Hades - Bootlegged In Boston 1988 (DVD)

Hades - Bootlegged In Boston 1988 (DVD)
Thrash Speed Metal
erschienen am 23.01.2009 bei Cruz Del Sur
dauert ca. 80 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Opinionate!
2. The Leaders?
3. Diplomatic Immunity
4. In The Meantime
5. Aftermath Of Betrayal
6. I Too Eye
7. Nightstalker
8. Behind The Metal (Dokufilm)
9. Dan Lorenzo - Frozen Planet (Bonusvideo)

Die Bloodchamber meint:

Als Dan Lorenzo HADES Ende der 70er gründete, wählte er den Namen, nachdem er in der Schule gelernt hatte, dass Hades der Gott der Unterwelt ist. Als stolzer Italiener und „Pate“ Fan dachte er bei Unterwelt allerdings an die Mafia und wählte HADES als gut klingende, gelungene Verbindung zu seinen italienischen Wurzeln… So viel Anekdote zur Einleitung, denn erst einige Jahre später wurde es so richtig ernst mit der Band und ab der zweiten Hälfte der 80er veröffentlichte die Band einige Jahre regelmäßig neue Alben bis zur Trennung. Im Jahr 1999 gab es dann die erste Wiedervereinigung, die in drei via Metal Blade veröffentlichten Alben resultierte, bevor 2002 plötzlich wieder Schluss war. Auch aufgrund dieser unsteten Bandgeschichte ist HADES nie über den Status eines Geheimtipps hinausgekommen.

Dementsprechend ist diese via Cruz del Sur veröffentlichte DVD etwas für Kenner. Die Aufnahmen stammen von einem Support Gig im Dezember 1988 und die Qualität ist, wie der Titel schon andeutet, recht rustikal. Vor allem in optischer Hinsicht atmet „Bootlegged in Boston 1988“ den Spirit der 80er. Die Bilder sind an den Rändern leicht unscharf, und in schöner Regelmäßigkeit wird man mächtig von der Bühnenbeleuchtung geblendet, weil sämtliche Aufnahmen aus dem Publikum gemacht wurden. Der Sound ist zwar nach heutigen Maßstäben auch etwas rumpelig, hört sich aber eigentlich nicht viel schlechter an als auf vielen regulären Studioalben von damals.
Nicht nur bei Nostalgikern kann dagegen der Auftritt an sich punkten, denn die allesamt mit langen Zottelmähnen ausgestatteten Bandmitglieder spielen und rocken um ihre Leben, während Sänger Alan Tecchio im weißen „I Hate You“ Shirt sich beim Erklimmen immer neuer Höhengipfel die Lunge aus dem Leib singt. Die Riffs krachen laut und dröhnend aus den Boxen, und es wird auf Teufel komm raus Gas gegeben und gebangt auf der Bühne, selbst wenn das Bangen nicht immer sehr synchron ist. Durch die Aufnahmen aus dem Publikum kommt dabei nicht nur ein ganz anderes Livegefühl als bei Kran- und Deckenkameras auf, die Gitarren wirken auch riesig und für mehr Authentizität sorgt ein immer mal wieder vorkommendes leichtes Wackeln der Kamera, zum Glück vorwiegend zwischen den Liedern.

Nach sieben Liedern ist leider schon Schluss mit dem Live-Material und es folgt die knapp 45 Minuten lange „Behind The Metal“ Doku, die bereits bei den Aufnahmen zum 2000er Album „The Downside“ entstand und eine wilde Mischung aus (damals) aktuellen Statements, alten Interviews und (ur-)alten Live- und Proberaumaufnahmen mit ein paar wirklich absurden Outfits ist. Das in die Doku eingebettete Video zu „Ground Zero N.Y.C.“ aus dem Jahr 2000, welches die Zerstörung New Yorks durch eine Atombombe vom Schwarzmarkt thematisiert, wirkt dabei aus heutiger Sicht noch seltsamer als so manche Frisur oder Outfitsünde.
Der Film ist auch für Nicht-HADES-Experten angenehm unterhaltsam, weil durch viele Schnitte und Sprünge nie lange bei einem Punkt verharrt wird, sondern die Anekdoten, Interviewaussagen und Live- bzw. Videoaufnahmen bunt gemischt sind, was der Doku eine der Musik von HADES angemessene Dynamik verleiht. Abgerundet wird die DVD mit einem Video von Dan Lorenzo’s Soloprojekt.

Flair und Feuer versprühen vor allem die Live-Aufnahmen ohne Ende und wenn die Band auch nur annähernd diese Form wieder auf die Bühne bringen kann, wenn sie auf dem Keep It True XIII im April 2010 ihre Live Re-Union feiert, dürfen KIT Besucher jetzt schon beginnen sich zu freuen.
HADES Fans und Freunde des 80er US Speed – Thrashs können die DVD auf dem Einkaufszettel notieren, alle anderen sollten nach Möglichkeit erstmal einen Blick riskieren. Ein interessantes Zeitdokument ist „Bootlegged In Boston 1988“ auf jeden Fall.
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