Various Artists - Oriental Metal

Various Artists - Oriental Metal
erschienen am 27.02.2012 bei Century Media
dauert 51:57 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Orphaned Land - Sapari
2. Amaseffer - Slaves For Life
3. Arkan - Deus Vult
4. Pentagram - Lions In A Cage
5. Myrath - Merciless Times
6. Almana Shchora - Elohim
7. Nervecell - The Taste Of Betrayal
8. Khalas - Haz El Adala Mayel
9. Nile - Kaffir
10. Melechesh - Grand Gathas Of Baal Sin
11. Ahl Sina - Fountains Of Muses

Die Bloodchamber meint:

Was ist der Orient? Lange Zeit ein Hort des Exotischen, ein Sehnsuchtsort zwischen den Märchen aus 1001er Nacht und Karl May. Auf der anderen Seite steht die Heterogenität der heutigen Welt, vor der ein Sammelbegriff wie "Orient" nur wenig aussagekräftig erscheint. Was verbindet die moderne Urbanität Istanbuls mit Saudi Arabien oder den Dörfern des marokkanischen Atlas? Bei allen Unterschieden gibt es Verbindungslinien, die weit in die Geschichte zurückreichen, die viel mit Religion zu tun haben und die man bei genauem Hinschauen sehen kann. Oder hören.

Genau dazu fordern uns Century Media und Kobi Farhi (ORPHANED LAND) auf, denn letzterer hat für das erstgenannte Label eine Compilation zusammengestellt, die sich der Frage widmet, was man denn zur Verbindung von Orient und Metal sagen kann. So diffus, wie der Begriff "Orient" ausfällt, so unterschiedlich ist auch die Musik auf diesem Silberling. Und dennoch ist da wieder der rote Faden. Wir finden alte Bekannte wie NILE, die in Sachen Herkunft ebenso viel mit dem Nahen Osten zu tun haben wie Patrick Lindner, sich allerdings klanglich und thematisch am berühmten Strom im Osten Afrikas niedergelassen haben. Da ist eine Band wie ORPHANED LAND, die voll im Dienste der Völkerverständigung im israelisch-palästinensischen Pulverfass unterwegs sind. Dann wieder die thrashenden Exilanten MELECHESH oder gar PENTAGRAM, die man wohl kaum in solchen Zusammenhängen erwartet hätte, deren Nummer "Lions in a Cage" aber durchaus in diesen Kontext passt.

Und dann sind da natürlich die weniger bekannten Acts, die diese Entdeckungsreise um so spannender machen, denn von den altbekannten Orientalisten bekommen wir hier lediglich Hits des aktuellen Albums präsentiert. Wer kennt zum Beispiel MYRATH? Die tunesische Metalszene ist für die Welt ein Buch mit sieben Siegeln, doch hier bekommen wir einen kleinen Einblick, der dabei auch noch seinen Reiz hat. Ebenso hat es einen nicht zu verkennenden Reiz, sich von echten Metalheads aus Dubai die Trommelfelle vertrimmen zu lassen, so wie es NERVECELL machen. Beispiele gibt es noch einige und so sollte deutlich werden, dass es auf dieser Veröffentlichung eben nicht die großen Namen sind, die den Reiz ausmachen.

Der oben angesprochene rote Faden ist durchweg auszumachen, doch bietet diese wilde Mischung auch einige Probleme. Wo MELECHESH mit "Great Gathas of Baal Sin" einen reichlich bekannten Knaller offerieren, so spielt sich ihr Schaffen in einer Liga ab, in der nicht viele mitspielen können. Dementsprechend fällt "Oriental Metal" auch sehr abwechslungsreich (im positiven Sinne), bzw. etwas inkonsistent (im negativen Sinne) aus. Allerdings ist dies durchaus zu verschmerzen, auch wenn eine Nummer wie "Elohim" von ALMANA SHCHORA keinem der hinlänglich bekannten Stücke im Ansatz das Wasser reichen kann.

So ist "Oriental Metal" eine überaus inspirierende und spannende Reise, bei der sich der Veranstalter aber zur Zufriedenheit des Gastes noch ein wenig mehr hätte ins Zeug legen können. Für den bisherigen Freund orientalischen Metals finden sich mindestens drei Nummern, die er sowieso schon in- und auswendig kennt. Eben von diesen Bands wäre etwas Rares ansprechender gewesen. Ansonsten lernt man Land und Leute kennen und wie im echten Leben ist eine Erfahrung etwas angenehmer als die andere. Das gehört zum echten Reisen einfach dazu und spricht keineswegs dagegen, den Weg auf sich zu nehmen.
-