Es begab sich aber zu der Zeit, da flatterte der Bloodchamber eine CD der Band REFLECTIONS ins Haus. Sie war ohne Angabe eines Labels, ohne Beipackzettel, und auch sonst schien alles sehr mysteriös zu sein, denn wer spielt denn schon im Jahr 2008 noch Crossover. Langsam aber sicher lichtete sich der Nebel, bei der vorliegenden „Free Violence“-CD handelt es sich um ein Output der Italiener REFLECTIONS. Die Band existiert seit 2000, hat die Scheibe 2002 eingespielt und sie 2006 veröffentlicht. Zwei Jahre später hat dann irgendwer unbekanntes uns ein Promoexemplar zukommen lassen.

Musikalisch gibt es den schon angesprochenen Crossover mitten ins Gesicht, der sehr stark vom New Yorker Hardcore a la AGNOSTIC FRONT beeinflusst ist. Besonders Sänger Bruno scheint nichts anderes zu hören. Er klingt wie eine exakte Kopie von Roger Miret, während irgendwer vom Rest der Band noch viel Jazz und Funk mag. Und so gibt es viel biederen New York Hardcore aus Sizilien, und manchmal wird es funkig. Wo REFLECTIONS jetzt aber die von ihnen selbst ausgemachten RAMMSTEIN-Einflüsse versteckt haben, weiß ich auch nicht.

Verborgen geblieben ist mir auch, wer diese CD im Jahr 2008 noch braucht. Das soll keineswegs heißen, dass „Free Violence“ schlecht ist, nur fürchterlich mittelmäßig. Die Produktion stimmt, die Musiker beherrschen die Instrumente und können singen. Wo AGNOSTIC FRONT mit einer gehörigen Aggression seit Urzeiten punkten können, fehlt diese bei REFLECTIONS und die Scheibe dudelt einfach nur vor sich hin.