Nachtgeschrei - Ardeo

Nachtgeschrei - Ardeo
Folk Metal
erschienen am 26.11.2010 bei Massacre Records
dauert 50:02 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. An mein Ende
2. Kein reiner Ort
3. Herzschlag
4. Herbst
5. Ad Astra
6. Ardeo
7. Ich hör' nichts mehr
8. Soweit wie nötig
9. Lichtschimmer
10. Hinter deinen Augen
11. Der Reisende

Die Bloodchamber meint:

Letztes Jahr erst zogen sie auf dem Hörnerfest im norddeutschen Brande-Hörnerkirchen meine Aufmerksamkeit auf sich, gerade durch ihre starke Live-Präsenz und dem charismatischen Frontmann Holger Franz. Leider Gottes jedoch habe ich die sieben danach ein wenig aus den Augen verloren. Die Rede ist von den deutschen Folk Metallern NACHTGESCHREI, die mit „Ardeo“ ihr bereits drittes Studioalbum innerhalb von drei Jahren über Massacre Records herausbringen.

Was man vorab über jenes dritte Album, dessen Titel übersetzt "ich brenne" bedeutet, sagen kann, ist eins – der CD-Titel ist Programm. Manchmal verliert man sich im Laufe des Silberlings ein wenig im Belanglosen. Der inbrünstigen Ehrlichkeit, mit der NACHTGESCHREIs Minnesänge vorgetragen werden, tut dies allerdings keinen Abbruch. „Hotti“s Stimme, die mich an die des SUBWAY TO SALLY-Frontmanns erinnert, im Endeffekt aber wesentlich angenehmer und weniger nach Kobold klingt, schmeichelt den Gehörgängen durchgängig, während die wirklich guten Texte ihr Übriges tun. Generell sticht, abgesehen vom Gesang, aber nur wenig heraus - die auf dem Silberling vertretenen Songs gehen mehr als Ganzes schnell ins Ohr.
Dennoch hat man es hier nicht mit leichter oder gar seichter Kost zu tun. Zu gute Lyriken liegen hier vor, zu energisch sind die Kompositionen, zu schön und eindringlich sind die Melodien. Gute Beispiele für diese Merkmale sind das wehmütige „Herbst“, das vor allem durch die zweistimmigen Gesangslinien punkten kann, oder das anfangs gar mit einer an ENSIFERUM erinnernden Melodie aufwartende „Ardeo“, das sich nach und nach steigert und letztendlich im einfach nur coolen Refrain seinen Höhepunkt findet.
Leider können NACHTGESCHREI das Level der genannten Lieder, wie eingangs angesprochen, jedoch nicht durchgängig halten. Gerade das letzte Drittel der Scheibe plätschert ein wenig an einem vorbei, es bleibt auch nach mehrmaligem Hören kaum etwas im Gedächtnis. Weiterhin empfinden meine empfindlichen Ohren den Gesamtklang der „Ardeo“ als etwas zu sehr komprimiert, so dass manche Lieder weniger wild wirken, als sie könnten.

Alles in Allem hat man es hier dennoch aber mit einem für diese Musikecke überdurchschnittlich guten Stück Tonkunst zu tun, das zwar noch viel Luft nach oben lässt, gleichzeitig aber locker einige Kollegen aus der selben Sparte abhängt. Bleibt die Band mit ihren Veröffentlichungen weiterhin so pünktlich wie ein Schweizer Uhrwerk, wird man spätestens 2011 hören können, ob sich die Herren wieder gesteigert haben.
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