Winterfestevil 2017
Leipzig, Bandhaus
10.02.2017
10.02.2017
Freitag
Erneut hat es das "Winterfestevil" auf das Deckblatt des Konzertkalenders vom Leipziger Bandhaus geschafft. Traditionell eröffnet das zweitägige Indoor-Event mit dem lustigen Buchstabendreher nämlich die hiesige Konzertsaison. Und wie auch in den Jahren zuvor wurden für beide Abende kleine thematische Metallbündel zusammengeschmolzen. Freitag Black Metal und Samstag Death Metal - schlicht, einfach, verständlich.
Nichtsdestotrotz ist solch eine Genreeinteilung aber eh nur ein Schlagwort, um die auf dem Sofa dösenden Kumpels raus in die Kälte zu locken. Allein der Black Metal hätte genügend Facetten, um ein Buch darüber zu schreiben. HUMANITAS ERROR EST jedenfalls könnte man im Stichwortregister unter "Corpsepaint", "Kunstblut" und "Böser Blick" finden. Ebenso gäbe es sicher einen Eintrag im Kapitel "Die Rolle der Frau im Black Metal" sowie "Meinen die das alles wirklich ernst?". In Sachen Bühnenwirkung halten sich die Leipziger jedenfalls keineswegs zurück. Schick in Montur geworfen gibt man sich entsprechend böse zur dargebotenen bösen Musik. Männlein und Weiblein spucken zu rasenden und eisigen Gitarren gemeinsam Gift und Galle und das muss eben auch optisch entsprechend passen. Fies nur, dass der Beleuchter mit seinen satten Rottönen das Bühnenbild sabotiert. Da saut man sich das gute Oberteil mit Kunstblut ein, und keiner erkennt es, verdammt.
Dennoch verfehlt die Band mit ihrem rasanten Spiel, was gerne auch mal durch gemäßigtere Zwischenstücke für Abwechslung sorgt, nicht ihre Wirkung. Denn ambitioniert ziehen sie ihr Ding konsequent durch, da gibt’s keine Zweifel. Wenn die Band jedoch absichtlich den Klischeepegel nach oben schraubt, muss sie im Gegenzug aber auch damit rechnen, dass die Umgebung entsprechend mitzieht: 1. der Opening Slot muss als Soundcheck herhalten und klingt entsprechend suboptimal und 2. das geneigte Black Metal Publikum beschwert trotz Interesse und Wohlgefallen einfach nur mit verschränkten Armen den Boden.
Persönliche Anmerkung: Gegen die Sängerin würde wohl jeder das "Wir starren uns ganz ernst an und wer zuerst lacht, hat verloren" - Spiel gnadenlos abstinken.
Eine gänzlich andere Facette des Black Metals zeigen anschließend die Leipziger ANTLERS. Bereits die angezündete Räucherkerze zeugt von einer Vorliebe für die genüsslichen Dinge des Lebens. Und auch die üppigen Gitarrenteppiche ihres Kopfnick-Metals sprechen eher die Fraktion der mit ausgebreiteten Armen durch den Wald streifenden Mantelträger an, die bei jeder Borkenberührung leise seufzen. Dementsprechend gemäßigt wird hier auch gekeift, der Fokus liegt definitiv auf der Gitarrenarbeit. Die Musiker selbst präsentieren sich optisch im Gegenzug zu ihren Vorgängern so wie ihre Eltern, ihre Tätowierer und EMP sie geschaffen haben. Die Musik soll hier für sich alleine stehen. Dank deren Hang zu Epik, Träumerei und Ambiente ergibt sich dann auch ein angenehm wohliges und schlüssiges Gesamtbild, wenngleich sie die Songs auch etwas zu sehr in die Länge kaugummien. Weiterhin vernachlässigt der Gesamtsound die eigentlichen Gitarren ein wenig, so dass man diese dadurch nicht gebührend wahrnehmen kann. Recht schade, da ansonsten ganz viel richtig gemacht wurde.
Persönliche Anmerkung: Habe fünf Minuten meines Lebens mit mir selbst gerungen, wie man den Bandnamen nun wohl korrekt ausspricht.
