Wacken Open Air 2016

Wacken Open Air 2016 - 04.08.2016 - Wacken Festivalgelände
Wacken Festivalgelände
04.08.2016

Einleitung

Ausverkauft! Wieder einmal. Trotz der widrigen Bedingungen des Vorjahres, ließen sich die Massen nicht davon abhalten zum 27. Mal in die Einöde nahe Itzehoe zu pilgern. Was die Wetteraussichten anging, so war auch dieses Jahr schon wieder mit eher gemischten Gefühlen anzureisen.

Mittwoch

Zeltaufbau unter typischen Bedingungen. Kaum ausgepackt, kam der Regenschauer. Also kurz warten. Wieder angefangen, kam der nächste. Und das war dann auch das ganze Festival über so, jedenfalls die ersten Tage. Immer wieder Regen, sodass es ja keine Möglichkeit geben kann, dass der Boden abtrocknet. Aber egal, im Gegensatz zu 2015 ist das Kindergeburtstag.
Der Tag vor der eigentlichen Festivaleröffnung war bisher immer dem Metal Battle vorbehalten. In den letzten Jahren wurde die Zahl der Bands in den Zeltbühnen aber immer zahlreicher. Also im Prinzip mittlerweile ein kompletter vierter Tag.

Also frühen Abend zu PANZERBALLETT ins Zelt. Gefreut hatte ich mich schon lange drauf endlich mal diese Truppe zu sehen. Was dann aber abgeliefert wurde, das war an Qualität kaum zu fassen. Die Jungs überzeugten durch eine unglaubliche Spielfreude. Diejenigen, die sich vor der Bühne eingefunden hatten, waren begeistert. Zwar spielte die Interaktion zum Publikum hier keine sonderlich große Rolle, aber das tat der Stimmung keinen Abbruch. Klasse Auftritt.

HÄMATOM waren und sind noch nie mein Ding gewesen. So konnte ich das Treiben vor der Bühne entspannt im Sitzen beobachten. Viel falsch gemacht haben werden die Münchener wohl nicht. Die Party vor der Stage war ziemlich in Fahrt geraten.
PHIL CAMPBELL'S ALL STARR BAND, das war eigentlich der nächste Act, auf den ich wartete. Und so hatte man dann einen motörheadesken Abend ohne Lemmy, der irgendwie ganz nett war, gut rockte aber nie wirklich zu überzeugen wusste. Hat Spaß gemacht, ohne das man dringend auf eine Wiederholung warten müsste.

Donnerstag

Ich hatte mir für dieses Jahr vorgenommen mich weniger vor den Hauptbühnen aufzuhalten. So ließ ich dann auch Saxon Saxon bleiben und fand mich am späten Nachmittag in der Zeltstage ein. VADER fehlten ohnehin noch auf meiner Liveliste. Die Stimmung war gut, der Sound hingegen? Viel zu matschig. Und das sollte sich den Rest des Abends auch nicht mehr ändern. Das hatte zur Folge, dass das Material der Polen zwar technisch gut vorgestellt wurde, die Feinheiten aber zum größten Teil in der Suppe verkochten. Schade.

Da der Donnerstag scheinbar tendenziell im Zelt den extremeren Spielarten des Metals vorbehalten ist, kamen das als nächsten die Schwarzheimer TSJUDER auf die Bühne. Da Black Metal ja eher nicht so sehr mit den Bässen spielt, tat hier der Bühnensound eher gut. Die Show war das, was man sehen wollte. Minimalistische Show, Nietenarmbänder in der Länge einer Kreuzotter etc. pp. Herz was willst du mehr. Wenig Kontakt zum Publikum machte dann auch die Grabeskälte perfekt, die bei so einem Auftritt herrschen muss.

