Beissert - The Pusher

Beissert - The Pusher
Sludge Metal / Hardcore
erschienen am 21.05.2010 bei Agonia Records
dauert 50:24 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. The Pusher
2. Die Dunkelheit uns mit sich nimmt
3. Die fabelhafte Welt der Agonie
4. SaxonBloodRock
5. Uphillfight Against The Sun
6. Unaussprechlichen Kvlten
7. Durch die Haare in das Kind
8. Eerie Discipline
9. Aal ins Gekroese
10. Yggdrasil
11. Bloodsown
12. Gedanke und Erinnerung

Die Bloodchamber meint:

Leicht verdaulich geht definitiv anders! Das bekam auch schon Kollege Halling zu spüren, der das Debüt "Nothin' Left To Luv" aus dem Jahre 2007 auf Grund seiner Verworrenheit mit 3 Punkten abstrafte. Nun stehen die Dresdner BEISSERT mit ihrem zweiten Studioalbum "The Pusher" auf der Matte, und wieder mal scheint im übertragenden Sinn der Sokratsche Ausspruch "Ich weiß, dass ich nichts weiß" gültig zu sein.

Und dieses Nicht-Wissen scheinen BEISSERT in Bezug auf ihre musikalische Zielrichtung tief verinnerlicht zu haben. Noch immer wirft man heftigen Rock, Stoner- und Sludge-Elemente, (Thrash-) Metal, Punk, Hardcore und eine Prise Doom, sowie deutsche und englische Texte in einen Topf, rührt einmal durch und serviert es dem Hörer ungarniert und ungewürzt. Klingt anstrengend? Ist es definitiv auch! Wenn eine sich eine Band um sämtliche Konventionen und Grenzen schert, dann BEISSERT. Und dies ist gleichzeitig Segen und Fluch von "The Pusher". Die auf den ersten Blick konfus anmutende Stilmixtur entwickelt nach einiger Zeit durchaus seinen Reiz, die dreckige Produktionen mit dickem Südstaateneinschlag passt wie die Faust aufs Auge zu den treibenden Riffs und dem derben Gesang von Frontmann Beissert. Dieser klingt für meine Ohren in den klaren Refrain-Passagen ganz entfernt an Warrel Dane (NEVERMORE), was der Eigenwilligkeit von BEISSERT eine weitere, wundersame Note hinzufügt.

Neben allen Vorzügen muss erwähnt werden, das die nahezu grenzenlose Vielfalt abschreckend und überfordernd sein kann. Man kann sich auf kein Genre einstellen, da es hier Schwankungen im Minutentakt gibt. Eigenwillig und mutig, allerdings auch ziellos rudert "The Pusher" auf dem Ozean herum und will eigentlich keinen Hafen erreichen. Aus der Melange, die BEISSERT hier kreieren, ist es schwer, vorzeigbare Stücke herauszufiltern. Am verdaulichsten ist wohl das kurze Piano-Intermezzo "Die fabelhafte Welt der Agonie", das für BEISSERT stilbezeichnende "Saxon:Blood:Rock" schreit nahezu nach einer treibenden Live-Umsetzung, das atmosphärische "Unaussprechlichen Kvlten" ist noch am ehesten Eingängigkeit zu attestieren. Schmunzeln kann zudem auch, und zwar wenn in "Durch die Haare in das Kind" im Refrain THE DARKNESS und Konsorten auf die Schippe genommen werden.

Je nach Stimmungslage habe ich "The Pusher" von BEISSERT entweder nahezu vergöttert oder abgrundtief gehasst, in Sachen Bewertung entscheide ich mich also für den goldenen Mittelweg. Die Dresdner liefern eines der eigenständigsten Werke des Jahres ab, das sich zwischen alle Stühle setzt und sich vom Publikum mehr als nur erarbeitet werden muss. Mutig, (selbst-)ironisch, kraftvoll und hörenswert ist "The Pusher" definitiv, uneingeschränkt empfehlenswert dagegen nicht!
-