Weh - Origins

Weh - Origins
Neofolk
erschienen am 12.10.2010 bei Soulseller Records
dauert 117:53 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Deadline
2. Darkness Part One
3. Hang 'em High
4. The Justice Song
5. Lady Death
6. Where Evil Hides (Intro)
7. On Your Knees
8. Sealing Fates
9. Sometimes I Bleed
10. Walk the Other Way
11. The War is Over
12. Where Evil Hides (Outro)
13. Any Other Day
14. Barbed Wire Tight
15. Ballad to the Harvest
16. World of Pain
17. Darling Meet Demise
18. The Grave
19. When the Raven Spoke My Name
20. Skeleton
21. Summer Went South
22. Desolate
23. Likbør
24. Heathen Ground
25. The Endlessness
26. Ruin
27. And the Bells are Ringing Doom
28. North
29. Darkness Part Two
30. The Men of Gallow Proud
31. The Seaward Song
32. The Road and the Forest
33. Nihil Interit
34. Sigars Øyk
35. Origins
36. En Bekk Av Blod

Die Bloodchamber meint:

Über Neofolk zu schreiben, ist immer eine heikle Angelegenheit: Schnell werden Stimmen wach, die dem wohlmeinenden Rezensenten vorwerfen, sich mit einer angeblichen rechten Ausrichtung einzurichten. Andere beschweren sich über die scheinbar simple Lagerfeuerromantik, die dort verbreitet wird. Und ein großer Teil des Rests hat einfach keine Ahnung, was das genau sein soll. Es gibt eine ganze Menge obskurer Bands und Musiker in dieser Szene, aber WEH waren nun wirklich bislang keine große Nummer. Und allen eifrigen Freunden des Generalverdachts kann man von vornherein sagen: Es finden sich hier keine ästhetischen Bezüge auf irgendeine finstere Vergangenheit, es gibt nichts, weswegen man sich ernsthaft Sorgen machen müsste.

WEH kommen aus Norwegen und bestehen eigentlich nur aus Erik E., der das Projekt im Jahr 2002 gegründet hat, um düstere akustische Musik zu machen. Das hat er auch recht eifrig getan, WEH bringen es seitdem auf sechs Demos unterschiedlicher Länge und einen Beitrag zur Memorial-Compilation für WINDIRs Valfar. Dazu wurden im Jahr 2010 auch noch einige Stücke aufgenommen, die bislang noch nicht anderweitig veröffentlicht wurden. Und all das findet sich auf der Doppel-CD „Origins", die es mit dieser Masse an Material immerhin auf 36 Stück mit einer Gesamtspielzeit von fast zwei Stunden bringt.

Musikalisch wird hier Neofolk der minimalistischsten Sorte geboten. Erik E. spielt Gitarre und singt dazu, weitere Instrumente gibt es nur in Ansätzen. Außergewöhnlich ist allerdings die Art und Weise, wie er mit seiner Stimme umgeht. Zumeist singt er mit einer sehr warmen und melancholischen Stimme, die durchaus zu gefallen weiß. Besonders auf dem älteren Material finden sich aber Elemente, die deutlich an metallische Growls erinnern, was zunächst unheimlich irritierend wirkt und mir in der Form auch noch nicht untergekommen ist. Grundsätzlich ist dies aber eine Eigenheit, in die man sich einhören kann, wobei ich aber alles andere als traurig darüber bin, dass diese Gesangstechnik mit den Jahren offensichtlich herausgewachsen ist.

WEH bieten sehr eingängige und durchweg melancholische Songs, die eine klare und einheitliche Linie verfolgen. In diesem Sinne handelt es sich um Neofolk, bei dem der Folk sehr groß geschrieben wird und der nichts mit der Experimentierfreudigkeit der alten Heroen der World Serpent-Familie zu tun hat. Die Gitarrenarbeit ist auch nicht durchgehend so ausgefeilt wie beispielsweise auf ULVERs Referenzwerk „Kveldssanger", doch ist sie stets songdienlich. So richtig abwechslungsreich sind die 36 Nummern insgesamt wirklich nicht, aber es finden sich immer wieder Momente, die sich bei einem sehr positiven Durchschnittsniveau auch noch positiv abheben, weil sie noch einen Hauch mehr Stimmung verbreiten als andere Stücke. Es finden sich einige kleine Perlen darunter, wie z.B. „Hang 'em High", „World of Pain", „Heathen Ground" oder „Ruin", Ausfälle gibt es in dieser Masse an Material gar nicht. Textlich ist auf jeden Fall hervorzuheben, dass Erik E. hier in die Vollen greift. Von herrlich antichristlichen Hass-Songs über Tod und Verderben bis hin zum Weltuntergang wird alles aufgeboten, was so gar nicht zum ersten klanglichen Eindruck passt. Aber gerade der Kontrast ist einfach toll und effektvoll, zumal man die Vocals sehr gut verstehen kann.

Sollte also jemand für die dunkle Jahreszeit noch ruhige und akustische Musik suchen, um die nächtlichen Stimmungen bis zur Neige auszukosten, sollte er hier mal reinhören, zumal dem Käufer richtig viel fürs sauer Ersparte geboten wird. WEH stellen die Musikwelt nicht auf den Kopf, bereichern sie aber um eine kleine Kostbarkeit, die einfach nur schön zu hören ist.
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