Es gibt Sachen, die man normalerweise nicht erwartet. Zum Beispiel, dass eine kleine Japanerin Weltrekordhalterin in Burger-Schnellfressen ist. Oder dass manch harmlos aussehendes Muscle Car amtliche 500 PS unter der Haube hat. Oder dass ein seriöser Mensch wie Falk Schweigert Metal hört. Sowas eben. Oder dass eine Band wie DEATHLIKE SILENCE, die ziemlich grenzwertige Bandfotos abliefert und fast ausschließlich über Tod, Teufel und rollende Köpfe textet, schnuffigen Melodic Metal mit Keyboards spielt.

Keine Ahnung, ob dieser scharfe Kontrast gewollt ist; man muss den Finnen jedoch zugute halten, dass ihr NIGHTWISH-geschwängerter Sound ziemlich gut funktioniert. Viel Pathos, viel Bombast, und eine Sängerin, die Lyrcis über Zombies, Blut und brennendes Fleisch ins Mikro flötet – das hat wirklich nicht jeder zu bieten.
Musikalisch sind DEATHLIKE SILENCE zwar nicht so effektiv wie ihre Vorbilder, aber immerhin solide bis gut. Mit dem catchy Opener „Trapped In The Night“, der feinen Halbballade „Who’s Gonna Bury Me“, dem hymnischen „The Headsman“ sowie dem passabel umgesetzten Cover des MIKE OLDFIELD Schinkens „Moonlight Shadow“ haben die Damen und Herren absolut vorzeigbares Material aufgenommen, das in den einschlägigen Fankreisen mit Sicherheit seine Freunde finden wird. Der Rest der Platte schwankt zwischen „nett“ und „okay“, und ist somit typischer „hier-rein-da-raus“ Stoff, nervt aber auch niemals und bleibt immer anhörbar. Auch das können beileibe nicht alle Bands aus diesem Genre vorweisen, auch nicht die Etablierten.

Für Zwischendurch ist „Saturday Night Evil“ genau richtig. Um in Zukunft die arrivierten Platzhirsche/kühe noch mehr zu ärgern, müssen sich die Finnen beim Songwriting aber zweifelsohne noch steigern. Bis dahin gibt’s von mir sieben blutige Punkte, in Watte verpackt und mit Zuckerguss oben drauf.