Slough Feg - The Animal Spirits

Slough Feg - The Animal Spirits
Heavy Metal
erschienen am 22.10.2010 bei Cruz Del Sur
dauert 38:40 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Trick the Vicar
2. The 95 Thesis
3. Materia Prima
4. Free Market Barbarian
5. Lycanthropic Fantasies
6. Ask the Casket
7. Heavyworlder
8. The Tell-Tale Heart (Alan Parsons Cover)
9. Kon-Tiki
10. Second Coming
11. Tactical Air-War

Die Bloodchamber meint:

Des Undergrounds sympathischste Käuze SLOUGH FEG haben nach der für sie ungewöhnlich kurzen Zeit von nur anderthalb Jahren ein neues Album zusammengestellt. Nach den Ausflügen in die Urzeit („Atavism“), alte Weltraumcomics („Hardworlder) und Planet der Affen – Endzeit („Ape Uprising“) wirkt das gezeichnete Cover von „The Animal Spirits“ mit dem zornig dreinblickenden, ziemlich behaarten Kirchenmann detailärmer, aber auch fokussierter. Zusammen mit dem Titel lässt es sich dennoch als einleuchtende neue Variante der „Das Tier im Manne“-Thematik verstehen, was hier nicht als Kritik an der Kirche und deren Sendboten verstanden werden soll, schließlich guckt der Mann deshalb so grimmig, weil er gleich im flotten Opener ordentlich auf die Schippe genommen wird – gesondert hervorheben muss ich die geniale Zeile „Out of the frying pan, into the friar“, auch wenn „Trick The Vicar“ nichts mit MEAT LOAF zu tun hat.

Die vier Freunde der NWOBHM & ihrer Vorläufer und der nicht nur textlich gepflegten Eigenheiten - sowohl die Melodieführung der Gitarren als auch der schwer zu beschreibende Gesang von Mike Scalzi, der immer weich, warm und natürlich (typisch für beides: „The 95 Thesis“ oder „Kon-Tiki“), dazu manchmal leicht näselnd und gewollt angeschrägt klingt („Free Market Barbarian“), lassen sich immer wiedererkennen - pflegen auf „The Animal Spirits“ erfreulicherweise erneut ein ausgewogenes Energielevel, vergleichbar zum Vorgänger „Ape Uprising“. So aggressiv wie im Eröffnungsschlag ist zwar weniges, frank und frei von der Leber wird aber immer mal wieder flink losgespielt („Materia Prima“, natürlich „Tactical Air-War“). Dem gegenüber steht vieles, das sich ruhig auf die Atmosphäre konzentriert und bei dem SLOUGH FEG Neulinge sich auch darauf einlassen müssen. Denn verstärkt durch den (gewohnt) erdigen Klang, den man sich wie eine große Hängematte an einem warmen Spätsommerabend ausmalen darf, ist auch „The Animal Spirits“ nicht bissig, aufputschend oder energiegeladen wie man sich häufig ein Heavy Metal Album vorstellt. SLOUGH FEG konzentrieren sich eher auf die Schönheit und Ausstrahlung, die von der Musik ausgeht, wenn man sie auf ihren Kern konzentriert, ohne Nieten und Leder, ohne großspuriges Posing und ohne 27 Mal zum Mitsingen, Fäuste schwenken und Hörner leeren aufzurufen. Dementsprechend covert man mit „The Tell-Tale Heart“ vom wunderbaren Edgar Allan Poe Themenalbum „Tales Of Mystery And Imagination“ des THE ALAN PARSOSN PROJECTs genrefremd, doch passend, was nach dem schwermütigen „Heavyworlder“ sogar deutlich fröhlicher als im Originalkontext rüberkommt.

Einen der üblichen Gradmesser wie den vielbeschrie(be)nen Hitfaktor kann man bei SLOUGH FEG nur mit Gewalt anlegen, zu sehr lebt das Quartett in seinem ganz eigenen Kosmos. Um deshalb in dem Universum zu bleiben, dass von den Alben seit dem Verzicht auf das THE LORD WEIRD im Bandnamen gebildet wird, sei zusammenfassend gesagt: „The Animal Spirits“ ist eingängiger und hat mehr Drive als „Hardworlder“, ist unaufdringlicher, aber auch weniger mitreißend als „Atavism“ und liegt damit insgesamt nicht nur beim Energielevel auf Augenhöhe mit „Ape Uprising“, die Kollege Meyer in seinem Review sehr gut getroffen hat. Auf SLOUGH FEG kann man sich eben verlassen.
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