Beholder - Lethal Injection

Beholder - Lethal Injection
Power Metal
erschienen am 30.08.2004 bei Dragonheart Records
dauert 40:37 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. The Overlook Hotel
2. Mr.Grady
3. No Religion
4. Blackout Of Mind
5. Daydream
6. Everywhere I Go
7. Far Away
8. Stay
9. Lay Down The Law
10. Lethal Injection

Die Bloodchamber meint:

Tja, so schnell kann das gehen ! Erst gestern merkte der Kollege Jegust in seiner Besprechung der neuen Medusa’s Child CD an, dass das dazugehörige Cover an Hässlichkeit erstmal übertroffen werden müsste. Und zack : schon haben wir einen Kandidaten, ach was sag ich, wir haben einen Sieger ! Das Artwork der neuen, nunmehr dritten Scheibe der Italiener BEHOLDER ist in der Tat ne echte Zumutung. Ich geb’s zu, auch ich habe immer über diese typischen Metal Cover mit all ihren Klischees (Muskelmänner, Schwerter, Drachen etc.) gemeckert, aber wenn das hier ein Trend werden sollte, wünsch ich mir auf der Stelle alle Mülleimer Outtakes von Ken Kelly und Konsorten zurück. Pfui Deibel !
Zum Glück ist die Musik der Band nicht ganz so garstig, auch wenn der verhältnismäßig simpel gestrickte Power Metal in Sachen Originalität sicherlich keine Bäume ausreißt. Naja, die Mucke kommt halt aus Italien, da weiß man schon so ungefähr, was einen erwartet. Trotzdem sind BEHOLDER aber ein bisschen anders, und das liegt in erster Linie an dem Wechselgesang zwischen Patrick Wire und der bezaubernden Leanan Sidhe, die mir schon Anfang des Jahres durch ihr Gastspiel bei den Kollegen von Domine äußert positiv aufgefallen war. Die zierliche Dame verfügt zwar nicht über ein großes Stimmvolumen, weiß aber ihre engelhaften Vocals sehr gut in Szene zu setzen und wertet die Songs der Truppe ungemein auf. Ihr männlicher Konterpart zieht sich leider deutlich weniger gut aus der Affäre und fällt an einigen Stellen durch abartig eierloses Gekreische auf, macht aber im Großen und Ganzen dennoch einen halbwegs zufrieden stellenden Job. Allerdings sollte er sich vielleicht mal ein paar Nachhilfestunden beim Labyrinth Fronter Roberto Tiranti nehmen, der ihn bei der Ballade „Far Away“ glatt an die Wand singt – obwohl auch dieser Herr sicherlich noch nicht in der ersten Liga angekommen ist.
Der Rest der Band macht einen technisch guten Eindruck (speziell die Gitarren von Markus Mayer wissen zu gefallen), problematisch wird’s allerdings bei den Keyboards. Ich hab ja echt nix gegen angenehmes Geklimper (die Piano Parts sind z.B. gut gelungen), aber leider hört sich das künstliche Gedudel viel zu häufig nach meiner Spielzeug Casio bzw. dem guten alten C64 Soundchip an. Synthies können ruhig billig klingen, aber bitte nicht im Genre Power Metal. Das geht gar nicht und verursacht echte Nervenschäden.
Nachdem wir die Umsetzung jetzt abgearbeitet haben, was fehlt da noch ? Richtig, die Songs. Beim Komponieren muß man BEHOLDER zugestehen, dass die Jungs und Mädels wirklich ein Händchen für schöne Melodien und vor allem griffige Refrains haben. Speziell das Anfangstrio „Mr.Grady“, „No Religion“ und „Blackout Of Mind“ ist in dieser Hinsicht großer Sport, aber auch die nachfolgenden Tracks können nach einer gewissen Eingewöhnungsphase überzeugen; lediglich „Daydream“ und „Everywhere I Go“ haben bei mir auch nach diversen Durchläufen nicht so richtig gezündet.
Die Produktion geht bis auf den etwas klinisch klingenden Drumsound auch okay, weshalb es echt schwer fällt, ein einheitliches Urteil über „Lethal Injection“ zu fällen. Das Cover ist eine Schande, Keys und Vocals zeigen (teilweise) deutliche Schwächen, während auf der anderen Seite die Songs, der interessante Wechselgesang und der Rest der Instrumentalisten fast durchgehend überzeugen können. Eine typische Rezension also, die mit dem Wörtchen „probehören !“ enden muss. Von mir gibt’s daher auch diplomatische sieben Punkte.
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