Various Artists - We Wish You A Metal Xmas And A Headbanging New Year

Various Artists - We Wish You A Metal Xmas And A Headbanging New Year
erschienen am 21.11.2008 bei Armoury Records
dauert 59:13 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. We Wish You a Merry Xmas
2. Run Rudolph Run
3. Santa Claws Is Coming to Town
4. God Rest Ye Merry Gentlemen
5. Silver Bells
6. Little Drummer Boy
7. Santa Claus Is Back in Town
8. Silent Night
9. Deck the Halls
10. Grandma Got Run Over by a Reindeer
11. Rockin' Around the Xmas Tree
12. Happy Xmas (War Is Over)
13. O' Christmas Tree
14. Auld Lang Syne

Die Bloodchamber meint:

Weihnachten und Metal haben noch nie wirklich zusammengepasst. Dies hinderte aber in der Vergangenheit niemanden daran, es mit schöner Regelmäßigkeit immer mal wieder mit einer Kombination aus beiden zu versuchen. Meist endete das in irgendwas, das mit P beginnt und mit einlich aufhört, dennoch bleibt der Wille ungebrochen, schließlich ist Weihnachten ja bereits fest mit Kommerz verknüpft.
Auch die Zusammenstellung „We Wish you a Metal Xmas and a headbanging new year” bietet neben dem obligatorischen Wortspielchen auch ne ganze Handvoll klassischer Weihnachtssongs, die von Metal-Musikern neu interpretiert, auch dem letzten noch so weihnachtsverachtenden Kuttenträger einen Grund zum Feiern liefern soll. Aufgrund meiner unverkennbaren Antipathie gegen solch einen Release habe ich der Objektivität halber ausnahmsweise beschlossen, einen unabhängigen Experten in Form meines dreimonatigen Sohns zu Rat zu ziehen. Der hat noch keine Vorurteile und mit der musikalischen Erziehung kann man ja nicht zeitig genug anfangen…

Während der Opener die eingeschlagene Richtung, d.h. erstaunlich viel Metal trotz der plüschigen Vorlagen, verdeutlicht, gibt sich klein Louie ganz unbeeindruckt von Jeff Scott Sotos Gesang, die Abneigung ist ihm förmlich ins Gesicht geschrieben. Ganz anders aber bei Lemmys knalligem und rock’n’rolligen „Run Rudolph Run“, was trotz erschwerender Umstände (Papa musste niesen, und wenn Papa niest, verfällt Sohn normalerweise in minutenlange Schreikrämpfe) Begeisterung bei Groß und Klein hervorruft.
Abwärts geht’s dann aber sogleich wieder mit dem Beitrag von Alice Cooper, der allein deshalb schon unten durch ist, weil er durch penetrantes Buchstabieren (!!) darauf hinweisen muss, dass er gerade von Santa CLAWS statt dem bekannten Klaus trällert. Der Experte stimmt protestierend zu und schreit im darauf folgenden „God Rest Ye Merry Gentlemen“ mit Ronny James Dio um die Wette. Mit Geoff Tate am Mikro wird’s danach aber auch nicht besser, nun schreit Papa auch noch mit.
Dug Pinnick von KING’S X reißt dann zum Glück wieder das gesangliche Steuer herum und liefert mit seiner Version des „Little Drummer Boy“ einen gefälligen Beitrag ab. Der Experte wird leider von Mama abgelenkt und fällt kurze Zeit aus. Das letzte Stück der ersten Hälfte bringt der Ripper dann noch ganz passabel zu Ende, anschließend ist erst einmal Futterpause angesagt.

Frisch gestärkt geht’s in die zweite Runde, aber Chuck Billy’s Version von „Silent Night“ treibt abermals Tränen der Furcht in die Augen des kleinen Louie. Dieses Mal aber wohl, weil diese fies-gelungene Growl-Thrash-Version so ganz und gar nicht dem Charme des Weihnachtsfestes entspricht. Das „Fallala“ im anschließenden „Deck The Halls“ wirkt aber wieder äußerst beruhigend auf den kleinen Experten. So beruhigend sogar, dass Stephen Pearcy’s „Grandma Got Ran Over By A Reindeer“ vollkommen teilnahmslos an ihm vorüberrauscht.
Ganz anders aber im Anschluss, denn der Rock’n’Roll ist wieder da und mit ihm auch die gute Laune. Zu „Rockin’ Around The Xmas Tree“ lässt sich prima tanzen, aufgrund mangelnder physiologischer Voraussetzungen zwar noch mit äußerer Hilfe, dafür aber umso enthusiastischer. Bei der Neuinterpretation von Lennons „Happy Xmas (War is Over)“ wird es aber abrupt wieder ruhiger und zum ersten Mal etwas besinnlich. Wedelnde Feuerzeuge währen eigentlich angebracht, aber erstens dürfen kleine Kinder nicht damit spielen und zweitens sind Feuer und Nadeln momentan eine eher ungünstige Kombination.
Zu DORO’s „Oh Tannenbaum“-Version muss man den Experten trotz der unerwartet fetzigen Interpretation ein bisschen zur Bewegung animieren und beim finalen „Auld Lang Syne“ kann nichts mehr seine Augen offen halten, so dass GIRLSCHOOL ungehört ihre „Happy New Year“s ins Universum schreien.

Alles in allem ist diese Weihnachts-Compilation sehr deutlich auf den Heavy Metal/Hardrock Bereich ausgelegt, ambivalente Experimente wie die Death-Thrash-Version von „Stille Nacht“ bleiben leider die Ausnahme. Aber wie ich zusammen mit dem unbestechlichen Experten feststellen muss, ist alles letztlich gar nicht so schlimm wie zunächst befürchtet. Kann man sich also durchaus mal schenken lassen oder einem Kuttenträger aus der Nachbarschaft spendieren. Und wer’s dieses Jahr verpasst hat, der holt es eben später nach, die Songs jedenfalls sind von der zeitlosen Sorte.
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