Oceano - Depths

Oceano - Depths
Death Metal / Grindcore
erschienen am 24.04.2009 bei Earache Records
dauert 50:57 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Descent
2. Inhuman Affliction
3. A Mandatory Sacrifice
4. Samael The Destroyer
5. Fractured Frames, Scattered Flesh
6. Disgust For Your Kind
7. Depths
8. District of Misery
9. With Legions
10. Slaughtered Like Swine
11. Empathy for Leviathan
12. Plague Campaign
13. Abysm
14. Involuntary Demoralization (Bonus )
15. Orificial Execution (Bonus )

Die Bloodchamber meint:

Manchmal sind es ja immer diese kleinen Extras, die Musik oder Bands interessant machen. Vor einigen Wochen gab es bei uns eine News bzgl. der Deathcore Band OCEANO, welches ihr Video zum Song „District of Misery“ zeigte. War an der Musik auf Anhieb erstmal, außer technisch gut gemachtem Krach, nicht viel Spektakuläres, sprang doch Fronter Adam als Afro-Amerikaner deutlich hervor. Dies ist durchaus positiv zu sehen – ich freue mich, wenn harter Death Metal beweißt, dass Musik kulturelle übergreifen und ethnische Grenzen vereinen kann.

Nun hat OCEANO glücklicherweise mehr zu bieten als die Herkunft des Sängers, der sich vermutlich selbst eh als Amerikaner bezeichnen würde. Abgesehen von brachialen „Auf die Fresse“ Passagen der ersten Güte profitiert die Band von gleich drei Dingen, die sie aus der Masse hervorheben lässt:

Zum Ersten ist die Tatsache, dass OCEANO durchaus Hochtempo-Passagen einlegen können, nichts desto trotz aber mit atmosphärischen und bedrückend/beklemmenden Klängen zu überzeugen wissen. Dies ist auch die Stärke der Band, zumindest meiner Meinung nach – das Attribut „schnell, schneller, wir sind am MISERY INDEXsten“ ist wirklich ausgelutscht und nach 3 Songs dieser Machart ist wohl auch bei den meisten Violent Dancern soviel Schweiß ausgepustet, dass sich Ermüdung einstellt. Also: Daumen Hoch für atmosphärische Klänge, welche der Musik mehr Tiefgang gibt. Hervorzuheben ist hier das Double „Disgust for your Kind / Depths“.

Zum Zweiten, das ist etwas weniger musikalisch, aber dennoch nicht alltäglich, ist es das Alter der Musiker sowie deren technische Fähigkeiten. Sicherlich sind fast alle in der Band, bis auf den Bassisten, etwas beleibter und erfüllen somit optisch den Eindruck, durchaus dem sozialen Gefüge zugunsten von Technikübungen am Instrument entfliehen zu können. Aber im Schnitt sind die Jungs alle Anfang Zwanzig, deswegen durchaus Hut ab – man fängt schon auf hohem Niveau an und lässt Platz und Zeit nach oben, sehr fein.

Das Dritte, das OCEANO etwas besser als den Rest macht, sind die durchaus guten Texte, welche kein blöden Paar-Reime oder dumpfe Fantasy / Gore Klischee bedienen. Sehr fein, da macht es auch Spaß, sich mit der negativen Kehrseite der Medaille auseinander zu setzen?

Negativ? Ja, denn wenn es etwas zu bemängelt gibt dann ist es der doch teils arg unverständliche Grind-Pig-Squeal Gesang von Fronter Adam sowie einige unnötige Technik-Spirenzien, die man sich zugunsten der Hörbarkeit hätte sparen können. Ich persönlich bin ein Fan von Gesang, zu dessen Verständlichkeit man kein Booklet zücken muss, um den Text begreifen zu können. Hier sehe ich eine Baustelle, wo die Band dran arbeiten sollte. Das andere sind Oberton-Vergewaltigungssequenzen wie in „Disgust for your Kind“, bei denen man verzweifelt die Finger in die Ohren steckt. Technik hin oder her, vielleicht komme ich auch aus der falschen Ecke, aber so Passagen wirken gerade im Vergleich zum restlichen Material extrem daneben.

Die Produktion der Platte ist überraschend gut geworden, wobei teilweise der Gesang weniger Hall oder Effekt vertragen könnte. Wie immer ist so etwas subjektiv; wer sich allerdings für schmales Geld die Sonderedition, bei der ein 20 min. Making-Of auf einer Extra DVD mitgliefert wird, bestellt, wird ein wirklich wanziges Studio sehen. Angesichts solcher doch etwas undergroundartigen Aufnahmemöglichkeiten Marke DIY muss ich sagen, bin ich vom Sound positiv überrascht.

Fazit: OCEANO könnten, sollten sie konstant zusammen bleiben, tatsächlich aus der groben und großen Masse des Deathcore als einer der besseren Acts hervor gehen. Die Tatsache, dass man schon Awards als „brutalste Newcomerplatte“ gewinnen konnte, helfen da, andererseits sind es gerade die ungewohnt erwachsen wirkenden atmosphärischen Parts, welche die Band schon jetzt besser wirken lassen als den Rest. Vorsichtig gebe ich 7,5 Punkte da gerade der Gesang für viele noch ein Hindernis sein wird und die Band sich dort steigern muss, sollte man mehr als das übliche Grindcore Publikum erreichen wollen. Dennoch ein sehr starkes Debutalbum!

Im Übrigen beziehen sich Titelangabe und Spieldauer der CD auf die lim. Edition, da die normale Edition scheinbar nur als teurer Import zu beziehen ist. Angesichts des nicht wirklich teueren Preises sollte man aber eh zur informativeren, hier rezensierten Edition greifen.
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