Íon - Immaculada

Íon - Immaculada
Folk / Gothic / Ambient
erschienen am 28.05.2010 bei Equilibrium Music
dauert 50:27 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Immaculada
2. Temptation
3. Adoration
4. Damhsa Na Gceithre Ghaoth
5. Invidia
6. Cetatea Cisnadioara
7. The Silent Stars
8. Return To Spirit

Die Bloodchamber meint:

Duncan Patterson ist ein musikalisches Schwergewicht. Er hat einen Namen, der Erwartungen weckt und das liegt mit Sicherheit daran, dass er bei so großartigen Bands wie ANATHEMA oder ANTIMATTER gewirkt hat und das mit einigem Erfolg. Aber da gibt es noch ÍON, ein weniger Aufmerksamkeit erheischendes Projekt, dessen zweites Album inzwischen bereits einige Zeit auf dem Buckel hat. Hier bewegt sich der Meister vollkommen jenseits metallischer oder auch nur rockiger Gefilde, hier geht es um sphärische Klänge, um traumverlorene Weiten und die ganz zarten Töne.

Die acht Stücke sind im Laufe einiger Zeit bei seinen Reisen zwischen England und Griechenland entstanden und beinhalten auch recht unterschiedliche musikalische Elemente: Sommerliche Ambient-Klänge, die perfekt zur stillen Mittagshitze am Mittelmeer passen, dann wieder keltische anmutende Tänze, bei denen den älteren unter uns sofort Assoziationen an CLANNADs Soundtrack zur Robin Hood-Serie von Richard Carpenter aufkommen. Die wahrhaft gelungenen Vocals der Irin Lisa Cuthbert tun ihr Übriges zu dieser ätherischen Atmosphäre dazu. An anderer Stelle hört man deutlich den kulturellen Eklektizismus einer LOREENA MCKENNITT durch oder wird an die gothisch-folkloristischen Klänge von DEAD CAN DANCE erinnert.

Bei all diesen großen musikalischen Verwandten liegt die Latte ganz schön hoch und letztlich muss man auch Herrn Patterson und ÍON daran messen. Und im Vergleich mit diesen musikalischen Größen kann er leider nicht ganz mithalten. Die Klänge, die auf "Immaculada" evoziert werden, sind traumhaft, doch als Songs verlieren sie sich teils in gepflegter Langeweile. Die manchmal vorherrschende Monotonie hat weniger hypnotischen Charakter, sondern weist in Richtung esoterischer Fahrstuhlmusik. Eine tolle Sängerin, Flöten und exotische Saiteninstrumente sind noch kein Garant für tolle Songs. In Teilen ist das Ergebnis durchaus gelungen, wie z.B. bei "Invidia", manchmal aber auch nur als grauenvoll öde zu bezeichnen. Der sechsminütige Schlusssong "Return to Spirit" ist ein solcher Einschlafgarant, der spätestens beim dritten Hördurchgang seine volle Wirkung entfaltet und allein deshalb nicht für nächtliche Autofahrten zu empfehlen ist.

Es bleibt letztlich ein durchwachsenes Werk mit guten Ansätzen, dessen Höhepunkte eine wirklich schöne EP ergeben hätten. Doch gestreckt auf gute 50 Minuten kann "Immaculada" einfach nicht überzeugen.
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