Hamlet - La Puta Y El Diablo

Hamlet - La Puta Y El Diablo
Modern Metal / Alternative
erschienen am 15.01.2010 bei Roadrunner Records
dauert 53:54 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. El Habil Reino Del Desconcierto
2. La Tentacion
3. El Traje Del Muerto
4. Siete Historias Diferentes
5. En El Nombre De Dios
6. No Habra Final
7. Escupe Tu Vanidad
8. Si No Tu, Quien?
9. Revolucion
10. Sacrificio

Die Bloodchamber meint:

Die Frage nach dem Sein oder Nichtsein scheint sich für HAMLET anders als für ihren bekannten Namenspatron seit Jahr und Tag nicht zu stellen, denn bereits seit mehr oder weniger als 20 Jahren - die Informationen divergieren – musizieren die Spanier ohne viele dramatische Besetzungswechsel miteinander. Nach einem Start im eher klassischen Metal vollzog man Mitte der 90er einen Stilwandel in Richtung zu Alternative / Groove / Neo-Thrash Metal und gilt in Spanien als Pionier auf diesem Gebiet. Dank fortwährend hochklassiger Veröffentlichungen genießen HAMLET in der Heimat auch heute noch einen sehr guten Ruf, während man im Ausland nie wirklich über den Status eines Geheimtipps hinausgekommen ist, was sicher nicht unabhängig ist von der quasi in den Grundfesten der Gruppe verankerten, durchgehenden Verwendung der spanischen Sprache bei allen Texten.

Das neue Album „La Puta Y El Diablo“ ist das erste HAMLET Werk, das via Roadrunner erscheint und damit auch einfacher überall erhältlich sein wird. Man scheint also im hohen Bandalter nochmal richtig angreifen zu wollen. Die Zeit dafür könnte nicht die schlechteste sein, weil die Konkurrenz im vertrauten Genre so gering an Zahl ist wie seit vielen Jahren nicht, wovon auch ähnlich geartete & (bei uns) lange übersehene Gruppen wie die leicht rockigeren SEVENDUST in den letzten Jahren bereits profitiert haben.

Der Schwerpunkt der Musik liegt auf energiegeladener Rhythmik und relativ einfachen, eingängigen Melodien, die allerdings von (Ur-)Sänger J. Molly gekonnt nach Kräften ausgebaut werden, der sich damit die stärksten Passagen bzw. Lieder von „La Puta Y El Diablo“ hauptverantwortlich ans Revers heften darf („Siete Historias Diferentes“ & „Si No Tu, Quien?“). Obwohl rhythmusbetont laden HAMLET weniger zum Hüpfen ein, als dass sie die musikalische Kraft frei fließen lassen. Wer mag, kann sich dazu bewegen oder anderweitig auslassen, aber die Musik fordert nicht penetrant & vehement großen Einsatz vom Hörer. Lieber wird einmal mehr gegroovt, bevor überhaupt die Gefahr entsteht, die Tempokarte könnte überreizt werden. Deshalb wird diese meist nur sehr kontrolliert am Liedanfang („El Traje De Muerto“ oder „Escupe Tu Vanidad“) oder zu Strophenbeginn („En El Nombre De Dios“) gespielt.

Das Gesamtbild, das HAMLET entwerfen, wirkt dadurch nicht nur überlegt sondern auch durchweg schlüssig. Selbst die Ballade „No Habra Final“, die sich erst gegen Ende als Doch-kein-Instrumental entpuppt, lässt sich auf diese Weise einigermaßen integrieren, auch wenn die Einbettung zwischen die zwei Lieder mit den schnellsten & härtesten – gar leicht SOULFLY-esken - Passagen des ganzen Albums auch beim wiederholten Hören noch etwas befremdlich wirkt. Und die immer wieder eingesetzte, nach Mischung aus metallischem Effekt & knarzigem Radio klingende Verzerrung des Gesangs ist deutlich weniger zeitlos als die Musik an sich, so dass wohl nur wenige einen zukünftigen Verzicht darauf vermissen würden, auch wenn das fast ein kleines Markenzeichen der Band geworden zu sein scheint, wenn man die letzten Alben mitberücksichtigt.

Selbst wenn einige Faszination von „La Puta Y El Diablo“ und HAMLET allgemein von der ungewohnten Verwendung der spanischen Sprache ausgeht, ist das Album auch für sich gesehen stark genug, um den Fankreis der Madrilenen im anderssprachigen Rest der Welt deutlich zu erweitern. Spätestens nach der Frühjahrstour im Vorprogramm von SEPULTURA wird sich das aber vermutlich von selbst ergeben.
Starker & sympathischer Start ins Jahr!
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