Wenn wir zu Beginn das Thema Musik und die Identifizierung der Bandmitglieder mit ebenjener hatten, so muss bei ARROGANZ der Zusammenhang zwischen Verhalten und dem Bandnamen an sich zwingend zur Sprache kommen. Eine mehr als deutliche Selbstverliebtheit trägt die Cottbuser Truppe nämlich heute mit auf die Bühne. Das fängt bei den aus der Requisitenkiste gemopsten zweihundert Kerzen, Tierknochen, Macheten, Stielhandgranaten und der Gasmaske zur besseren Ausstaffierung des eigenen Selbst an. Das äußert sich weiterhin im überheblichen und abfälligen Verhalten dem Publikum gegenüber (Nein, ich sehe weder aus wie ein weibliches Geschlechtsteil noch werde ich mich selbst penetrieren und auch ich möchte selbst entscheiden, wann ich mich wohin und wie viel bewege), was sicher nach Auffassung der Band zur Show gehört, wodurch sich aber kaum jemand besser fühlen dürfte.
Und letztlich zeigt es sich im wuchtigen und vitalen Sound, der erst einmal so richtig klarstellt, dass da vorher irgendwas nicht gestimmt haben kann. Musikalisch zieht die Band gehörig Richtung Death Metal, was entsprechend mehr Wumms nach sich zieht, und das spürt man nun auch. Das drückende und ausgefeilte Spiel gleicht den unsympathischen Ersteindruck etwas aus, bei knackigen Riffs knacken alsbald auch die ersten Genicke. Aber nicht übertreiben, sonst enden eure Knochen noch irgendwann als Bühnendekoration.
Persönliche Anmerkung: Zwischendurch riecht es mal nach verbranntem Fleisch. Ich frage mich kurz, ob dort ein Hintern zu lange über einer der zahlreichen Kerzen gehalten wurde oder ob jemand nur eine Bratwurst von draußen mit reingebracht hat.
Mittlerweile ist es deutlich nach Mitternacht, aber bei Minusgraden im Außenbereich dürfen natürlich EÏS nicht fehlen, die sich vor winterlichen Wortspielen derzeit wohl nicht retten können. Aufgrund der etwas eingeschränkten Verkehrsanbindung haben sich leider schon ne Menge Leute vom Acker gemacht, im Nachhinein dürfen diese sich aber gern schwarz ärgern. Denn hier stimmt neben der Musik vor allem auch die Chemie. Hier wird das Eis wortwörtlich schon beim Soundcheck gebrochen, haha. Diese sympathische Band im partiell neuen Lineup schließt man bereits ins Herz, bevor sie zu spielen begonnen hat, und wenn sie dann loslegt, sucht man automatisch den Herz-Emoji auf dem Smartphone. Leidenschaftliche Gitarrenmelodien, keineswegs vernachlässigte und wohldosierte Black Metal Blastbeats, eine glaubhafte und mythische Grundatmosphäre mit deutschen Lyrics sowie unglaublich vielseitige, ungewöhnliche, nachvollziehbare und mitreißende Rhythmen und Tempowechsel - Hier passt einfach alles perfekt zueinander und ein einzelner Song scheint mehr Charakter als Komplettgigs mancher Bands zu besitzen. Dazu behält auch der Sound seine Kraft bei, großartig.
Persönliche Anmerkung: Eigentlich wollte ich ein, zwei Songs anhören und mich dann vom Acker machen. Aber die Band war einfach zu gut, die musste man einfach bis zu Ende erleben.
Nichtsdestotrotz ist solch eine Genreeinteilung aber eh nur ein Schlagwort, um die auf dem Sofa dösenden Kumpels raus in die Kälte zu locken. Allein der Black Metal hätte genügend Facetten, um ein Buch darüber zu schreiben. HUMANITAS ERROR EST jedenfalls könnte man im Stichwortregister unter "Corpsepaint", "Kunstblut" und "Böser Blick" finden. Ebenso gäbe es sicher einen Eintrag im Kapitel "Die Rolle der Frau im Black Metal" sowie "Meinen die das alles wirklich ernst?". In Sachen Bühnenwirkung halten sich die Leipziger jedenfalls keineswegs zurück. Schick in Montur geworfen gibt man sich entsprechend böse zur dargebotenen bösen Musik. Männlein und Weiblein spucken zu rasenden und eisigen Gitarren gemeinsam Gift und Galle und das muss eben auch optisch entsprechend passen. Fies nur, dass der Beleuchter mit seinen satten Rottönen das Bühnenbild sabotiert. Da saut man sich das gute Oberteil mit Kunstblut ein, und keiner erkennt es, verdammt.
