Nazxul - Iconoclast

Nazxul - Iconoclast
Symphonic Black Metal
erschienen am 27.07.2009 bei Eisenwald Tonschmiede
dauert 56:02 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Apoptosis
2. Dragon Dispitous
3. Iii
4. Black Wings
5. V
6. Iconoclast
7. I
8. Set In Array
9. Ii
10. Symbol Of Night & Winter (Ancient Lords)
11. Oath (Fides Resurrectio)
12. Stain Of Harrow
13. World Oblivion
14. Threnody

Die Bloodchamber meint:

Aber holla, was ist denn aus den unsäglichen NAZXUL geworden? Ich hatte sie als eine Band in Erinnerung, die schnell und chaotisch war, aber sehr sehr geil. Heute anno 2010 kann man das auch ruhig so stehen lassen, außer dass sie chaotisch sind; denn das trifft absolut nicht mehr zu.

Was beginnt wie der ‘Hummelflug’ von Rimski-Korsakow, outet sich als eine grandiose Black Metal-Ausgeburt, die vor Bosheit und Finsternis nur so strotzt. Und auch wenn die Keyboards hier sehr dominant sind, so muss man sagen, dass NAZXUL sie nicht einsetzen, um so bombastisch wie möglich zu klingen, sondern um der Schwärze des Albums noch Nachdruck zu verleihen. Ja, so gefallen Keyboards im Black Metal. Sie lassen “Iconoclast” noch dunkler wirken, als es ohnehin schon ist. Sie geben dem Album eine tiefschwarze Atmosphäre und klauen den Engeln ihren Heiligenschein.
NAZXUL blasten sich zum Großteil durch die Dunkelheit, aber geben auch langsameren Tempi Chancen. Der Gesang ist bösartig und dämonisch, so wie man sich ihm im diabolischen Genre des Black Metal wünscht. Nicht zu arg im Hintergrund, aber auch nicht zu dominant. Ab und an bauen die Australier auch mal ambient-artige Pausen ein, damit der Hörer sich entspannen kann, bevor NAZXUL wieder zur Apokalypse blas(t)en.

Mich haut hier echt der Einsatz der Keyboards vom Hocker. So intelligent und stimmig eingesetzt hört man so was selten. Es wirkt authentisch und nicht wie gewollt und nicht gekonnt. Dass hier 1A-Musiker am Werk sind, kann man zu keiner Sekunde bezweifeln. Sämtliche Songs haben Effekte, die einen aufhorchen lassen. Ständig wird man erneut in den Bann der NAZXUL gezogen, um mit ihnen die Dunkelheit zu erleben. “Iconoclast” ist eine reine Musikwand. Und wann hat man schon mal das Vergnügen, richtig drückenden Black Metal zu hören?
NAZXUL existieren ja bereits seit 1993, aber jetzt sind sie erst so richtig intensiv.
Geiles Album - absolut empfehlenswert!

Die Bloodchamber meint außerdem:

Das folgende Review war bereits fix und fertig, als ich oben stehende Besprechung von Martin erblickte. Und bevor das Ganze in der Schublade versauert, möchte ich es trotz des nur geringen Wertungsunterschiedes dazustellen - hoffentlich in eurem Interesse. ;)

Wenn man die letzten Jahre nach toten oder totgesagten Genres abgrast, dann dürfte sinfonisch-melodischer Black Metal in der Spitzengruppe mitmischen. Was Mitte der 1990er als kreativer Ausweg einer zunehmend um sich selbst und ihr Image rotierenden Szene begann, fiel in der letzten Dekade als Spielwiese für Dilettanten und Kommerzgeier einfach nicht mehr auf, auch wenn es natürlich weiterhin Bands gab, die dieser Spielart mit einer gewissen Ernsthaftigkeit frönten. Nun schickt sich mit NAZXUL ein Kommando von den Antipoden an, dem Endverbraucher orchestrale Schwarzmalerei einmal mehr schmackhaft zu machen - und mit deren aktueller Scheibe "Iconoclast" stürzen wir uns kopfüber in die Schlacht.

"Iconoclast" ist nach dem ersten Durchlauf ein extrem kompaktes, beinahe plättendes, Stück schwarzer Kunst, welches seine Lehnsherren kaum verbirgt: DIMMU BORGIR haben ihre Spuren tief ins dramatisch orchestrierte Material gegraben, dazu liefern LIMBONIC ART den ebenso flirrenden wie atemlos pulsierenden nächtlichen Horror, der in den mit einer Ahnung von Klargesang versehenen Stücken ("Set In Array") für veritable Dejavus sorgt. Der Gesamtsound ist dabei drückend, durchaus mit synthetischen Obertönen, aber nicht unangenehm künstlich - eine Mischung aus "Moon In The Scorpio" und "Death Cult Armageddon" scheint nicht nur aufgrund der Referenzen angebracht und sorgt dafür, dass sich fulminante Schlüpferstürmer wie "Symbol Of Night & Winter" oder das bereits erwähnte "Set In Array" in all ihrer okkulten Pracht entfalten können. Denn obwohl NAZXUL zunächst eher poliert wirken, atmet "Iconoclast" durch verstörende Geräuschkulissen und Interludien immer auch eine Bösartigkeit, die man diesem Genre gar nicht mehr zugetraut hätte.
Einen Kontrapunkt hierzu setzen die seltenen epischen Momente, wie im fast postmetallischen "Oath" (AUSTERE!), das trotz Doublebass und grandios verhalltem Gekrächze die gesamte Schwere dieser Welt in sich zu tragen scheint. NAZXUL gelingt es meisterlich, diese Kontraste gleichermaßen zu einen und gegeneinander auszuspielen, was trotz des geschliffenen Klangbildes für ausreichend Vielfalt sorgt. Und genau so schreibt man dann eben auch majestätisch-zeitlose Hymnen des Kalibers "Stain Of Harrow", in denen man sich als Hörer einfach nur wälzen und vergraben möchte, bis einen der Adrenalinstoß des in rauschhafte Raserei kippenden Stückes gnadenlos hinfortspült.

Wer also dachte, dass im Symphonic Black Metal bereits alles Wichtige gesagt wurde, dem sei eine Proberunde im australischen Schleudersitz empfohlen: NAZXUL ziehen hier über eine gute Stunde alle Register des ungeliebten Stiefkindes, würzen das Gebräu mit einer Prise aktueller Entwicklung und erschaffen so fast im Vorübergehen die neue Referenz, die man auch ihnen selbst nicht zugetraut hätte. Wo das Debüt "Totem" (1995!) zwar auf seine Weise extrem, aber eben auch etwas bemüht wirkte, punktet der Zweitling nur 14 Jahre später in wirklich allen Belangen - alles andere als eine Empfehlung wäre daher Blasphemie.
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