Deathspell Omega - Si Monvmentvm Reqvires, Circvmspice
Bloodchamber-Wertung:
Tracklist
1. First Prayer
2. Sola Fide I
3. Sola Fide II
4. Second Prayer
5. Blessed Are The Dead Whiche Dye In The Lorde
6. Hétoïmasia
7. Third Prayer
8. Si Monumentum Requires, Circumspice
9. Odium Nostrum
10. Jubilate Deo (O Be Joyful In The Lord)
11. Carnal Malefactor
12. Drink The Devil's Blood
13. Malign Paradigm
Die Bloodchamber meint:
Immer wieder verwenden wir voller Selbstverständlichkeit Begriffe, die sich bei genauerem Hinsehen als durchaus fragwürdig erweisen. Eines dieser semantischen trojanischen Pferde scheint die Rede vom „orthodoxen Black Metal“ zu sein. Was suggeriert man damit, wenn man von einem solchen Stil, bzw. einer solchen Ideologie spricht. Als orthodox bezeichnet man jemanden, der rechtgläubig ist und der althergebrachten Lehrmeinung anhängt. Aber woher stammt der strenge Satanismus in der Szene denn eigentlich? VENOM waren in dieser Hinsicht Poser, die wesentlich mehr mit Rock 'n' Roll als mit schwarzen Messen am Hut hatten. Auch Quorthon dürfen wir uns wohl kaum als übermäßig religiös vorstellen. Und wirft man einen genaueren Blick auf die norwegische Szene der zweiten Welle, dann finden wir zwar eine Menge satanistischer Ikonographie, aber dafür um so weniger Musiker, die echte Satanisten waren. Das böse Image ist immer ein wesentlicher Bestandteil der Rock- und Metalmusik gewesen, das Böse-Sein gehörte nicht zwangsläufig dazu. Also woher kommt es eigentlich, dass wir heute ganz selbstverständlich von einer angeblichen Orthodoxie reden, die so alt doch gar nicht sein kann?
Geht man dem musikalisch auf den Grund, dann führt kein Weg an DEATHSPELL OMEGA und deren dritten Album „Si Monvmentvm Requires, Circvmspice“ vorbei. 2004 veröffentlicht, ist es ein noch recht frischer Klassiker, hat dafür aber in der vergangenen Dekade in mehr als einer Hinsicht einen unglaublichen Einfluss auf den Black Metal gehabt. Einerseits müssen wir über die Musik reden. Aber dort endet der Einfluss der Franzosen nicht, denn mindestens genau so wirkmächtig ist die Gesamtästhetik, die Texte, die Bildsprache, der ideologische Hintergrund. Und hier müssen wir ansetzen, um zu verstehen, was eigentlich gemeint ist, wenn man von schwarzmetallischer Orthodoxie redet.
Alles beginnt mit der Musik. „Si Monvmentvm Requires, Circvmspice“ ist ein Wendepunkt im Schaffen von DEATHSPELL OMEGA, denn erst mit diesem Werk hat die Band zu sich gefunden und ihre eigene Sprache gefunden. Anfangs war man noch sehr in engen Genrekonventionen befangen und hat soliden Black Metal gemacht, wie er hinlänglich aus Skandinavien bekannt war. Doch parallel mit dem Personalwechsel von Frontmann Shaxul zu Mikko Aspa wurde das geboren, was heute unter dem Namen DEATHSPELL OMEGA für Tiefe, Ernsthaftigkeit und künstlerische Ambition abseits vom Zirkus der Rockmusik steht. „Wenn du ein Denkmal suchst, sieh dich um“ ist die Übersetzung des lateinischen Albumtitels und so monumental der Titel, so monumental fällt auch das Album aus. 13 Songs, die es zusammen auf fast 80 Minuten bringen. Eingerahmt von zutiefst atmosphärischen Intros / Interludes, in denen gregorianische und andere Choräle zu hören sind, die von dissonanten und ambientartigen Gitarrenklängen konterkariert werden. Musikalisch ist hier alles reiner und schwarzer Stahl, nur dass das Riffing ganz neue Formen annimmt, die sich weit weg von norwegisch-schwedischen Traditionen ansiedeln. Im Zentrum steht das Spiel mit Dissonanzen, Bassspuren, die den Gitarren davonzulaufen scheinen und schrägen Arpeggien. Eingängigkeit und Hitorientierung sieht anders aus. Allein aus diesem Grunde sticht die Neuauflage des Songs „Drink the Devil's Blood“ hervor. Auch klassische Songstrukturen sucht man hier weitgehend vergebens. Doch die ganze Sperrigkeit heißt noch lange nicht, dass „Si Monvmentvm Requires, Circvmspice“ vollkommen uneingängig wäre. Allein das grandiose Doppelpack von „Jubilate Deo (O Be Joyful in the Lord“ und „Carnal Malefactor“ beweist bei wiederholtem Hinhören, wie spannend und mitreißend der Sound von DEATHSPELL OMEGA ist. Das Album ist ein stetes Auf und Ab zwischen finsterster Raserei und kurzen Momenten der Andacht.
