A Forest Of Stars - Opportunistic Thieves Of Spring

A Forest Of Stars - Opportunistic Thieves Of Spring
Avantgarde Black Metal
erschienen am 20.05.2011 bei Lupus Lounge
dauert 72:10 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Sorrow's Impetus
2. Raven's Eye View
3. Summertide's Approach
4. Thunder's Cannonade
5. Starfire's Money
6. Delay's Progression

Die Bloodchamber meint:

Aus dem Hause Prophecy Productions / Lupus Lounge ist vor inzwischen einigen Monaten ein ganz besonderer Leckerbissen hereingeflattert. Wer beispielsweise beim Internetradio seiner Wahl progressiven Black Metal gehört hat, hatte schon seit längerem die Möglichkeit, auf Songs der englischen Band A FOREST OF STARS zu stoßen. Nur hatten diese, neben der Tatsache, dass sie Lust auf mehr machten, ein großes Problem: Sie waren sonst nirgends zu bekommen. Das Debüt aus dem Jahre 2008 erschien im Eigenvertrieb und "Opportunistic Thieves Of Spring" aus dem Jahre 2010 beim obskuren Label Transcendental Creations. Dem haben die guten Menschen von Prophecy abgeholfen, denn es ist ein Unding, dass das Schaffen einer solchen Band einfach in der Versenkung verschwindet. Entsprechend sind beide Alben neu aufgelegt worden und somit einer breiten Hörerschaft ohne größere Schwierigkeit zugänglich.

Aber was hat es mit dem wunderlichen Gentlemen's Club of A FOREST OF STARS auf sich? Dass die Musiker mit viktorianischen Kostümen kokettieren und einen ausgefallenen Sinn für Ästhetik haben, kann man sich ohne weiteres auf ihrer bemerkenswert gestalteten Internetseite anschauen. Musikalisch ist das hier zu besprechende Zweitwerk dabei mindestens ebenso bemerkenswert. Allein ein Blick auf die Spielzeit des Albums und der einzelnen Songs verdeutlicht, dass hier keine griffigen Songs mit Mitgröhlrefrains und Radiotauglichkeit geboten werden. A FOREST OF STARS mögen es ausufernd und komplex. Das schwarzmetallische Grundgerüst wird mit einer Menge an anderen Instrumenten angefüttert, besonders Streicher oder Klavier finden sich an vielen Stellen. Dabei geht es aber nicht ins Symphonische, sondern es werden oftmals dissonante oder bestenfalls melancholische Klänge eingebracht, die die verlorene und desolate Grundstimmung dieses Albums unterstreichen. Manchmal schaffen ganz feine Mittel eine geradezu halluzinogene und alptraumartige Stimmung.

Der insgesamt ein wenig verwaschene Sound tut ein Übriges hinzu. Sänger Mister Curse klagt über einer dröhnenden Wand aus Gitarren, denen jede Hochglanzpolitur abgeht. Für den Einen mag dies ein Manko sein, atmosphärisch ist die Produktion bei allen Unausgegorenheiten absolut passend. Sollte jemand nach Referenzen fragen, wird es schwierig. Schließlich ist das Ergebnis hochgradig eigenständig und mit wenigen Bands direkt zu vergleichen. Vielleicht lässt sich "Opportunistic Thieves Of Spring" damit vergleichen, wie sich WOLVES IN THE THRONE ROOM anhören würden, wenn sie ein wenig alte KING CRIMSON in ihren Gesamtsound aufgenommen hätten. Wer grundsätzlich VULTURE INDUSTRIES mag, doch sich immer gewünscht hat, dass sie deutlich unzugänglicher, deprimierter und monotoner klingen sollten, liegt auch nicht vollkommen daneben.

Bei einer Gesamtspielzeit von über 70 Minuten und Songs, die zum Teil länger als eine Viertelstunde sind, wird es schwierig, einzelne Momente hervorzuheben, zumal das Album sowieso einen Fluss entwickelt, bei dem die Stücke ineinander zu verschmelzen scheinen. Das bedeutet allerdings auch, dass eine ganze Menge Arbeit investiert werden muss, um einen Zugang zu diesem Album zu entwickeln. Faszination übt "Opportunistic Thieves Of Spring" schnell aus, doch für ein wirkliches Einhören benötigt man auch bei Affinität zu verschrobener Musik Zeit und Muße. Leider zeigen sich besonders im Verlaufe der zweiten Hälfte auch einige Längen. Letztlich muss man einfach zuhören und sich vom Gentlemen's Club entführen lassen. Wer das nötige Sitzfleisch mitbringt, bekommt mit diesem Album jedenfalls weit mehr als eine Stunde anspruchsvollstes Hörfutter. Ganz bestimmt kein Album für jedermann, doch für Freunde des etwas abseitigeren Schwarzmetalls eine ganz klare Pflichtanschaffung.
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