Experimentierfreudigkeit ist in den heutigen Zeiten nichts, was Voraussetzung wäre, um eine erfolgreiche Band zu sein. Umso schöner, dass es Chaoten wie ULTRA VOMIT gibt; vier Jungs aus dem Westen Frankreichs, wo sonst außer Wein, Weißbrot, Meerwasser und dem Akkordeon nicht viel auf dem Stundenplan steht. Und erst recht kein Metal.
Da sind wir bei einem guten Stichwort angelangt, denn einordnen lassen sich die Wüteriche in keine der vorhandenen Genre-Schubladen. Probiert wird alles, was irgendwie der harten Musik zuzuordnen ist. Hier ein bisschen Death, dort Black, dann wieder Heavy Metal, Hard Rock, zwischendurch Punk und Rock 'n' Roll und was einem nebenher noch so einfällt. Ein Thema oder Motto gibt’s ohnehin nicht, es wird einfach gekloppt, gewütet und geschrieen, was das Zeug hält.

Das Tolle daran ist, dass alles auf einem sehr hohen technischen Niveau (auch ich kann Französisch) abgewickelt wird. Schlagzeuger, Bassist und Gitarrist legen sich mächtig in die Eisen und geben mal schnell, mal langsam, mal ruhig, mal laut (hauptsächlich laut), mal aggressiv und mal melodisch ein großes Spektrum an musikalischem Können zum Besten. Das macht die CD sehr interessant, denn auch wenn einem der Sänger bisweilen gehörig auf die Nüsse geht mit seinem übereifrigen Geschrei und Gekreische, haben ULTRA VOMIT hier ein kurzweiliges Album mit kurzen Tracks geschaffen, was man sich ohne jegliche Konzentration anhören kann und was sofort zum Mitmachen anregt. Was nicht heißt, dass es sich hier um stumpfe Attraktionsmusik handelt, im Gegenteil: An der Scheibe gibt es eine Menge zu entdecken und rauszuhören.

Was die Texte betrifft, verstehe ich so gut wie kein Wort, da alles auf französisch gegrunzt, geschrieen, gejodelt, gewürgt, gesungen und gekotzt wird. Songtitel á la „Boulangerie Pâtisserie“ (Bäckerei Konditorei) oder „Pauv' Connard“ (Armer Blödmann) lassen aber zusammen mit dem äußerst experimentellen musikalischen Anteil auf viel Humor und Sarkasmus schließen. „Objectif: Thunes“ – was zu Deutsch soviel wie „Zielvorgabe: Geld“ bedeutet – ist ein gelungenes und hörenswertes Album mit durchgehenden Überraschungen und Höhepunkten. Ernst und Normen können derweil nach Hause gehen.