Enid - Munsalvaesche

Enid - Munsalvaesche
Symphonic Black Metal
erschienen am 25.11.2011 bei Code666
dauert 53:21 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Red Knight
2. Legends from the Storm
3. Belrapeire
4. Munsalvaesche
5. Condwiramurs
6. The Journey
7. Valley under two Suns
8. Sheafs of Sparks

Die Bloodchamber meint:

Etwa zwei bis drei Jahre muss es her sein, dass ich bei einer meiner häufigen, gedankenverlorenen Touren durch die unendlichen Weiten mir nicht geläufiger Lieder auf Youtube auf jenes Musikprojekt mit Namen ENID stieß. Ein paar der ganz alten Stücke der Bandgeschichte, genauer gesagt von „Abschiedsreigen“ und „Nachtgedanken“ blieben dabei besonders in meinen Gehörgängen stecken. Diese Mischung des SUMMONING'schen mit einem Klang, als hätte man die Soundtracks nostalgischer Gameboy-Spiele in 16 statt 8Bit laufen lassen, erzeugte eine sehr entspannende Wirkung. Also schnell nachgeforscht und festgestellt, dass die wohl am ehesten als Symphonic Folk Black-Metaller zu titulierenden ENID bereits seit mehreren Jahren kein Lebenszeichen mehr von sich gaben. Enttäuschung machte sich breit – bis sich 2011 die Nachricht von einem neuen, in der Produktion befindlichen Album verbreitete.

Nun liegt diese Scheibe nach langer Vorfreude vor mir. Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen, als mir die ersten, rein symphonischen Minuten um die Ohren wirbeln. Das Intro ist bereits angenehm hektisch, die Ballade „Legends from the Storm“ weist ebenfalls trotz seiner Ruhe eine angenehme Epik auf. Die anfängliche Euphorie klang jedoch nach und nach etwas ab. Ein wenig vermisst man schon die urige Tape-Atmosphäre alter Stücke wie „Nachtgedanken“ oder etwa „Erinnerungen“ inmitten der professionellen, auf Hochglanz polierten Produktion von „Munsalvaesche“. Auch der, wie allerdings schon vorher angekündigt, etwas in den Bereich der Filmmusik gerückte Fokus des neuen Albums verwundert ein wenig, trotz der schon zu Beginn der Bandhistorie oft präsenten 16Bit-Orchester-Untermalung. Wo sich früher melodische, aber raue Gitarrenriffs ständig den steinerweichenden Klängen eines synthetischen Orchesters die Klinke in die Hand gaben, wirkt das Liedgut auf „Munsalvaesche“ recht klar in metallisch und nicht-metallisch aufgeteilt. Manche Songs kommen in ihrem balladesken Auftreten und aufgrund der vielen Wiederholungen von Melodien, die in manchen Liedern immer und immer wieder durchgekaut werden, gar etwas seicht und zeitweise fast uninspiriert rüber.
Doch genug des Gejammers, welches sich bei ENIDs neuestem Streich zweifelsohne auf hohem Niveau befindet. Denn was mindestens ebenso wie die genannten Kritikpunkte (die wohl nur längere ENID-Fans bemängeln dürften) heraussticht, sind die sehr guten und vor allem vielschichtigen Melodieläufe, die Struktur der Songs und die verdammt noch mal exzellente Operngesang-Stimme Martin Wieses, die neben den sonst mal heiß gekrächzten, mal mit herkömmlich klar gesungenen Vocals auch gerne als ergänzendes Instrument eingesetzt wird.
Selbsterklärend ist dabei der Umstand, dass das beste Lied der Titelsong ist, in dem diese den meisten Einsatz findet. Mit „Munsalvaesche“ ist Wiese in jeglicher Hinsicht ein absoluter Überhit geglückt. Eine von einem Gänsehaut hervorrufenden Cello eingeläutete Symphonik-Nummer, die stimmiger komponiert kaum sein könnte, geile Gitarrenleads, die in ihrem umhauenden Charakter im Einklang mit den orchestralen Elementen glatt an die Coolness des EPICA-Covers von „Fluch der Karibik“ herankommen, die vertrackte Songstruktur – hier stimmt einfach alles.

Und dennoch – irgendwie haben ENID mit ihrem neuen Album nicht mehr das Flair, die Atmosphäre der ersten Veröffentlichungen. Als Gesamteindruck bleibt ein streckenweise göttliches, überwiegend gutes, aber hin und wieder auch seichtes und fast langweiliges Album zurück. Ironischerweise gibt gerade die wunderschön traurige Ballade „Condwiramurs“ meine Gefühle in Bezug auf den Unterschied zwischen den damaligen und den heutigen ENID wieder – das Gefühl, als hätte man einen guten Freund verloren und durch ein schönes Erlebnis all die Erinnerungen an ihn wieder ins Bewusstsein gerufen bekommen. Trotz all meiner Kritik freue ich mich über diese Veröffentlichung. Und damit basta.
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