Yaotl Mictlan - Dentro Del Manto Gris De Chaac

Yaotl Mictlan - Dentro Del Manto Gris De Chaac
Black Pagan Metal
erschienen am 25.02.2011 bei Candlelight Records
dauert 49:26 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Dentro Del Manto Gris De Chaac
2. Garra De Jaguar (Ocho Venado)
3. Cihuacatl (La Llorona)
4. Hun Hunapu
5. Gemelos Heroes
6. Noche Triunfadora
7. Huelitiyotl Mexica
8. Nada Verde Creece Aqui

Die Bloodchamber meint:

Wären die unsäglichen Leiden am Christentum nie gewesen, wie sähe dann die Metalszene aus? Alles, was unter dem Label "heidnisch" läuft, führt sich letztlich darauf zurück, dass wesentliche Traditionslinien abgeschnitten und ganze kulturelle Stränge ausgelöscht oder in den Untergrund verdrängt wurden. Bei alledem vergessen wir aber allzu leicht, dass die Last nicht bloß von denjenigen getragen wurde, die den Asen huldigten, sondern dass das Schlachten in anderen Ländern und auf fernen Kontinenten vergleichbare Ausmaße hatte, wenn es nicht sogar noch schlimmer war. Pagan Metal ist in der Wahrnehmung des Metalheads fast ausschließlich auf den Bezug zum (nord-)europäischen Kulturraum beschränkt, der Nahe Osten fand in Nischen in den letzten Jahren auch eine gewisse Berücksichtigung. Beim vorliegenden Album reisen wir allerdings nicht zu den Göttern unserer Vorfahren und auch nicht in die Wüsten und Tempel um Babylon oder Abu Simbel, es geht in den fernen Westen, weit übers Meer, auf den Spuren derjenigen, die nach der Entdeckung Amerikas dem Blut- und Golddurst der spanischen Conquistadores zum Opfer gefallen sind. Wir begeben uns zu den geheimnisvollen Jaguar-Kriegern und Pyramidenerbauern Alt-Mexikos.

YAOTL MICTLAN sind eine vierköpfige Truppe, die einen astreinen Pagan Black Metal zaubert, ihn aber dezent mit außergewöhnlichen Elementen anreichert, die das Ganze von den europäischen Vorbildern unterscheidbar macht. Sie empfangen uns mit dem Klang des Regens, der nur vom Klagen einer Flöte durchbrochen wird. Wenig später gesellt sich einen Gitarre dazu, die eine melancholische Melodie hinzufügt und plötzlich steigert sich alles zu einem Rasen, bei dem sich Tremolo-Riffs und Blastbeats gegenseitig jagen wie der Puma seine Beute. Monoton wird es aber nicht, das Songwriting ist überaus abwechslungsreich und voller Breaks. Dem wüsten Geschrei von Vokalist Tlatecatl gesellen sich ab und an auch unterstützenden Chorstimmen hinzu, die aber stets sehr dezent gehalten sind und sich im Hintergrund bewegen. Dass es sich hierbei um eine mexikanische Band handelt, kann man auch daran erahnen, dass immer wieder kleine perkussive Spielereien eingebaut wurden, deren Instrumente nicht direkt zum klassischen Klangbild herkömmlichen Schwarzmetalls zählen. Es rasselt und klappert immer wieder, ab und an dröhnt über allem ein Klang, den ich am ehesten einem nebelhornähnlichen Blasinstrument zuordnen würde und der tatsächlich ein wenig gewöhnungsbedürftig ist. Zu Schunkeln gibt es hier nichts, denn die Jungs haben eine ganze Menge Wut im Bauch und die weicht höchstens mal der Melancholie, die sich besonders beim tollen Schlusssong "Nada Verde Crece Aqui" bemerkbar macht.

Mit dieser in sich überaus stimmigen Mischung haben YAOTL MICTLAN es auf das prominente Label Candlelight geschafft, nachdem sie mit ihrem mir unbekannten Debüt offensichtlich beweisen konnten, dass auch Mittelamerika einiges zum extremen Metal beizusteuern hat. Somit debütieren sie mit ihrem zweiten Album vor der großen Öffentlichkeit der weltweiten Metalszene und das machen sie mehr als nur anständig. Das Album weiß auf ganzer Länge zu überzeugen, spielerisch ist alles einwandfrei, der Sound ist amtlich, wenn auch besonders bei den Drums mit leicht undergroundiger Rumpelnote. Allerdings ist das Ganze nicht darauf angelegt, den Zuhörer beim ersten Durchlauf direkt anzuspringen. Einige Durchläufe sind schon nötig, um das Eigene jedes Songs erfasst zu haben. Ein wenig mehr Eingängigkeit dürfte für mein Empfinden schon noch sein, die Aha-Momente entwickeln sich erst recht spät, aber sie entwickeln sich. Letztlich haben wir hier einen Release, der allein aufgrund seiner Herkunft überaus spannend und ungewöhnlich ist, was nicht zuletzt auch für die komplett spanischen Vocals gilt. Von der rein musikalischen Seite aus betrachtet, bewegen sich YAOTL MICTLAN eindeutig in der oberen Klasse schwarz-heidnischer Klangkunst, wenn auch nicht an der Spitze. Auf jeden Fall ist das eine Band, die sich in vielerlei Beziehung vom Durchschnitt abhebt und auf deren weitere Entwicklung wir gespannt sein dürfen.
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