Natürlich ist es etwas Arbeit, mit diesem Album per du zu werden, doch jeder neue Hördurchgang erschließt dieses monolithische Werk ein wenig mehr. Gemessen an den folgenden Alben „Fas – Ite, Maledictis, in Ignem Aeternum“ und „Paracletus“ ist „Si Monvmentvm Requires, Circvmspice“ noch fast als gefällig zu bezeichnen. Die folgenden Werke wurden dann immer esoterischer und avantgardistischer, bis an die Grenze der Hörbarkeit. Doch Album Nummer drei scheint retrospektiv der perfekte Kompromiss zwischen den künstlerischen Ambitionen der Franzosen und den Anforderungen des gemeinen Metalhead zu sein.
Doch wir können nicht über die Verdienste von DEATHSPELL OMEGA reden, wenn wir nur bei der Musik bleiben. Denn die Charakterisierung von „orthodoxem“ Black Metal erfolgt nur bedingt anhand von Riffs oder Gesangsstilen. Es ist das gesamte Drumherum, das die eigentliche atmosphärische Dichte ausmacht. Es ist die Ästhetik der Gesamtdarbietung, das Spiel mit religiösen Bildern und Symbolen, es ist die spirituelle Tiefe der Texte, die den entscheidenden Punkt machen. Doch die Dialektik des Weltgeschehens führt dazu, dass die Unterscheidung zwischen denen, die es ernst meinen und denen, die das Klischee pflegen, dazu führt, dass die Methode der Ernstmeinenden irgendwann wieder zum Klischee verkommt. Nicht umsonst gibt es heutzutage plötzlich mehr „orthodoxe“ Bands als je zuvor. Der unglaubliche Erfolg von Bands wie WATAIN ist nur ein Zeichen dafür, dass wir es wohl hauptsächlich mit einem Kampfbegriff zu tun haben, der die einzig Wahren von den Anhängern der Post-Fraktion trennen soll.
Doch wenn es darum geht, Black Metal als Gesamtkunstwerk zu gestalten und nicht bloß als popkulturellen Referenzrahmen, dann muss man über DEATHSPELL OMEGA reden. Dann führt kein Weg an „Si Monvmentvm Requires, Circvmspice“ vorbei, auch wenn es aus heutiger Perspektive ein Leichtes ist, dem Album zu viel Sperrigkeit, die ein oder andere Länge und dergleichen mehr vorzuwerfen. Nichtsdestotrotz ist dieses Album ein Meilenstein des Black Metal, der in seiner ganzen künstlerischen Ambitioniertheit auch Ende 2015 mehr als hörenswert ist.
Geht man dem musikalisch auf den Grund, dann führt kein Weg an DEATHSPELL OMEGA und deren dritten Album „Si Monvmentvm Requires, Circvmspice“ vorbei. 2004 veröffentlicht, ist es ein noch recht frischer Klassiker, hat dafür aber in der vergangenen Dekade in mehr als einer Hinsicht einen unglaublichen Einfluss auf den Black Metal gehabt. Einerseits müssen wir über die Musik reden. Aber dort endet der Einfluss der Franzosen nicht, denn mindestens genau so wirkmächtig ist die Gesamtästhetik, die Texte, die Bildsprache, der ideologische Hintergrund. Und hier müssen wir ansetzen, um zu verstehen, was eigentlich gemeint ist, wenn man von schwarzmetallischer Orthodoxie redet.
