies
Attitude
I Just Want To Have Something To Do (RAMONES)
I Don’t Care (RAMONES)
Teenage Lobotomy (RAMONES)
Abominable Dr.Phibes
American Psycho
Walk Among Us
Dig Up Her Bones
Rise Above (BLACK FLAG)
This Magic Moment
Runaway
The KKK Took My Baby Away (RAMONES)
Sheena Is A Punk Rocker (RAMONES)
Kong At The Gates
The Forbidden Zone
Helena
I Wanna Be Sedated (RAMONES)
Die, Die My Darling
We Are 138
--- --- --- --- --- ---
Blitzkrieg Bop (RAMONES)
Beat On The Brat (RAMONES)
Death Comes Ripping
Eine interessante Anekdote spielt sich übrigens schon lange vor Konzertbeginn ab : während ich mit meinem Kumpel noch schnatternd in der Kälte stehe, tauchen (wie übrigens schon beim letzten Gastspiel der Band) plötzlich einige ältere Damen auf, die irrtümlich hier gelandet sind, weil sie eigentlich Karten für die Comedytruppe (?) 'Missfits' kaufen wollten. Deren Gesichter sind natürlich Gold wert, vor allem wenn sie die ganzen abgefuckten Typen sehen, die vor dem Eingang rumlungern. Na wenigstens bekommen durch die Aktion noch ein paar Fans Karten für den Abend.
Zurück zur Musik : bevor’s aber erst wird, geht erst mal ne Hannoveraner Truppe mit dem netten Namen SUPERSTARFUCKERS auf die Bühne. Doch anstatt die schon recht zahlreich anwesenden Zuschauer mit lahmen Eigenkompositionen zu nerven, startet das Quartett direkt durch und präsentiert einen reinen Coverset diverser Pop und Rock Klassiker, die natürlich anständig verhärtet werden. Die Jungs spielen ziemlich tight, und so macht es echt Spaß, Schoten wie „The Great Commandment“ (Camouflage), „White Wedding“ (Billy Idol) oder „All That She Wants“ (Ace Of Base) in krachigen Heavy Rock/Punk Versionen um die Ohren gehauen zu bekommen. Künstlerisch zwar ein Muster ohne Wert, dafür aber sehr unterhaltsam und perfekt zum Aufwärmen. Dürfen wiederkommen als Anheizer, die Typen !
Nach ner kurzen Pause gibt’s dann die nach eigener Ansage „asigste Band Deutschlands“ zu sehen : SMOKE BLOW aus Kiel. So schlimm ist’s aber dann doch nicht, obwohl der rotzige Misch aus Rock’n’Roll und Hardcore natürlich schon äußerst räudig klingt. Die Nordlichter treten mit zwei Fontmännern an, die gekonnt die einzelnen Gesang- und Gebrüllpassagen untereinander aufteilen. Das Publikum geht gut steil, und auch die Band legt sich ordentlich ins Zeug. Definitiv eine gute Leistung und viel besser als diverse andere Supportbands, die bereits einen deutlich größeren Namen haben.
Nach all dem Lärm wird’s dann aber echt langsam mal Zeit für den Headliner. Mittlerweile ist die Zeche bis zum Anschlag gerammelt voll (der Schuppen ist ausverkauft, schätzungsweise so 800 Nasen), und die Meute wartet gespannt auf die Könige des Horrorpunk. Das Publikum ist übrigens heute – im Gegensatz zu vielen anderen Punkkonzerten der letzten Zeit – nicht ganz so jung wie erwartet; lediglich ein Drittel musste wohl am nächsten Tag noch zur Schule. Ansonsten liefen aber auch ne Menge Metaller und sogar ein paar echte „Fiends“ in der kleinen Halle herum. Schön, dass es so was auch noch gibt. Naja, ich alleine kann ja auch nicht immer den Altersschnitt drastisch nach oben reißen.
