Charred Walls Of The Damned - Cold Winds On Timeless Days

Charred Walls Of The Damned - Cold Winds On Timeless Days
Heavy Metal
erschienen am 07.10.2011 bei Metal Blade Records
dauert 57:56 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Timeless Days
2. Ashes Falling Upon Us
3. Zerospan
4. Cold Winds
5. Lead The Way
6. Forever Marching On
7. Guiding Me
8. The Beast Outside My Window
9. On Unclean Ground
10. Bloodworm
11. Admire The Heroes
12. Avoid The Light

Die Bloodchamber meint:

Nur wenig Ruhe hat sich Richard Christy gegönnt, bevor er sich in das Zweitwerk von CHARRED WALLS OF THE DAMNED gestürzt hat. Dank der größeren Erfahrung mit den Eigenheiten und Fähigkeiten der Mitmusiker Steve DiGorgio, Jason Suecof und Tim „Ripper“ Owens hat er das Songwriting ein wenig angepasst und seinen Bandkollegen Demos vorgelegt, die binnen weniger Tage in Albumform aufgenommen werden konnten. Nachdem das selbstbetitelte Debüt ein riesengroßes Aufhorchzeichen war, könnte man also erwarten, dass die Umstände „Cold Winds On Timeless Days“ mindestens ebenbürtig erstrahlen lassen.

Zunächst einmal verlangt das neue Album aber wesentlich mehr Einsatz beim Hören, bis man (oder zumindest ich) das Gefühl hat, eine fundierte Meinung dazu zu haben. Nichts springt so vehement und unvermittelt in den musikalischen Teil des Hirns wie ehedem noch „Ghost Town“ oder „In A World So Cruel“, was vor allem daran liegt, dass der Ripper sehr viel mehr gefordert ist, um gegen das Spektakel an den Instrumenten punkten zu können. Hat er auf dem Erstwerk noch unglaublich befreit und von Freude erfüllt Lieder dominiert, ohne die anderen drei unter den Scheffel zu stellen, ist auf „Cold Winds On Timeless Days“ seine Anpassungsfähigkeit gefragt („Zerospan“), er muss viel mehr kämpfen und Durchsetzungsfähigkeit aufbringen, unter anderem weil im Verhältnis sein Gesang nicht mehr so laut sondern auf unmittelbarer Augenhöhe zur Musik ist („Cold Winds“). Dennoch drückt er fast jedem Lied seinen Stempel auf, auch weil seine Geschwindigkeit speziell zum Schlagzeug eine Art Gegenposition einnimmt. Hat man sich darauf eingestellt, muss man einfach wieder den Hut vor ihm ziehen („Forever Marching On“, „The Beast Outside My Window“). Ein großartiger Sänger!

Bei der Beschreibung der Darbietung von Christy, DiGorgio und Suecof können einem eher mal die Worte ausgehen. Zum einen unterscheiden sich CHARRED WALLS OF THE DAMNED in der Anlage ziemlich vom klassischen „Das Lied wird von einem Riff oder einer Melodie getragen“ Schema der meisten Heavy Metal Bands, zum anderen sind die Tempowechsel (zum Teil nur der Rhythmusabteilung) und die zur Schau gestellten technischen Fähigkeiten sehr sehr vielen Bands jedweden Genres meilenweit voraus („Lead The Way“). Wenn alles zusammenpasst, was oft der Fall ist, entsteht auf diese Weise Fantastisches (neben den zwei am Ende des letzten Absatz erwähnten Highlights z.B. „Avoid The Light“).

Die Crux an „Cold Winds On Timeless Days“ ist, was das Coverartwork bereits vermuten lässt und weiter oben angedeutet wurde, die emotionale Seite. Das Album nimmt niemanden einfach so im Vorbeigehen gefangen, mit Ausnahme vielleicht von „The Beast Outside My Window“ mit der epischen Gefühlsachterbahn großer Dramen, und zahlt sich deshalb besonders für unaufmerksame Nebenherhörer überhaupt nicht aus, aber selbst Fans des Debüts werden ein wenig Wärme vermissen. Wer jedoch bereit ist, sich in den zeitlosen Schneesturm zu werfen und keine Furcht verspürt, dort verloren zu gehen, der wird von CHARRED WALLS OF THE DAMNED reichhaltig belohnt, selbst wenn zu „Charred Walls Of The Damned“ eine Nuance fehlt.
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