Alles beginnt mit der Musik. „Si Monvmentvm Requires, Circvmspice“ ist ein Wendepunkt im Schaffen von DEATHSPELL OMEGA, denn erst mit diesem Werk hat die Band zu sich gefunden und ihre eigene Sprache gefunden. Anfangs war man noch sehr in engen Genrekonventionen befangen und hat soliden Black Metal gemacht, wie er hinlänglich aus Skandinavien bekannt war. Doch parallel mit dem Personalwechsel von Frontmann Shaxul zu Mikko Aspa wurde das geboren, was heute unter dem Namen DEATHSPELL OMEGA für Tiefe, Ernsthaftigkeit und künstlerische Ambition abseits vom Zirkus der Rockmusik steht. „Wenn du ein Denkmal suchst, sieh dich um“ ist die Übersetzung des lateinischen Albumtitels und so monumental der Titel, so monumental fällt auch das Album aus. 13 Songs, die es zusammen auf fast 80 Minuten bringen. Eingerahmt von zutiefst atmosphärischen Intros / Interludes, in denen gregorianische und andere Choräle zu hören sind, die von dissonanten und ambientartigen Gitarrenklängen konterkariert werden. Musikalisch ist hier alles reiner und schwarzer Stahl, nur dass das Riffing ganz neue Formen annimmt, die sich weit weg von norwegisch-schwedischen Traditionen ansiedeln. Im Zentrum steht das Spiel mit Dissonanzen, Bassspuren, die den Gitarren davonzulaufen scheinen und schrägen Arpeggien. Eingängigkeit und Hitorientierung sieht anders aus. Allein aus diesem Grunde sticht die Neuauflage des Songs „Drink the Devil's Blood“ hervor. Auch klassische Songstrukturen sucht man hier weitgehend vergebens. Doch die ganze Sperrigkeit heißt noch lange nicht, dass „Si Monvmentvm Requires, Circvmspice“ vollkommen uneingängig wäre. Allein das grandiose Doppelpack von „Jubilate Deo (O Be Joyful in the Lord“ und „Carnal Malefactor“ beweist bei wiederholtem Hinhören, wie spannend und mitreißend der Sound von DEATHSPELL OMEGA ist. Das Album ist ein stetes Auf und Ab zwischen finsterster Raserei und kurzen Momenten der Andacht.
Natürlich ist es etwas Arbeit, mit diesem Album per du zu werden, doch jeder neue Hördurchgang erschließt dieses monolithische Werk ein wenig mehr. Gemessen an den folgenden Alben „Fas – Ite, Maledictis, in Ignem Aeternum“ und „Paracletus“ ist „Si Monvmentvm Requires, Circvmspice“ noch fast als gefällig zu bezeichnen. Die folgenden Werke wurden dann immer esoterischer und avantgardistischer, bis an die Grenze der Hörbarkeit. Doch Album Nummer drei scheint retrospektiv der perfekte Kompromiss zwischen den künstlerischen Ambitionen der Franzosen und den Anforderungen des gemeinen Metalhead zu sein.
Doch wir können nicht über die Verdienste von DEATHSPELL OMEGA reden, wenn wir nur bei der Musik bleiben. Denn die Charakterisierung von „orthodoxem“ Black Metal erfolgt nur bedingt anhand von Riffs oder Gesangsstilen. Es ist das gesamte Drumherum, das die eigentliche atmosphärische Dichte ausmacht. Es ist die Ästhetik der Gesamtdarbietung, das Spiel mit religiösen Bildern und Symbolen, es ist die spirituelle Tiefe der Texte, die den entscheidenden Punkt machen. Doch die Dialektik des Weltgeschehens führt dazu, dass die Unterscheidung zwischen denen, die es ernst meinen und denen, die das Klischee pflegen, dazu führt, dass die Methode der Ernstmeinenden irgendwann wieder zum Klischee verkommt. Nicht umsonst gibt es heutzutage plötzlich mehr „orthodoxe“ Bands als je zuvor. Der unglaubliche Erfolg von Bands wie WATAIN ist nur ein Zeichen dafür, dass wir es wohl hauptsächlich mit einem Kampfbegriff zu tun haben, der die einzig Wahren von den Anhängern der Post-Fraktion trennen soll.
Doch wenn es darum geht, Black Metal als Gesamtkunstwerk zu gestalten und nicht bloß als popkulturellen Referenzrahmen, dann muss man über DEATHSPELL OMEGA reden. Dann führt kein Weg an „Si Monvmentvm Requires, Circvmspice“ vorbei, auch wenn es aus heutiger Perspektive ein Leichtes ist, dem Album zu viel Sperrigkeit, die ein oder andere Länge und dergleichen mehr vorzuwerfen. Nichtsdestotrotz ist dieses Album ein Meilenstein des Black Metal, der in seiner ganzen künstlerischen Ambitioniertheit auch Ende 2015 mehr als hörenswert ist.
Im Fadenkreuz
Andreas Krause [ak]
Experte für Schwarzwurzeleintopf mit Trauerklößen
Matthias Salomon [ms]
Experte für das Gesamtwerk von Udo Dirkschneider.
Matthias Bock [mbo]
Experte für monolithische Rythmusstampfer ohne Melodie
Björn Gieseler [bjg]
Experte für Radiointerviews und andere sinnlose Gespräche mit Bands
Michael Bach [mba]
Experte für pfeilschnelle Gitarren, heroische Showdowns & misanthropiefreien Krach
Thomas Schönbeck [ts]
Experte für alles, was außer ihm eigentlich niemand mag.