Gnaw Their Tongues - L'Arrivée De La Terne Mort Triomphante

Gnaw Their Tongues - L'Arrivée De La Terne Mort Triomphante
Avantgarde Black Metal / Industrial
erschienen am 15.10.2010 bei Candlelight Records
dauert 44:50 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. L'Arivée de la Terne Mort Triomphante
2. Les Anges Frémissent Devant la Mort
3. La Mort Dans Toute Son Ineffable Grandeur
4. Le Chant de la Mort
5. Le Trône Blanc de la Mort

Die Bloodchamber meint:

Absolute Dunkelheit. Von irgendwo her dringen martialische Trommeln, das Leben, wie es einst war, ist nur noch eine ferne Erinnerung. Zerfetzte Brocken eines Requiems hängen in der Luft, mutierte Maschinenmenschen stapfen durch entvölkerte Ruinenstädte. Schlamm, Trümmer, vergiftete Luft sind alles, was von der alten Welt übrig geblieben ist.

Soviel zur Stimmung, die auf diesem Release verbreitet wird. Das Ein-Mann-Projekt GNAW THEIR TONGUES aus den Niederlanden will es wissen. Wie weit kann man gehen, wenn man Finsternis und Hoffnungslosigkeit vertonen will? Sein Ansatz unterscheidet sich deutlich vom klassischeren Metal, denn hier wird eine Stilmixtur vollzogen, die bloß noch Fragmente des Black Metal in einen Lumpen aus Ambientmonotonie und Death Industrial kleidet, wie man ihn teils vom schwedischen Label Cold Meat Industry kennt. Atmosphärisch funktioniert das Ganze recht gut, ich kann nur mit Stolz auf die Hördurchgänge zurückblicken, die ich diesem Album gewährte und mich daran erfreuen, dass ich nicht spontan aus dem Fenster gesprungen oder gemeinsam mit dem Toaster baden gegangen bin. Denn der Effekt, den diese Melange transportiert, ist ungleich brutaler als alles, was unter dem Label 'Depressive Suicidal Black Metal' verhökert wird. Die Jungs, die sich diesen Stiefel anziehen, sollen mal wieder schön ins Teletubbieland zurückgehen und den Rest des Tages mit Gänseblümchenpflücken verbringen, bevor das Sandmännchen anfängt. GNAW THEIR TONGUES sind etwas für die ganz Harten, die nicht einfach Musik hören wollen, sondern die für sich die ultimative akustische Herausforderung suchen.

Die Umsetzung dieses todestrunkenen Konzepts ist allerdings nicht durchweg gelungen. Zwar bieten sich dem Hörer hier eine Reihe interessanter Ideen, doch auf die ganze Distanz konnte mich das Album nicht überzeugen. Das Tempo ist durchweg schleppend, alle fünf Songs bewegen sich relativ gleichmäßig in einem Bereich. Die Drums sind grundsätzlich recht martialisch gehalten, haben teils einen leicht rituellen Charakter. Ein bis zur Unkenntlichkeit verzerrter Bass dröhnt darüber und der Hauptanteil der Instrumentierung liegt im Bereich des Samplings. Von einzelnen Streichern über ganze orchestrale Bausteine wird hier eine Menge aufgefahren und für das pathetische i-Tüpfelchen gibt es reichlich Chöre. Aber von alledem ist nichts wirklich transparent und klar, alles bewegt sich oftmals in einem dissonanten Nebel, der sich auch schon mal zu einem gepflegten Brei verdicken kann. Vocals gibt es natürlich auch und die bestehen aus fiesem und verzerrten Gekreische, das ziemlich stark in den Hintergrund gemischt wurde und sich somit recht unprätentiös in die Instrumentierung einfügt.

Zwar finden sich an einigen Stellen wirklich interessante Breaks oder kleine musikalische Ideen, die dem Hörer das Ganze ein wenig schmackhafter machen, doch insgesamt bewegen sich die Kompositionen zu sehr zwischen den Polen 'unausgewogen' und 'überladen'. Kann der Opener, der zugleich auch Titeltrack ist, noch einigermaßen gefallen, gibt es bei den folgenden Tracks zu viele Momente, die einfach nur noch matschig klingen. Einen wirklichen Spannungsaufbau verfolgt dieses Album nicht, der Horror beginnnt recht konstant und endet ebenso. Ob das nun Bestandteil des künstlerischen Konzepts ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Meine Ohren lechzten allerdings nach jedem Durchgang umso mehr nach Abwechslung.
Wer sich grundsätzlich von extremer Musik mit Berührungspunkten zu Dark Ambient und Death Industrial hingezogen fühlt oder noch nach einem ansprechenden Soundtrack zur geplanten Selbstentleibung sucht, könnte das Reinhören vielleicht als lohnenswert empfinden. Alle anderen sollten dieses Album doch eher mit gebührender Vorsicht angehen.
-