Otep - Atavist

Otep - Atavist
Modern Metal
erschienen am 26.04.2011 bei Victory Records
dauert 52:06 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Atavist Animus
2. Atom To Adam
3. Drunk On The Blood Of Saints
4. Remember To Forget
5. Skin Of The Master
6. We Dream Like Lions
7. I, Alone
8. Baby's Breath
9. Fists Fall
10. Stay
11. Bible Belt
12. Not To Touch The Earth

Die Bloodchamber meint:

Selbst wenn sie sich mittlerweile als Universalkünstlerin gibt, Bilder und Gedicht inklusive, ist der Kern des Schaffens von Otep Shamaya, der ihr mit Sicherheit auch einige Türen geöffnet hat, immer noch ihre Band OTEP. Seit mittlerweile mehr als zehn Jahren kratzbürstet und krawallt sich die gute durch die Musikwelt und „Atavist“ ist das fünfte hörbare Zeugnis der eigenwilligen und wie immer botschaftsreichen und meinungsstarken Mischung, die man grob dem Alternative bzw. Nu Metal zuschlagen kann.

Bei aller Aussagehaltigkeit, wie wertvoll und oder zustimmungswürdig diese auch sein mögen oder nicht, darf die Musik bei einem Album einer Band aber nicht zu kurz kommen und genau das ist der Pferdefuß von „Atavist“. Als Fan von harter Musik ist man rauen, rohen oder ruppigen, aggressiven Gesang gewöhnt, aber zum Glück hat man doch eher selten das Gefühl, dass jemand direkt neben einem steht und ständig so laut wie möglich ins Ohr brüllt, weil der Brüllhannes bzw. hier die Krawallursel denkt, so wirkt es besser. Auch übersteuerter Gesang kann ein legitimes Stilmittel sein, aber in der OTEPschen Häufigkeit ist er sehr kraftraubend und vor allem nervenzehrend. Dabei kann Otep durchaus aggressiv singen, wie im besten Track „Remember To Forget“, und auch der ruhige Ton in der Ballade „We Dream Like Lions“ steht ihr gut zu Gesicht. Die erzählten Gruselgeschichten „Baby’s Breath“ und „Bible Belt“ dagegen sind in mehrfacher Hinsicht verstörend und gehören eher zum Gesamtkunstwerk Otep Shamaya als zur Musikgruppe OTEP.

Die Konzentration auf den Gesang im Review kommt nicht von ungefähr, denn die Instrumentalisten können sich nicht dauerhaft vom Etikett „Begleitband“ befreien, was womöglich damit zusammen hängt, dass sie alle erst seit einem Jahr die Bühne mit der Frontfrau teilen. Zu viel Handelsübliches trübt den Eindruck und „Remember To Forget“ ist unter anderem deshalb das stärkste Lied auf „Atavist“, weil instrumental ausnahmsweise ein paar Akzente gesetzt werden, was sonst eher selten der Fall ist, bei „Skin Of The Master“ zum Beispiel.

Immerhin eins kann man Frau Shamaya nicht vorwerfen: Fehlende Leidenschaft. Doch auf „Atavist“ ist das vor allem Leidenschaft, die Leiden schafft. Was zur Zeit des Debüts „Sevas Tra“ ob seiner Andersartigkeit noch frisch klang, ist heute nur noch mäßig von Belang, erst Recht bei dem hohen Anstrengungsfaktor. Empfehlen kann ich das nur denjenigen, die sich gerne nochmal von einem weiblichen Wesen die Ohren lang ziehen lassen wollen und das sonst nicht bekommen können, weil Mutti zu weit weg wohnt und die Freundin dafür zu sanftmütig ist. Wer sich lieber richtig versohlen lässt, greift weiter zu WALLS OF JERICHOs Candace.
-