Frigoris - Nach Dem Krieg...

Frigoris - Nach Dem Krieg...
Black Pagan Metal
erschienen am 04.06.2010 als Eigenproduktion
dauert 55:07 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Am Grabe
2. Nach dem Krieg…
3. Welt des Frostes (Frigoris)
4. Schlachtenlohn
5. Wenn Krähen Kreisen Würden
6. Erinnerung
7. Einsamkeit (Des Zwillings Schicksal Part I)
8. Frei
9. Aus der Asche
10. Nachruf

Die Bloodchamber meint:

Aus Essen stammen FRIGORIS. Regent Dominik Winter, der auch singt und die Gitarre bedient, hat im Jahre 2009 alle Bandmitglieder rausgeschmissen. Interne Differenzen heißt es. Mit Yannick an der Gitarre und Melanie am Bass hat er aber zwei neue Mitstreiter gefunden. Lediglich die Drums kommen aus der Reserve.

Angesagt ist Pagan/Black Metal. Melodisch und mit atmosphärischen, akustischen Einsprengseln. Gleich zu Beginn gibt es mit “Am Grabe” eine Überraschung. Wer hier gehofft hat, dass es gleich in die vollen geht oder ein Intro aus der Natur zu hören, dem schlackern gehörig die Ohren. Eine Frauenstimme singt eine mittelalterliche Weise. Und das richtig gut. Mir gefällt der Track unheimlich gut und ich bin gespannt, ob FRIGORIS weiterhin meine Erwartungen erfüllen.
Feine melodische Gitarrenläufe, kraftvoller Bass und Black Metal-Gekeife geben hier den Ton an und gefallen mir eigentlich. Ja eigentlich, denn FRIGORIS haben einen großen Negativpunkt, der sich durch das gesamte Album zieht. Die Drums! Erstens sind die viel zu laut, dass die Gitarren manchmal fast untergehen. Und zweitens wurden die ab und zu richtig scheiße programmiert. Wäre das ein richtiger Drummer, dann würde ich den rauskicken. Was mir noch sehr negativ auffällt, sind die Songübergänge. Diese klingen vollkommen abgehackt, was besonders zwischen “Am Grabe” und “Nach dem Krieg” sowie “Nach dem Krieg” und “Welt des Frostes” störend wirkt. So geht Atmosphäre verloren.

Musikalisch kann man FRIGORIS nicht viel Negatives nachsagen. Sie zaubern Melodien, Dominik belässt es nicht nur beim Keifen, sondern versucht sich auch im Growlen und die akustischen Parts zeigen schon, dass die Jungs und das Mädel was auf dem Kasten haben. Leider wirkt ab dem fünften Song alles wie schon mal gehört. Es kommt Langeweile auf. Das machen Bands wie OBSCURITY, MINAS MORGUL oder HELHEIM dann doch ein Ende spannender. Es fehlt quasi die Originalität.
Der Sound könnte auch besser sein. Das elektronische Schlagzeug klingt zudem manchmal richtig matschig.

FRIGORIS können es sicherlich; zeigen es auf “Nach dem Krieg” aber noch nicht wirklich. Mit einem realen Schlagzeuger und einer besseren Produktion kann ich mir vorstellen, dass sie mit dem nächsten Album auf jeden Fall eine Steigerung schaffen.

Die Bloodchamber meint außerdem:

Da sich die Pott-Frosties FRIGORIS beim Konzert in Halle jüngst recht anständig präsentierten, bietet sich ein (zweiter - hallo Walze!) kurzer Rückblick auf die bisher letzte Scheibe "Nach dem Krieg..." an. Das in Eigenregie entstandene Album lässt sich - wie Martin oben ausführt - grob im Pagan (Black) Metal verorten, reißt allerdings aufgrund diverser Schwächen keine Bäume aus.

Der angenehm ausladende Titeltrack kann zunächst noch etwas punkten, doch ein Teil dieser Faszination ist bereits dem Umstand geschuldet, dass er direkt auf das dreist geborgte „Herr der Ringe“-Intro folgt. Im Anschluss regiert auf „Nach dem Krieg…“ dann über weite Strecken blasser Durchschnitt: Die zu häufig ins Hauruck verfallenden Riffkonstrukte werden nur sehr selten durch griffige Melodiebögen verknüpft, vor allem die kürzeren Nummern rauschen höhepunktbefreit am Ohr vorbei, gelungene Details wie die parallel zur Rhythmusgitarre gezupften Akustikakkorde in „Wenn Krähen kreisen würden“ – insgesamt einer der gelungensten Songs der Scheibe – tauchen lediglich sporadisch auf und können im erstaunlich undifferenzierten Klangbild entsprechend wenig reißen.
Überhaupt: In Sachen Sound ist „Nach dem Krieg…“ eine herbe Enttäuschung, was den Genuss des Gebotenen erheblich schmälert. Während die Gitarren zwar etwas schwammig, aber immer noch solide daherkommen, offenbart der verwendete Drumcomputer eigentlich ausnahmslos Schwächen. Größtes Problem ist hier das pausenlose Geschepper der Becken, die (im Gegensatz zu den Bassdrums bspw.) von derart niedriger Qualität sind, dass man trotz CD unweigerlich an 56 kb/s-MP3 denken muss. Im günstigsten Fall ist hier die Kompression in die Hose gegangen, im ungünstigsten Fall hat man sich vom zwischen Kratzen und Scheppern schwankenden Getöse ein etwas lebendigeres Gesamtbild erhofft – wirklich zufriedenstellend kann das Endergebnis allerdings in keinem Falle und für niemanden sein. Umso mehr, weil das sklavische Vokalstakkato durch die Dominanz der leblosen Drums noch mehr ins Auge fällt.

Wer in Sachen Baukasten-Pagan Metal keine Berührungsängste kennt, darf die Essener gern unterstützen, sollte sich aber darüber im Klaren sein, dass die Jungs und das Mädel auf „Nach dem Krieg…“ (auch produktionsbedingt) noch tief im Mittelmaß wühlen. Meine Empfehlung daher: Wartet den demnächst erscheinenden Nachfolger „Wind“ ab – wenn der bisher verfügbare Vorabtrack und die neuen Sachen auf dem Konzert ein Indikator sind, könnte FRIGORIS 2013 ein ähnlicher Sprung wie zuletzt WANDAR gelingen…
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