Dennoch verfehlt die Band mit ihrem rasanten Spiel, was gerne auch mal durch gemäßigtere Zwischenstücke für Abwechslung sorgt, nicht ihre Wirkung. Denn ambitioniert ziehen sie ihr Ding konsequent durch, da gibt’s keine Zweifel. Wenn die Band jedoch absichtlich den Klischeepegel nach oben schraubt, muss sie im Gegenzug aber auch damit rechnen, dass die Umgebung entsprechend mitzieht: 1. der Opening Slot muss als Soundcheck herhalten und klingt entsprechend suboptimal und 2. das geneigte Black Metal Publikum beschwert trotz Interesse und Wohlgefallen einfach nur mit verschränkten Armen den Boden.
Persönliche Anmerkung: Gegen die Sängerin würde wohl jeder das "Wir starren uns ganz ernst an und wer zuerst lacht, hat verloren" - Spiel gnadenlos abstinken.
Eine gänzlich andere Facette des Black Metals zeigen anschließend die Leipziger ANTLERS. Bereits die angezündete Räucherkerze zeugt von einer Vorliebe für die genüsslichen Dinge des Lebens. Und auch die üppigen Gitarrenteppiche ihres Kopfnick-Metals sprechen eher die Fraktion der mit ausgebreiteten Armen durch den Wald streifenden Mantelträger an, die bei jeder Borkenberührung leise seufzen. Dementsprechend gemäßigt wird hier auch gekeift, der Fokus liegt definitiv auf der Gitarrenarbeit. Die Musiker selbst präsentieren sich optisch im Gegenzug zu ihren Vorgängern so wie ihre Eltern, ihre Tätowierer und EMP sie geschaffen haben. Die Musik soll hier für sich alleine stehen. Dank deren Hang zu Epik, Träumerei und Ambiente ergibt sich dann auch ein angenehm wohliges und schlüssiges Gesamtbild, wenngleich sie die Songs auch etwas zu sehr in die Länge kaugummien. Weiterhin vernachlässigt der Gesamtsound die eigentlichen Gitarren ein wenig, so dass man diese dadurch nicht gebührend wahrnehmen kann. Recht schade, da ansonsten ganz viel richtig gemacht wurde.
Persönliche Anmerkung: Habe fünf Minuten meines Lebens mit mir selbst gerungen, wie man den Bandnamen nun wohl korrekt ausspricht.
Wenn wir zu Beginn das Thema Musik und die Identifizierung der Bandmitglieder mit ebenjener hatten, so muss bei ARROGANZ der Zusammenhang zwischen Verhalten und dem Bandnamen an sich zwingend zur Sprache kommen. Eine mehr als deutliche Selbstverliebtheit trägt die Cottbuser Truppe nämlich heute mit auf die Bühne. Das fängt bei den aus der Requisitenkiste gemopsten zweihundert Kerzen, Tierknochen, Macheten, Stielhandgranaten und der Gasmaske zur besseren Ausstaffierung des eigenen Selbst an. Das äußert sich weiterhin im überheblichen und abfälligen Verhalten dem Publikum gegenüber (Nein, ich sehe weder aus wie ein weibliches Geschlechtsteil noch werde ich mich selbst penetrieren und auch ich möchte selbst entscheiden, wann ich mich wohin und wie viel bewege), was sicher nach Auffassung der Band zur Show gehört, wodurch sich aber kaum jemand besser fühlen dürfte.
Und letztlich zeigt es sich im wuchtigen und vitalen Sound, der erst einmal so richtig klarstellt, dass da vorher irgendwas nicht gestimmt haben kann. Musikalisch zieht die Band gehörig Richtung Death Metal, was entsprechend mehr Wumms nach sich zieht, und das spürt man nun auch. Das drückende und ausgefeilte Spiel gleicht den unsympathischen Ersteindruck etwas aus, bei knackigen Riffs knacken alsbald auch die ersten Genicke. Aber nicht übertreiben, sonst enden eure Knochen noch irgendwann als Bühnendekoration.
Persönliche Anmerkung: Zwischendurch riecht es mal nach verbranntem Fleisch. Ich frage mich kurz, ob dort ein Hintern zu lange über einer der zahlreichen Kerzen gehalten wurde oder ob jemand nur eine Bratwurst von draußen mit reingebracht hat.
