Cultes Des Goules - The House At The Water

Cultes Des Goules - The House At The Water
Black Metal / Industrial
erschienen am 31.10.2008 als Eigenproduktion
dauert 45 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Introitus
2. The Outsider
3. Blood
4. Hell
5. The Lake
6. Mondscheinsonate
7. Ritual
8. Of A King Long Dead
9. Brown Jenkin
10. The Messenger
11. The House At The Water
12. Alice

Die Bloodchamber meint:

So ist das mit dem Anspruch und der Wirklichkeit: Liest man sich die literarischen Referenzen zu "The House..." durch, finden sich mit E.A. Poe, Bram Stoker und H.P. Lovecraft ein paar vielversprechende Hausnummern, die zusammen mit angeschwärztem Industrial eine durchaus interessante Mischung ergeben könnten. Indes, sie weigern sich - und das liegt am unausgereiften musikalischen Umfeld, in welchem sich die ehrenwerten Herren wiederfinden.

Der Kopf hinter CULTES DES GOULES hat sich - dem Höreindruck nach erst seit Kurzem - einer sehr knarzigen Mischung aus punkigen Riffs, BM-Attitüde und Platzhaltereffekten verschrieben, die von der verpackungsseitig gepriesenen Gitarrenabsenz nicht einmal ansatzweise profitiert. Spontane Assoziationen zur Collage des Grauens wären:

1. das Ding aus dem Sumpf
2. aufgeweichte Fruit Loops (aber nur schwarze und weiße)
3. ein Drumcomputer nebst Heizdecke im Keller eines von der Elbflut träumenden Hauses

Da die Heizdecke nicht unbedingt selbsterklärend ist, sei hiermit auf die zuweilen recht schwüle Grundstimmung des Materials verwiesen, welche sich gleich einem hässlichen roten Faden durch die Heimstudioaufnahme zieht. Würde mich kaum wundern, wenn gleich Alice Cooper klingelt und die Haare nicht mal ansatzweise schön hat...

Abgesehen von der holprigen Technik sind es vor Allem die bocksteifen, zu keinem Moment auch nur ansatzweise packenden Kompositionen, die der Scheibe die Wurst vom Teller reissen: Ewiger 4/4-Takt aus japanischer Produktion, ausuferndes Midtempo (es soll wohl grooven) oder seelenlose SloMo, das gleiche widerwärtige Geknarze im Stimmbereich, und alles fein abgeschmeckt mit einer unbeteiligten Leck mich am Arsch-Einstellung, dass man bisweilen ausrasten möchte.
Wie kann man als Inspirationsquelle derart auf Ästhetik bedachte Werke benennen, nur um sie dann mit einer Musik zu vergewaltigen, deren einzige Inspiration das Weglassen der Gitarren ist? Wenn es wenigstens hässlich wäre, oder fies - aber mitnichten, das sieht Herr Ghul ja gar nicht ein: Mama hat gesagt langweilig, also machen wir es so.
Der schwache Punkt im Konzept ist einfach der folgende: Man kann nicht die Gitarren verbannen und dann doch nur Musik schreiben, die von Gitarren lebt. Ohne Wii kannste kein Zelda spielen, ohne Gitarren kannste keine Gitarrenmusik machen - darüber sollte man sich vorher im Klaren sein. Und dann noch die Mondscheinsonate draufgepackt, "Alice" von den SISTERS OF MERCY vergewohlwurschtelt, fertig ist die ganz schlechte Idee.

Wer es bisher noch nicht zwischen den Zeilen erspäht hat: "The House At The Water" ist in meinen Ohren schreckliche Musik, mit der man in bolivianischen Landgefängnissen Kinder quälen oder beim 5-Uhr-Tee die Evolution ausbremsen kann. Geld allerdings sollte man dafür nicht unbedingt ausgeben.
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