Raven - Walk Through Fire

Raven - Walk Through Fire
Heavy Speed Metal
erschienen am 26.03.2010 bei SPV / Steamhammer
dauert 57:14 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Intro
2. Against The Grain
3. Breaking You Down
4. Under Your Radar
5. Walk Through Fire
6. Bulldozer
7. Long Day's Journey
8. Trainwreck
9. Grip
10. Running Around In Circles
11. Hard Road
12. Armageddon (The Beginning)
13. Attitude
14. Space Station #5 (MONTROSE Cover)
15. The King (Bonustrack, live)

Die Bloodchamber meint:

Selbst wenn sie erfolgreicher waren, nicht gar so viele Bands ihr frühes Werk als wichtigen Einfluss loben und sie vermutlich auch nicht so eigenwillige (wenn auch liebenswerte) Käuze wie ANVIL sind, unterscheidet sich ihr Rang in der modernen Metalwelt eher wenig: Es gibt diese Bands halt, sie hatten musikalisch auch mal was zu sagen oder waren gar mitverantwortlich für den Puls der Zeit, aber heute wird ihr vermeintlicher Opa Metal von vielen eher belächelt und die größte Anerkennung gibt es eher für die Hartnäckigkeit, mit der man die Band auch in den nicht so fetten Jahren stur am Leben gehalten hat und einfach sein Ding durchzog.

RAVEN samt der Gallagher Brüder – nicht Liam & Noel sondern John & Mark - sind nach längerer Auszeit im 36. (!) Jahr ihres Bandbestehens zurück, nachdem Gitarrero Mark im wahrsten Sinne des Wortes wieder auf den Beinen ist, die ihm 2001 von einer zusammenbrechenden Wand zerschmettert worden waren. Und anders als andere, deutlich bedeutsamere alte Bands *hust*PRIEST*hust* hat man nicht seinen Verstand an verschrobene Konzepte und Fahrstuhlmusik verloren, sondern huldigt weiter der NWOBHM und dem ursprünglichen Speed Metal. Das ist selbstverständlich keinen Schlag zeitgemäß, aber wer dürfte das ohne jeglichen Anflug von modernen Elementen heute noch spielen, wenn nicht jemand der damals live dabei war & diese Zeit mitgestaltet hat?

Und „Walk Through Fire“ hat bis auf die differenzierte und ausgewogene Produktion tatsächlich überhaupt nichts an sich, was jünger als die 80er klingt. Dementsprechend klingt einiges, vor allem im langsameren und Midtempo Bereich, für heutige Ohren auch eher wie Hard Rock denn Metal, aber das bedeutet nicht, dass es keinen Spaß macht oder lasch im Sinne von langweilig klingen muss. Das zeigt zum Beispiel der sehr rockige Ohrwurm „Running Around In Circles“, bei man mitwippt, pfeift und sich gar dazu animiert fühlt, wenigstens einmal das Spitzen setzende hohe Kreischen von Sänger John nachzuahmen. Und „Against The Grain“ (mit leicht MEGADETH-artigem Riffing zu Beginn), „Under Your Radar“ oder „Grip“ zeigen, dass der Speed Metal als Keimzelle des Thrash auch 2010 noch eine Menge Feuer hat.

Sicher wirkt das manchmal kalkuliert, besonders die auf Mitsingrefrains schielenden „Walk Through Fire“ oder das bereits erwähnte „Running Around In Circles“ wären zu einer anderen Zeit Kandidaten für Singleauskopplung und massives Radio Airplay gewesen, und mancher der langsamen Titel lockt wirklich nur die absoluten 70er/80er Puristen hinter dem Ofen vor, aber das Album zeigt deutlich auf, dass man einer Band ab einem gewissen Alter nicht automatisch das Recht auf gute, fetzige Musik absprechen darf. Denn RAVEN haben nicht nur Anerkennung und Respekt für ihr langes Durchhaltevermögen verdient, sondern auch für „Walk Through Fire“. Chapeau!
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