Wer nach dem tragischen Tod von WINDIR-Frontmann Valfar und der daraus folgenden Auflösung der Band gefürchtet hatte, mit dem Tod der Band wäre auch deren Musikstil verstorben, dem kann nun ein wenig Trost geboten werden. COR SCORPII ist eine noch relativ frische norwegische Band, die sich zur Hälfte aus ehemaligen WINDIR-Mitgliedern zusammensetzt, wobei der erste Schritt vom ehemaligen Keyboarder Gaute Refsnes ausging.

Man könnte ihm nun einerseits vorwerfen, dass das naturgetreue Festhalten am bekannten Stil in eine Art einfallslose Leichenfledderei ausartet, andererseits kann man dies auch als Hommage bzw. Chance zur Weiterentwicklung des musikalischen Monuments auffassen. Nichtsdestotrotz klingen COR SCORPII nahezu identisch, allerdings ohne den starken Folk/Pagan-Einfluss einiger früherer WINDIR-Alben zu übernehmen.

Flirrende Gitarren, bis zum Bersten mit verspielten Melodien voll gestopft, dabei aber stets mit flottem Tempo nach vorn preschend; ebenso motivierte Keyboard-Spritzer (davon aber erstaunlich wenig, wenn man bedenkt, dass der Bandgründer ein Keyboarder ist); einige Gewaltausbrüche, die aber niemals wirklich von großer Aggressivität zeugen; dazwischen immer wieder keifendes Gekrächze – das ist charakteristisch für „Monument“.

Etwas epischer und direkter als ihr Vorbild scheinen sie sein zu wollen, des Öfteren wirken die Stücke aber ein wenig in die Länge gestreckt und es passiert etwas zu wenig. Dennoch kann man sich der mitreißenden Wirkung nur schwer entziehen, fast fühlt man sich genötigt, mal spontan zum Joggen in den Wald zu gehen, obwohl man sonst nie joggt und auch kein Wald in der Nähe ist.

Für WINDIR-Fans braucht wohl kaum noch viel mehr gesagt zu werden, insofern sie sich damit abfinden können, dass COR SCORPII die Musik weiter tragen dürfen, können sie bedenkenlos zugreifen. Aber auch Fans von melodischem Black Metal können hier ruhig mal ein Ohr riskieren.