Mittlerweile ist es deutlich nach Mitternacht, aber bei Minusgraden im Außenbereich dürfen natürlich EÏS nicht fehlen, die sich vor winterlichen Wortspielen derzeit wohl nicht retten können. Aufgrund der etwas eingeschränkten Verkehrsanbindung haben sich leider schon ne Menge Leute vom Acker gemacht, im Nachhinein dürfen diese sich aber gern schwarz ärgern. Denn hier stimmt neben der Musik vor allem auch die Chemie. Hier wird das Eis wortwörtlich schon beim Soundcheck gebrochen, haha. Diese sympathische Band im partiell neuen Lineup schließt man bereits ins Herz, bevor sie zu spielen begonnen hat, und wenn sie dann loslegt, sucht man automatisch den Herz-Emoji auf dem Smartphone. Leidenschaftliche Gitarrenmelodien, keineswegs vernachlässigte und wohldosierte Black Metal Blastbeats, eine glaubhafte und mythische Grundatmosphäre mit deutschen Lyrics sowie unglaublich vielseitige, ungewöhnliche, nachvollziehbare und mitreißende Rhythmen und Tempowechsel - Hier passt einfach alles perfekt zueinander und ein einzelner Song scheint mehr Charakter als Komplettgigs mancher Bands zu besitzen. Dazu behält auch der Sound seine Kraft bei, großartig.
Persönliche Anmerkung: Eigentlich wollte ich ein, zwei Songs anhören und mich dann vom Acker machen. Aber die Band war einfach zu gut, die musste man einfach bis zu Ende erleben.
Samstag
Die Hälfte geschafft, fehlen nur noch vier. Aber zum "Deadly Saturday" sollte es gehörig wärmer werden, assoziiert man den Death Metal generell eher mit dem gut temperierten Sünder-Auffangbecken. Auch verzichtet man hier in der Regel auf Bühnenaccessoires, da bleibt mehr Platz für die Bewegung. Offensichtlich sollen die Zeitverzögerungen des Vortages nicht wiederholt werden. Deshalb geben uns die ortsansässigen WOUND SPREADER überpünktlich den Anheizer und verzücken mit verschwurbeltem technischem Brutal Death Metal. Da bekommen Kopfschüttel- und Faustreckfreunde genau das, was sie wollen, direkt auf die zwölf. Verbesserungswürdig ist indessen noch die Bühnenpräsenz. Es muss ja nicht gleich der Dämon persönlich die Bühne verbrennen, aber etwas mehr Authentizität und weniger Schüchternheit vor allem zwischen den aggressiven Songs würde dem Gesamtbild deutlich gut tun.
Persönliche Anmerkung: Ich kann die Augen nicht mehr von der üppigen Haarpracht des Sängers lassen. Dieses Volumen, diese Fluffigkeit - wie macht er das nur?
Wenn eine Band namens PIGHEAD angekündigt wird, noch dazu als Death/Grind Band, was darf man dann wohl erwarten? Genau, dass massenweise Schweineköpfe unter lautem Aufschrei von ihren Besitzertieren getrennt werden. Dazu noch schwere, knatternde Gitarrenriffs, ne Stange voll Doublebass - fertig ist ein dicker Gulasch ohne alles. Rotkraut, Klöße, Gewürze? Fehlanzeige. Nur die reine Essenz gebratenen Fleisches für den Mann von heute. Davon sind heute jedenfalls ausreichend anwesend, die sich mit hungrigem Blick die Brocken vom wild agierenden Frontbrüller in den Schlund werfen lassen.
Persönliche Anmerkung: Ich frage mich ernsthaft, ob ein Genrekenner blind herausgepickte Songs stets Band und/oder Album zuordnen kann. Ich könnte es jedenfalls nicht.
Nicht weniger brutal gehen auch KEITZER zu Gange. Jedoch verfeinert die alteingesessene Death Metal Truppe ihren Sound mit einer saftigen Portion Thrash Metal, was sich dann vor allem in hervorragender Gitarrenarbeit niederschlägt. Wenn die Jungs mal das übliche Rumgeschrote bei Seite lassen und mit Hochgeschwindigkeit die Gitarren einfach spielen lassen und dabei selbst kleine Soli mühelos in das Geprügel einflechten, dann bewegt sich der Körper ganz automatisch wie ein Zombie beim Anblick eines freigelegten Stammhirns. Dazu drücken auch Bass und Drums ordentliche Beulen in den Oberkörper. Aber Beulen, an die man sich auch am nächsten Tag noch gern erinnert.
Persönliche Anmerkung: Ich habe Angst vor dem Drummer.
