Wyvern - Lords Of Winter

Wyvern - Lords Of Winter
Symphonic Power Metal
erschienen am 14.01.2011 bei Jolly Roger Records
dauert 63:56 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Lord Of Winter
2. Twin Factory
3. Her Majesty Rage
4. Reflections
5. The Other One
6. Winter Tale
7. Shine
8. Ice Guardian
9. Eternal Symphony
10. Out In The Rain

Die Bloodchamber meint:

Nach langer Zeit ist mal wieder ein Tag gekommen, an dem selbst ein ausgewiesen italometalphiler Zeitgenosse wie ich ziemlich die Waffen strecken muss, WYVERN sei „Dank“. Seit der zweiten Hälfte der 80er musizieren die Italiener bereits und haben in der Zeit vor allem eine ganze Menge Gitarristen verschlissen – laut Metal Archives sind aktuell Nummer 8 und 9 aktiv. „Lords Of Winter“ ist das zweite Full Length der Wappendrachen, das jetzt von Jolly Roger veröffentlicht wurde, aufgenommen wurde es allerdings bereits zwischen 1998 und 2002.

WYVERN haben sich mehr vorgenommen, als sie schlüssig und auf den Punkt umsetzen können. Als ob mit anmutigen und erhabenen Flugkurven versehene, schnelle und feurige Drachenattacken nicht vollkommen ausreichen würden, um den Feind niederzubrennen und dabei auch noch schön auszusehen, hat man sich vorgenommen, ihn gleich auf ganzer Linie und samt seiner Ahnenreihe einzudampfen und zu verhöhnen. Dementsprechend sitzt ein singender Reiter - oft eher Passagier denn Steuermann - auf dem Rücken des geflügelten Todes und schwankt zwischen leicht nöligem Angriffsgeheul und näselnder Minnetheatralik, während die Bodentruppen unter anderem das künstlichste Tasteninstrument seit MODERN TALKING selig ins Feld führen, vor dem jede Maid sich gerne in die Arme des schwarzen Ritters flüchtet. Bonuspunkte dafür könnte es nur live geben, wenn es via Keytar umgesetzt wird.

In Ordnung, ein bisschen mögen die Gäule im letzten Absatz vielleicht mit mir durchgegangen sein, aber WYVERN bieten einfach unglaublich viel Angriffsfläche, ohne dagegen auch nur annähernd ausreichend gewappnet zu sein. Die Produktion der Instrumente ist lasch und hohl, der Gesang im Vergleich unverhältnismäßig klar und oft sehr weit im Vordergrund. Der Großteil der Lieder wirkt wie eine zerfahrene Ideenaneinanderreihung. Das schadet besonders den epischen „Reflections“ und „Eternal Symphony“ - Herrje, diese Keyboardintermezzi!-, die ein schwächeres Gesamtbild als die bloße Summe ihrer Teile abgeben, und verwirrt unter anderem bei „The Other One“, wenn raues Geshredder in eine unheilige Allianz mit dem Keyboard gezwungen wird.

WYVERN vereinen auf „Lords Of Winter“ fast alles, was man an symphonischem italienischen Metal mit leidlich progressiven Tendenzen furchtbar finden kann, und ziehen sich dabei nicht wirklich gut aus der Affäre. Die vier Jahre Entstehungszeit haben leider nicht zu einer erhöhten Reife der Lieder geführt, sondern nur zu einer inhomogen Mischung von Ideen, Ideen und noch mehr Ideen, von denen keine mit der Produktion zu tun hatte. Potential ist zwar durchaus da, aber auf „Lords Of Winter“ wird es ziemlich verschleudert.
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