Ab auf die Nachbarbühne zu IMMOLATION. Hier hatte ich mir persönlich jetzt nicht so wahnsinnig viel versprochen. Höre ich die Band doch auch nur, wenn mir danach ist. Passte aber schon irgendwie. Die Songs haben jetzt auch teilweise schon 25 Jahre auf dem Buckel, wirken dadurch vielleicht ein wenig altbacken, aber mal abgesehen vom Sound war das eine ordentliche Leistung der Amis, die mich aber auch tatsächlich nicht zu Boden warf.

Und nun? Die Hütte leert sich ausgerechnet bevor MARDUK die Bühne entern? Ja, IRON MAIDEN auf der Hauptbühne ziehen halt immer noch. Und so wurde es ein Abend, der durch eine amtliche Leistung der Schweden glänzte, wenn man sie denn hinter dem ganzen Nebel überhaupt erkennen konnte. Da der Sound wie gehabt extrem ätzend war, konnten MARDUK nicht wirklich überzeugen, ohne dass es in irgendeiner Weise deren Schuld war. Schade, denn der Rest war ziemlich amtlich.

Jetzt war es dann auch für mich zeit auf das Infield zu wechseln. Ich hatte zwar schon eine viertel Stunde von IRON MAIDEN verpasst, aber hat man die einmal gesehen, dann ist das schon in Ordnung. Und so zogen die Briten dann auch ihr Programm durch. Fehlerlos, ohne Überraschungen, halt durchgeplant von Anfang bis Ende. Und das ist dann auch genau das, was ich zu bemängeln habe, Trotz aller Professionalität ist das ein wenig ermüdend, da wenig Spielraum für Freiheiten entstehen. Aber das Problem haben mittlerweile alle großen Bands. Netter Auftritt, aber mit Sicherheit nicht der Beste der Band, den ich gesehen habe.

Freitag

DER WEG EINER FREIHEIT. Natürlich im Zelt. Und natürlich nicht viel los vor der Bühne. Trotz aller Bekanntheit innerhalb der Szene schaffen es die Würzburger nicht die Massen aus den Zelten zu locken. Dabei war der Auftritt technisch gut und auch der Sound im Zelt spielte endlich mal mit, so dass man sich genüsslich an die Seite setzen konnte und dem Auftritt entspannt lauschen. Schönes Ding. Ideal als Einstieg in den Tag.

EQUILIBRIUM wollte und musste ich sehen. Auch wenn die Band auf der von mir nicht wirklich geliebten Party Stage spielten. Und das war dann auch, wie schon öfter, genau das Problem. Es war nicht möglich mittig zur Bühne zu stehen, sodass ich am linken Rand endete. Die Band zu sehen war von hier aus nicht das Problem. Hören? Nada. Der Sound von der Black Stage drückte derartig rein, dass es absolut unmöglich war hier etwas von der eigentlichen Bühne zu verstehen. Satz mit X.

Also konnte ich ohne schlechtes Gewissen wieder zurück in das Zelt, wo DIE KRUPPS auf mich warteten. Auch eine dieser Bands, die ich vor zwanzig Jahren gehört habe und dann irgendwann komplett aus den Augen verlor. Der Rhythmus stampft tanzbar vor sich hin, die Gitarren schreddern dazu und Jürgen Engler tut sein Bestes den paar Leuten vor der Bühne einzuheizen. Die meisten Songs kannte ich noch, ist aber schon lange her. Und genau da ist auch der Gruppe anzumerken. Die beste Zeit haben sie hinter sich.

Danach wurde es dann aber noch älter. GIRLSCHOOL, kennt die außer mir eigentlich außer mir noch wer? Ende der 70er von Lemmy entdeckt und nach den 80ern aus dem Gedächtnis der Allgemeinheit verschwunden, touren die Damen aber unerschütterlich mit ihrem vorwiegend älterem Material durch die Lande. Das merkt man ihnen dann auch an. Gut aufeinander eingespielt rocken die Ladies des Lande, dass sich einige jüngere Bands davon ein paar Scheiben abschneiden können. Sollte man mal gesehen haben.