Letztlich hat jedoch ein Großteil der Leute nur auf DISBELIEF gewartet, die sich nach längerer Auszeit wieder zurück auf die Bretter wagen. Dementsprechend kuschelig wird es auch im Bandhaus, schließlich konnte die Band in den mehr als 25 Bandjahren genügend Fans sammeln. Ebenjene verjüngen sich im Geiste bereits nach den ersten Minuten deutlich, da die Truppe um Karsten Jäger genau da weitermacht, wo sie damals aufgehört hat, und entsprechende Erinnerungen wieder hervor ploppen lässt. Die von emotionalen Growls und griffigen Onelinern charakterisierten Songs im stampfenden Midtempo funktionieren nachwievor prächtig. Die Stimme ist dank Schweizer Kräuterbonbons intensiv wie eh und je, die Gitarren riffen sich nachvollziehbar durch die begeisterte Menge. Bis zum neuen Album dauert es zwar noch einige Wochen, aber selbstverständlich soll es auch schon was Neues zu hören geben. Das passt sich dank bewährtem Brüll/Groove-Cocktail hervorragend in die Diskographie ein und trifft auf breit grinsende Ohren. Gefordert wird von der stets mutiger werdenden Menge immer wieder "Misery", in Kombination mit "To The Sky" als Zugabe werden dann letztlich auch diese Fans der ersten Stunde befriedigt. Eine rundum gelungene Sache.
Persönliche Anmerkung: "Worst Enemy" war eines der allerersten Alben, die ich rezensiert habe - Ich bin alt.
Persönliche Anmerkung: Ich kann die Augen nicht mehr von der üppigen Haarpracht des Sängers lassen. Dieses Volumen, diese Fluffigkeit - wie macht er das nur?
Wenn eine Band namens PIGHEAD angekündigt wird, noch dazu als Death/Grind Band, was darf man dann wohl erwarten? Genau, dass massenweise Schweineköpfe unter lautem Aufschrei von ihren Besitzertieren getrennt werden. Dazu noch schwere, knatternde Gitarrenriffs, ne Stange voll Doublebass - fertig ist ein dicker Gulasch ohne alles. Rotkraut, Klöße, Gewürze? Fehlanzeige. Nur die reine Essenz gebratenen Fleisches für den Mann von heute. Davon sind heute jedenfalls ausreichend anwesend, die sich mit hungrigem Blick die Brocken vom wild agierenden Frontbrüller in den Schlund werfen lassen.
Persönliche Anmerkung: Ich frage mich ernsthaft, ob ein Genrekenner blind herausgepickte Songs stets Band und/oder Album zuordnen kann. Ich könnte es jedenfalls nicht.
Nicht weniger brutal gehen auch KEITZER zu Gange. Jedoch verfeinert die alteingesessene Death Metal Truppe ihren Sound mit einer saftigen Portion Thrash Metal, was sich dann vor allem in hervorragender Gitarrenarbeit niederschlägt. Wenn die Jungs mal das übliche Rumgeschrote bei Seite lassen und mit Hochgeschwindigkeit die Gitarren einfach spielen lassen und dabei selbst kleine Soli mühelos in das Geprügel einflechten, dann bewegt sich der Körper ganz automatisch wie ein Zombie beim Anblick eines freigelegten Stammhirns. Dazu drücken auch Bass und Drums ordentliche Beulen in den Oberkörper. Aber Beulen, an die man sich auch am nächsten Tag noch gern erinnert.
Persönliche Anmerkung: Ich habe Angst vor dem Drummer.
Letztlich hat jedoch ein Großteil der Leute nur auf DISBELIEF gewartet, die sich nach längerer Auszeit wieder zurück auf die Bretter wagen. Dementsprechend kuschelig wird es auch im Bandhaus, schließlich konnte die Band in den mehr als 25 Bandjahren genügend Fans sammeln. Ebenjene verjüngen sich im Geiste bereits nach den ersten Minuten deutlich, da die Truppe um Karsten Jäger genau da weitermacht, wo sie damals aufgehört hat, und entsprechende Erinnerungen wieder hervor ploppen lässt. Die von emotionalen Growls und griffigen Onelinern charakterisierten Songs im stampfenden Midtempo funktionieren nachwievor prächtig. Die Stimme ist dank Schweizer Kräuterbonbons intensiv wie eh und je, die Gitarren riffen sich nachvollziehbar durch die begeisterte Menge. Bis zum neuen Album dauert es zwar noch einige Wochen, aber selbstverständlich soll es auch schon was Neues zu hören geben. Das passt sich dank bewährtem Brüll/Groove-Cocktail hervorragend in die Diskographie ein und trifft auf breit grinsende Ohren. Gefordert wird von der stets mutiger werdenden Menge immer wieder "Misery", in Kombination mit "To The Sky" als Zugabe werden dann letztlich auch diese Fans der ersten Stunde befriedigt. Eine rundum gelungene Sache.
Persönliche Anmerkung: "Worst Enemy" war eines der allerersten Alben, die ich rezensiert habe - Ich bin alt.