Egal, nun geht’s endlich los. Jerry, Dez und Marky tauchen auf und nehmen Position ein. Jerry schreit schnell „Hello Essen ! This song is called ‘Hybrid Moment’” ins Mikro, und sofort ist Achterbahn angesagt. Pogo bis der Arzt kommt, die Zeche bebt. Zum Anfang gibt’s nur göttliche Klassiker (u.a. „Skulls“, „Last Caress“, „I Turned Into A Martian“ und „Astro Zombies“), die zudem in mindestens doppelt so schneller Geschwindigkeit wie auf Platte runtergehobelt werden. Der Wahnsinn ! Haben die Kerle nachher noch was vor ? Was für ein High Speed Inferno. Der Sound drückt sehr gut (auch wenn Dez’ Gitarre immer etwas untergeht), die Band spielt gut zusammen und ist zudem bestens bei Laune. Jerry brüllt zwar ganz passabel, kann aber natürlich weder Michael Graves noch Glenn Danzig das Wasser reichen. Speziell wenn er Töne etwas länger halten muss (z.B. bei „Some Kinda Hate“), versucht er es erst gar nicht und lässt stattdessen die unglaublich abgehenden Fans die Texte grölen.
Nachdem das Old School Hitfeuerwerk vorbei ist, gibt’s erst mal ein paar Ramones Songs, die Marky natürlich den verstorbenen Johnny, Dee Dee und Joey widmet. Anschließend wechselt das Trio wieder zu MISFITS Material, diesmal aus der zweiten Phase der Band nach der Reunion. Hier kicken speziell „Dig Up Her Bones“ und „Helena“ sehr gut. Dazwischen gibt’s auch zwei Oldies vom „Project 1950“, und Dez darf beim Black Flag Klassiker „Rise Above“ auch mal die Vocals übernehmen.
Nach dem Ramones Classic „I Wanna Be sedated“ geht man wieder ganz weit in die Vergangenheit zurück und bringt zwei tierische Kracher in Form von „Die, Die My Darling“ und „We Are 138“, woraufhin erstmal kurz Schluß ist. Nach nur wenigen Minuten stehen die Kerle aber schon wieder auf der Bühne, nur um neben dem anbetungswürdigen Ramones Tracks „Blitzkrieg Bop“ und „Beat On The Brat“ eine alles zerstörenden Version von „Death Comes Ripping“ in den tobenden Mob zu feuern. Danach ist allerdings auch Sense, und während sich die Halle langsam leert, geben Jerry und Dez noch artig Autogramme und zeigen echte Fannähe. Klasse !
Insgesamt ein wirklich sehr amüsanter Abend, der allerdings nicht wirklich unter den Namen MISFITS hätte laufen dürfen. Mittlerweile ist das hier nur noch ein All Star Projekt von ehemals ruhmreichen Altpunks, die ihre eigene Vergangenheit covern. Mit den Misfits der späten 90er (mit Doyle und Sänger Graves) hat das hier nichts mehr zu tun – von der mystischen Band mit Glenn Danzig ganz zu schweigen. Man verstehe mich nicht falsch, es hat Spaß gemacht. Aber bitte nennt es in Zukunft nicht mehr MISFITS. Das zerstört nur weiter die Legende dieser einzigartigen Band.
Setlist MISFITS :
Hybrid Moments
Teenagers From Mars
Skulls
Halloween
Last Caress
20 Eyes
Some Kinda Hate
I Turned Into A Martian
Astro Zombies
Attitude
I Just Want To Have Something To Do (RAMONES)
I Don’t Care (RAMONES)
Teenage Lobotomy (RAMONES)
Abominable Dr.Phibes
American Psycho
Walk Among Us
Dig Up Her Bones
Rise Above (BLACK FLAG)
This Magic Moment
Runaway
The KKK Took My Baby Away (RAMONES)
Sheena Is A Punk Rocker (RAMONES)
Kong At The Gates
The Forbidden Zone
Helena
I Wanna Be Sedated (RAMONES)
Die, Die My Darling
We Are 138
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Blitzkrieg Bop (RAMONES)
Beat On The Brat (RAMONES)
Death Comes Ripping