Hinter dem Namen WOLFSHADE verbirgt sich sich nicht, wie man es fast erwarten könnte, eine Heidentruppe mit Vorliebe für Humppa und Männerchöre oder gar eine MOONSPELL-Cover-Band. Nein, wir haben es vielmehr mit Franzosen zu tun, die eher der melancholischen bis traurigen Fraktion auf dem schwarzmetallischen Markt der Möglichkeiten zugehört. Und ihre Inspirationsquellen liegen recht offen zutage, denn sie haben sich allem Anschein nach intensiv mit dem Schaffen ihres Landsmannes Neige beschäftigt. Anklänge an ALCEST und Co. sind wohl mehr als bloße Zufälle.

Eine vollkommen uninteressante Kopie liefern die Herren Kadhaas und Samigina dabei jedoch nicht ab. Sie haben in vielerlei Beziehung ihre Hausaufgaben gemacht und liefern ein Album ab, auf dem sich viele verträumte und emotionale Momente die Hand reichen. Melodien werden hier stets groß geschrieben, Tempoausbrüche und nordische Raserei sucht man vergebens. Allerdings hapert es an einigen Stellen ein wenig: Direkt im Opener "Ex Nihilo" findet sich eine erste Passage, die besonders dadurch auffällt, dass sie eher lang und ereignislos als alles andere ist. Und eben in diesen Momenten wird ein weiteres Problem deutlich, das bei einer Zwei-Mann-Truppe wie WOLFSHADE nicht allzu außergewöhnlich ist: das Schlagzeug. Hier hat aller Wahrscheinlichkeit nach kein Drummer aus Fleisch und Blut an der Arbeit gesessen, sondern die Drums kommen wohl aus der Konserve, was ja per se nicht schlecht sein muss. Doch die Programmierung ist an vielen Stellen eher hölzern geraten, besonders der Einsatz der Becken ist manchmal wirklich nervend.

Oftmals weiß "When Above" doch auch zu gefallen. Die Vocals sind recht eindrucksvoll geraten, es gibt hier herzzerreißendes Gekreisch und ab und an ein wenig Geflüster, beim gelungenen Rausschmeißer "Incipit Vita Nova" bekommt Goldkehlchen Kadhaas sogar dezente weibliche Unterstützung. In Verbindung mit der recht gelungenen und effektiven Gitarrenarbeit entstehen hier ein ums andere Mal richtig schöne Momente voller Gefühl. Technisch werden hier keine Meisterleistungen abgeliefert, doch man merkt dieser Band an, dass jemand die Fäden in der Hand hat, der genau weiß, was er will und welche Mittel dafür nötig sind.

Letztlich wissen WOLFSHADE mit "When Above" zu gefallen, wenn hier auch kein Meilenstein der Musikgeschichte abgeliefert wird. Und wer es nicht erwarten kann, bis das nächste ALCEST-Album erscheint, kann ja vielleicht hier mal ein Ohr riskieren und die Zeit so überbrücken. Hier gibts was zum Genießen für Nebenbei, jedoch euphorische Ausbrüche werden sich dabei wohl kaum einstellen. Insgesamt müsste das Songwriting manchmal einfach mehr auf den Punkt kommen und eher uninteressante Längen in den Songs müssen vermieden werden. Wenn dann auch die Drummer-Frage zufriedenstellend gelöst wird, könnte das nächste Album auch auf ganzer Linie gefallen.