Ten Years After - Evolution

Ten Years After - Evolution
Rock
erschienen am 14.11.2008
dauert 55:20 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. I Think It's Gonna Rain All Night
2. She Keeps Walking
3. Why'd They Call It Falling
4. She Needed A Rock
5. My Imagination
6. I Never Saw It Coming
7. Slip Slide Away
8. Tail Lights
9. Angry Words
10. That's Alright

Die Bloodchamber meint:

And now for something completely different… Denn wann hat man bei der Bloodchamber schon mal die Gelegenheit das neue Album einer echten Legende zu besprechen, die schon in Woodstock aufgetreten ist?
Ja, Woodstock 1969, nicht die Kommerzkopien der 90er!

Zum ersten Mal getrennt hat sich die Band, lange bevor die meisten von unseren Lesern geboren wurden, im Jahre 1974 (nach 11 Studioalben in 7 Jahren, das letzte mit dem passenden Namen „Positive Vibrations“…). Erst seit 2003 gibt es wieder eine stabile Besetzung, mit der auch die meisten Fans der ersten Stunde leben können, selbst wenn Aushängeschild Alvin Lee (Gitarre & Gesang) als einziges Originalmitglied ersetzt wurde durch Joe Gooch, der erst drei Jahre nach dem Split geboren wurde…

„Evolution“ ist das zweite Studioalbum von TEN YEARS AFTER, das in der aktuellen Besetzung aufgenommen wurde, und selbst wenn der Titel etwas anderes anzudeuten scheint, gibt es hier natürlich (und zum Glück) keinen zeitgemäßen modernen Rock zu hören, sondern guten, alten, erdigen Bluesrock, der an dieser Stelle so heißt, weil es mal mehr in die eine und mal mehr in die andere Richtung tendiert. Obwohl klassischer Bluesrock in der modernen Musikwelt schon ein wenig anachronistisch scheint, wirken TEN YEARS AFTER auf dem Album erstaunlich frisch und selbst die vertraut typischen 60er & 70er Keyboard Einlagen kommen niemals altbacken rüber.

Die warme und weiche Stimme von Joe Gooch und sein ansprechendes Gitarrenspiel, das keineswegs so simpel ist, wie man vielleicht befürchten könnte, lassen zumindest „junge“ Menschen wie mich locker über die Absenz von Alvin Lee hinwegsehen. Lässig und souverän klingt fast alles auf „Evolution“, aber besonders die etwas flotteren Rocker setzen sich mit ihrer Ohrenschmeichelei schnell in den Gehörgängen fest. Von „I Think It’s Gonna Rain All Night“ über „She Keeps Walking“, das etwas getragenere „She Needed A Rock“ bis zum extremen Easy Going von „Slip Slide Away“ und dem versöhnlichen „That’s Alright“ gibt es einen ganzen Blumenstrauß voller sehr guter und schöner Lieder, die von der Produktion, die sehr gelungen sowohl analoge Wärme als auch digitale Ausgewogenheit und Klarheit besitzt, prima abgebildet werden und vom ersten Hören an zum Mitwippen und Mitsingen des Refrains animieren.

Der einzige größere Kritikpunkt ist eigentlich nur das Übergewicht der Balladen, die sich zum Teil in ihrer Ruhe oft einfach ein wenig zu lang hinziehen ohne mit der versuchten bluesigen Wehmütigkeit becircen zu können (v.a. „I Never Saw It Coming“ & „Angry Words“). Aber das liegt vielleicht auch an meinen Metal-Ohren und ist für die Freunde sanfterer Klänge gar kein so gewichtiger Kritikpunkt. Nur das lieblos wirkende Trittblechcover ohne das charakteristische Originallogo wird mit Sicherheit niemandem gefallen.

Wer seinen Eltern die falsche CD zu Weihnachten geschenkt hat oder selbst ein Freund des bluesig angehauchten, ruhigen Classic Rock ist, sollte sich die Existenz von TEN YEARS AFTER spätestens mit „Evolution“ wieder ins Gedächtnis rufen, zumal die Band ab Januar 2009 eine ganze Reihe Konzerte im deutschsprachigen Raum geben wird.
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