Nach einer Pause im eigenen Zelt zwecks befüllen des internen Hopfenblütenteetankes ging es wieder zurück. ALCEST bieten Musik, die sich nicht einordnen lässt. Das ist auf einem Festival schon fast als Loungmusik einzuordnen. Und so nutzte ich die Gelegenheit mich mit ein paar Bier der Musik der Franzosen zu widmen. Großartige Atmosphäre und traumhafte Klänge. Dreampop gibt es ja. Gibt es auch Dreammetal?

Die 180° Kehrtwende lässt dann nicht lange auf sich warten.1349 laden zum Knüppeln ein. War ich vor 2010 von dem Auftritt der Band noch extrem enttäuscht worden, so wurde mir jetzt gezeigt dass man es auch anders kann. Geiles Getrümmer vor in Rot getauchter Bühne. Frost in Hochform, der den Rest der Norweger gnadenlos vor sich her trieb. Ich habe schon viel gelesen, dass 1349 eher zu den Bands gehören, die live nicht wirklich der Bringer sind. Wacken 2016 zeigte eine Band mit enormer Spielfreude und entfesselter Kraft. Mein persönliches Highlight des Festivals.

Der nächste Schritt war dann wieder einer, der kaum extremer sein könnte. Nach dem Geprügel von 1349 gab es nun feinsinnigen verschrobenen Avantgarde Metal der Marke IHSAHN. Zwar waren hier leider wieder ein paar Soundprobleme zu bemerken, aber der Auftritt war an Genialität kaum zu überbieten. Allerdings war das Material dann doch zu viel des Guten für den Großteil im Zelt. Die Reihen leerten sich relativ zügig. Wer mit der Musik etwas anfangen kann und den kompletten Gig mitnahm, der blieb am Ende mit offenem Mund mit sich alleine.

Samstag

Etwas angeschlagen von den Tagen zuvor ließ ich den letzten Tag recht ruhig angehen. Der Start mit SYMPHONY X ging für mich persönlich ziemlich in die Hose. Viel zu früh ma Tag und meiner Meinung nach keine Festivalband, konnten es die Amis nie schaffen mich für sich zu gewinnen. Ich glaube, ich muss das mal irgendwann mal bei einem Clubkonzert nachholen.

Nachdem ich den Rest des Tages hauptsächlich im Pressebereich die sozialen Kontakte gepflegt hatte, ging es in der Nacht nochmal zurück auf das Infield. TWISTED SISTER kann man sich mal geben, muss ich aber nicht unbedingt wiederholen. Ich für meinen Teil kann mit diesem Old School Hard Rock Heavy Metal Gemisch nicht mehr so viel anfangen. War dann echt ganz nett zu sehen, aber auch nicht mehr.

Zum Abschluss gab es dann noch einmal voll auf die Zwölf. ARCH ENEMY zeichneten ihren Wacken Auftritt auf. Und somit gab die Truppe noch mehr als ohnehin schon. Eine wilde Reise durch die verschiedenen Alben mit einer über alles strahlenden Alissa White-Gluz ließen keinen Zweifel aufkommen wer hier Herr im Hause ist. Ein genialer Auftritt als Abschluss des Festivals.

Fazit

Wacken 2016 war Musik, Clownerie und natürlich Kommerz. Man mag es oder eben nicht. Das war schon immer so und wird sich auch nicht ändern. In Zeiten von Anschlägen wurden Rucksäcke auf dem Gelände komplett verboten, was auch zu keinem Zeitpunkt ein Problem war. Das Wetter spielte einigermaßen mit, der Boden war aber trotzdem wie üblich Schlamm pur. Alles in allem ein Festival, das bis zur letzten Minute durchgeplant war. Für mich nach wie vor die Heimat des Metal, denn nirgendwo findet man so viele unterschiedliche Typen auf einem Haufen.

Bildergalerie

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