Scorngrain - Cyberwarmachine

Scorngrain - Cyberwarmachine
Industrial
erschienen am 25.10.2004 bei Dynamic Arts Records
dauert 40:00 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. 24-7 Hell
2. Blank
3. Cyberwarmachine
4. Flesh Means Pain
5. Killing Breed
6. 4D Religion
7. New Paradise (Bukkake Remix)
8. Dawn Of Hypocrite God
9. No Funeral For The Last

Die Bloodchamber meint:

Immer wenn eine junge Band versucht, neue Wege zu beschreiten, kann man zu neunzig Prozent davon ausgehen, dass sie aus Finnland kommt. Keine Ahnung, warum in diesem eisigen Flecken Land so viele innovative Musiker beheimatet sind. Ob das Wasser aus den Seen da vielleicht etwas abgestanden ist ?
Nun ja, wie dem auch sein, auch drei Typen mit den merkwürdigen Pseudonymen TwentynineA, Eniac und Dr. Mike Lederfaust (!) wagen sich an eine recht ungewöhnliche Mischung härterer Musik, die man kaum in eine Schublade pressen kann; im Gegenteil, man kann fast behaupten, dass SCORNGRAIN mit der Brechstange unbedingt ein neues Sub-Genre erfinden wollen. Aber wie klingt die Mucke auf dem Debüt „Cyberwarmachine“ denn nun ? Ich würde sagen : Fear Factory meets (eingängige) Ministry meets Bay Area Thrash meets Black Metal Vocals. Wie man erahnen kann, eine äußerst sicke Mixtur.
Das Grundgerüst der Musik besteht eindeutig aus den (vermutlich auch im wahrsten Sinne des Wortes) maschinellen Drums a la Angstfabrik und dem fiesen West Coast Riffing, „veredelt“ wird es dazu von brachialen Kreisch Vocals und einer undefinierbaren Anzahl von Computer Beats, Loops und Samples, die über das Inferno gelegt wurden. Erstaunlicherweise funktioniert das stellenweise sogar sehr gut, da die Band eine gewisse Monotonie, wie sie ein Al Jourgensen ja so genial zelebrieren kann, in die Songstrukturen mitintegriert hat. So werden fiese Vorschlaghämmer wie „Blank“, „4D Religion“, „No Funeral For The Last“ und der Titeltrack zu kleinen, kompakten Hits, die jeden Freund oben genannter Bands sicherlich zufrieden stellen werden. Allerdings muss man SCORNGRAIN auch ankreiden, dass sie es – speziell mit der Mucke aus der Konserve – manchmal einfach übertreiben. Nichts gegen dezente Hintergrundeinschübe, aber bei Tracks wie „Killing Breed“ (Totalausfall) und „New Paradise“ ist das hektische Geklimper einfach too much. Darüber hinaus kann 29A ja echt ganz passabel kreischen, kriegt bei allen anderen Stilvarianten (Growls, Clean, Spoken Word) aber kein Bein auf den Boden, was oftmals unfreiwillig komisch klingt und damit ums Verrecken nicht zu „bösen“ Sound der Truppe passt.
Unterm Strich kann man aber festhalten, dass „Cyberwarmachine“ deutlich mehr Licht als Schatten bietet und die musikalische Ausrichtung alleine schon reichen sollte, bei vielen Leute das Interesse zu wecken. Vor einem eventuellen Kauf empfehle ich jedoch dringend einen Besuch auf der Bandhomepage, wo man in ein paar Song-Samples reinhören kann.
Bleibt abschließend nur noch die Frage, warum uns einer der Musiker auf dem Backcover einen überdimensionalen Schraubenschlüssel entgegenhält, während die anderen beiden in affigen weißen Jacken dümmlich posen. Aber da kommt bestimmt wieder das Seewasser ins Spiel …
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