Various Artists - Metal Legacy

Various Artists - Metal Legacy
erschienen am 04.02.2008 bei Eyra Records
dauert 55:53 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. PESTICIDE - Tranquilizer
2. Backstep - Delirium
3. May The Silence Fail - Unworthiness [continued]
4. Declamatory - Subconscious Mind Destruction
5. Injustice - Patience
6. Dragonsfire - My World
7. trickORtreat - The Art Of Systematical Decay
8. DevilStick - Old Boy
9. Stone Dust Engine - Dolendi Voluptas
10. JohnNie RoOk - No Regrets
11. P.A.I.N. Management - Silvertray
12. STILL.NO.ORDER - The Purist

Die Bloodchamber meint:

Eyra Records sind ein junges, 2007 gegründetes, deutsches Label für Metal und alles, was man so in der Nähe positionieren kann. Der „Metal Legacy“ Sampler ist das allererste Release des Labels und versammelt zwölf Nachwuchsbands, die je einen Track zur Verfügung haben, um sich zu präsentieren.

Los geht’s mit PESTICIDE, die mit stampfenden RAMMSTEIN Rhythmen für eine gewisse Vertrautheit sorgen. Der Refrain überrascht mit klarem Backgroundgesang und zusammen mit einigen Groove Metal Anleihen weiß „Tranquilizer“ durchaus zu gefallen.

Die folgenden BACKSTEP kommen da aus einer anderen Ecke. Screams im raueren Teil und „normaler“ Gesang im Refrain klingt vertraut, aber die fast schon Pop-Punkrock-mäßige locker-flockige Eingängigkeit des Refrains reißt sofort mit und das Tanzbein beginnt zu zucken. Dazu kommt noch die dem Liedtitel angemessene Atempause, die „Delirium“ nicht nur zum abwechslungsreichsten sondern auch zu einem der besten Lieder des „Metal Legacy“ Samplers macht. Hit!

Weiter geht der bunte Reigen mit MAY THE SILENCE FAIL, die nicht nur wegen des weiblichen Gesangs etwas an EVANESCENCE erinnern. Die Growls, die zu Beginn nur im Hintergrund anklingen, ändern an diesem Eindruck erstmal nicht viel, sobald sie aber das Steuer übernehmen, geht „Unworthiness“ auf einmal in Richtung älteres TIAMAT und es wird nicht ganz klar, wo die Band damit hin will, aber dafür ist ein einziges Lied ja auch selten ausreichend.

Der Wecker kommt von DECLAMATORY. Nach ruhigem Anfang mit PANTERA-Gitarrenquietschen, kommt kurz vor der Minute die zweite Gitarre dazu und es wird fleißig den diversen Thrashikonen von SLAYER bis KREATOR gehuldigt. Das einzige, was nicht mithalten kann, ist der etwas schwachbrüstige, dünne Gesang, der von den Gitarren gnadenlos versägt wird. Ohne diesen Schönheitsfehler ein absolut in Ordnung gehender Track.

Und wieder gibt es eine Mischung aus Growls und klarem Gesang. Aber INJUSTICE bleiben nach schwungvollem Beginn dabei die ganze Zeit in einem so gemächlichen Tempo, dass die Wechsel vor allem durch die sparsamere Instrumentierung in den klaren Passagen Wirkung erzeugen. Zusammen mit dem zu dröhnend-knallenden Schlagzeug eines der unauffälligeren Lieder, da ist wohl „Patience“ gefordert…

Bei DRAGONSFIRE klingt schon der Name nach anderer Musik als bei den übrigen Bands auf dem Sampler. Und so gibt es zwischen all der „moderneren“ Musik eine getragene klassische Heavy Metal Ballade mit Rocksoli und stampfenden Übergängen, die in der zweiten Hälfte etwas Fahrt aufnimmt und einen netten Kontrast zum Rest bietet.

So kann es natürlich aber nicht weitergehen, also folgt die Metalcore Keule von TRICKORTREAT. Oder sollte folgen, denn auch „The Art of Systematical Decay“ ist zwar gefällig, kommt aber nicht so richtig aus den Pötten und erst die aggressiven Stotter-Stakkato-Shouts gen Ende verleihen dem Lied etwas mehr Feuer.

Jetzt aber! Endlich mal schnelle Gitarren nach all dem Midtempo. Irgendwie klingt der Gesang so vertraut, haben sich etwa KILLSWITCH ENGAGE auf den Sampler mit deutschen Nachwuchsbands verirrt? Nein, es ist DEVILSTICK. Einem ganzen Album in diesem Stil würde man nicht zu Unrecht Kopiererei vorwerfen, aber für ein Lied ist das o.k., erst recht wenn es so kompakt und überzeugend dargeboten wird wie „Old Boy“.

Wie man im Review zu „Zerrspiegel“ nachlesen kann, hab ich STONEDUSTENGINE trotz einiger Kritikpunkte schnell ins Herz geschlossen. „Dolendi Voluptas“ ist eines der ruhigeren und schimpfwortärmeren Lieder der Band, im Übrigen verweise ich auf das Albumreview und fasse mich hier kurz: Stark!

Hui, was ist das? Nach dem Core ein bisschen rotziger Punkrock gefällig? Dann ist JOHNNIE ROOK genau das richtige. Zwar gibt es einige ruhige Zwischenspiele, aber sonst wird Gas gegeben samt biergeschwängertem, schnoddrigen Gesang a la ONKEL TOM und melodischen Mitsingpassagen inklusive weiblicher Background Unterstützung. Gelungen, auch wenn die Ruhe zeitweise fast zuviel ausgebaut wird, und gerade im gesanglichen Bereich scheint das nach einem Blick auf die Bandhomepage auch nicht unbedingt ein typischer Song für die Band zu sein.

Es folgt der vorletzte Streich. Etwas Rock, etwas Metal und etwas Sphärisch-Besinnliches von P.A.I.N. MANAGEMENT. Mit den zischenden Soundeffekten im Hintergrund und den Instrumenten, die außer dem Keyboard allesamt leicht übersteuert wirken, ist das nicht 100%ig rund. Aber ohne Ecken und Kanten wäre ja auch langweilig.

Den Abschluss bilden STILL.NO.ORDER bei denen vor allem der sehr gute, getragene Gesang ins Ohr geht. Aber auch die Instrumentalfraktion weiß mit ihren Wechseln zwischen schnell und rockig zu langsam und schwermütig zu überzeugen und besonders die Soli in den ruhigeren Passagen sorgen für Unterhaltung.

Zusammen ergibt das in der Endabrechnung ein durchaus positives Fazit. Es gibt Abwechslung und talentierte junge Bands, die man sonst vielleicht übersehen hätte. Natürlich gibt es immer Lieder, die besser sind als andere oder die dem einen besser gefallen als dem anderen, aber eigentlich haben Eyra Records hier schon viel richtig gemacht. Nur das giftige Cover und der Titel ergeben für mich im Zusammenhang mit der Lied- bzw. Stilauswahl nicht 100%ig Sinn. Für den nächsten Sampler, für den interessierte Bands sich auf der Labelhomepage bis zum 30.09. bewerben können, erhoffe ich mir dann ein paar Lieder, die etwas mehr Pfeffer im Arsch haben und nicht gar so viel MidTempo. Dann wird alles gut.
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