Eastpak Resistance Tour

Eastpak Resistance Tour

CataractMaroonSick Of It AllSlapshotThe BonesUnearthWalls Of Jericho
Berlin, Huxley's
19.11.2004
SICK OF IT ALL, 7 SECONDS, SLAPSHOT, THE BONES, UNEARTH, WALLS OF JERICHO, CATARACT, MAROON, ALITIA

Rucksäckle-Hersteller Eastpak lässt für seine Werbeveranstaltung im Moshpit die Gegensätze aneinander klatschen: Zwischen Hardcore-Veteranen und Metalcore-Jungspunden gibt es immer noch ein bisschen Platz für die Rock’n’Roller THE BONES. Klingt nach einem abwechslungsreichen Abend, also rein ins Vergnügen und auf Kollisionskurs.

Zuerst das Gewohnte: Man kommt zu spät. Ein Veranstaltungsbeginn um 18.00 ist bei der Anzahl der Bands notwendig, für Leute, die auch noch andere Sachen zu tun haben, als Konzerte zu besuchen und zudem noch einen längeren Anfahrtsweg auf sich nehmen müssen allerdings mehr als ungünstig. Als Unkundiger in Berlin den Ort des Geschehens ausfindig zu machen, mutiert dann zu einem schier abenteuerlichen Unternehmen. Das Erreichen des Ziels kommentiert mein Begleiter später spitzfindig mit: „Hier sind wir richtig. Hier riecht’s nach Hardcore.“ Die uns aus der gut gefüllten Halle entgegenströmende dicke Luft mag ihn wohl zu dieser Bemerkung inspiriert haben.

Als wir dann letztendlich eintreten, ist es bereits 20.15 und CATARACT spielen ihren letzten Song. Schon erwähnte lufttechnische Bedingungen machen auf jeden Fall erst mal Lust auf was zu trinken, die allerdings angesichts eines Preises von vier Euro für ein Radler leicht getrübt wird.
So teuer ausgerüstet macht man sich daran, die Bands zu begutachten. WALLS OF JERICHO haben eine brüllende Powerfrau am Mikro, die zu den Thrash-Attacken und Hardcore-Attentaten ihrer Band mordsmäßig abgeht. Gleich einem Gummiball springt sie über die Bühne und animiert die Meute zu Jubel und Circle-Pit.

Danach macht sich die wohl göttlichste Metalcore-Band dieses Planeten daran, die Bühne zu entern. UNEARTH, die bestimmt längere Haare haben als alle anderen Bands dieses Abends zusammen, sorgen für eine amtliche Metal-Schlagseite und dafür, dass es vor der Bühne mal mehr Bang als Mosh gibt. Die Mischung aus melodischen Riffs und knallharten Breaks funktioniert livehaftig noch prächtiger als auf Platte, verursacht chronisches Kopfnicken, sorgt für Vibrationen im ganzen Körper und später kann man das verlorene Haupt wieder von Boden auflesen. Nackenbrecher wie „The Great Dividers“, „Endless“, das obligatorische „Black Hearts Now Reign“ von der aktuellen Offenbarung „The Oncoming Storm“ sowie „One Step Away“ vom Vorgängeralbum „The Stings Of Conscience“ werden mit so viel Spielfreude vorgetragen, dass einem einfach der Mund offen stehen bleibt. Einziges Manko ist die viel zu kurze Spielzeit. Nach nur sechs Songs verschwinden die Jungs wieder von der Bühne; doch sie verlassen einen in absoluter Glückseligkeit. Diese Band gehört ganz nach oben!

Einen größeres Kontrastprogramm kann es danach fast nicht geben. THE BONES spielen fetzigen Rock’n’Roll, sehen lustig aus und sorgen für jede Menge gute Laune. Cowboyhut, Poserfrisur und Sonnenbrille sind die visuellen Accessoires, simple Riffs und dreistimmiger Gesang die musikalischen Mittel, um den Rockwilligen glücklich zu machen. Die reichlich anwesenden Fans danken mit überschwänglicher Begeisterung.
Dann bricht die Zeit der Hardcore-Elite an: Den Anfang machen die Urgesteine von SLAPSHOT. Ohne Kompromisse wird dem schwitzenden Mob eine Old-School-Hymne nach der anderen um die Ohren gehauen. Dass seine Band schon ein paar Jährchen im Geschäft ist, sieht man dem augenscheinlich mit einer Tätowiermaschine kollidierten Frontmann an. Irgendwann sieht man die bösen Pfunde mehr auf den Rippen.

Ähnlich etabliert geht es weiter im Programm. 7 SECONDS sind für die Anwesenden keine Unbekannten. Schon 25 Jahre praktiziert die Band ihren fröhlichen Hardcore-Rock und man merkt es ihr keine Sekunde an. Als wäre ein Vierteljahrhundert nur ein Augenzwinkern, fegen sie frisch und munter
über die Bühne und servieren den hungrigen Mäulern im Moshpit ihr Lebenselixier. Zu guter Letzt gibt es noch die 7 Second’sche Version von „99 Luftballons“.
Um einiges aggressiver als die Vorgängerband gehen dann SICK OF IT ALL zu Werke. Da die Stunde mittlerweile schon sehr fortgeschritten ist, die Kondition langsam aber sicher zur Neige geht und noch ein etwa dreistündiger Heimweg ansteht, entschließt man sich zum vorzeitigen Aufbruch. Die Band hat ihre Sache gut gemacht, da bin ich mir sicher. Beim Verlassen der Halle fällt auf, dass die Menschenmenge doch reichlich abgenommen hat. Da haben wohl einige noch früher schlapp gemacht als wir. Vielleicht das nächste Mal ein paar Dextro-Energen in den Rucksack packen!
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