Various Artists - Shawn Lane Remembered Vol II

Various Artists - Shawn Lane Remembered Vol II
erschienen in 2004 bei Lion Music
dauert 63:56 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Roger Staffelbach – Towards The Light
2. Double Heart Project – Hardcase
3. Patrik Carlsson – Barnards Star
4. Torben Enevoldsen – Beyond Compare
5. Mistheria – One Day In Heaven
6. Jon Paget – Song For Shawn
7. Luis Moreno – Hot Spots
8. Patrik Carlsson – Weightless
9. Richard Daude – From The Inside
10. Rob Sbar – Transfiguring Perceptions
11. Marcos De Ros – In The Fast Lane
12. Tom Kopyto – Wicked
13. Alex Masi – Rejoice

Die Bloodchamber meint:

Zum Gedenken an den im Alter von gerade mal 40 Jahren an einer Atemwegserkrankung verstorbenen Rock-/Metalgitarristen Shawn Lane kommen auf der zweiteiligen Tribut-CD „Shawn Lane Remembered Vol I/II“ einige Musiker zusammen, um Shawn Tribut zu zollen.
Sowohl diese als auch Shawn selbst waren mir bisher gößtenteils unbekannt, weshalb ich auch direkt nichts zu den einzelnen Interpreten sagen kann. Dies soll aber nicht bedeueten, dass das hier Dargebotene ohne Bedeutung ist, nur bewege ich mich meistens auf anderem musikalischen Terrain.
Vor allem selbst musizierende Hörer, insbesondere Gitarristen, werden an der Scheibe mit großer Wahrscheinlichkeit Gefallen finden. Denn der Schwerpunkt bei den Instrumentalstücken liegt ganz klar auf dem Saiteninstrument. Alles bewegt sich meist im eher getragenen und etwas leichteren Bereich, wodurch die Stimmung aber noch verstärkt wird. So sorgen fast durchgehend schöne Gitarrenlinien mit Melodien, Grooves, dem richtigen Feeling und allem was dazu gehört für Verzückung und nicht nur einmal für feine Schauer oder Gänsehaut. Meist rockig und mal mehr, mal weniger progressiv, bisweilen auch mit sehr feiner Heavy Metal- oder auch Balladenstimmung kommen die Stücke daher.
Der Eröffnungstitel „Towards The Light“, gespielt von Roger Staffelbach, begeistert mit Tiefgang, schöner, leicht melancholischer Melodie und symphonischem Hauch, welcher auch durch den dezent untermalenden Keyboardchorus hervorgerufen wird. Trotz erfreulicher Komplexität geht das Ganze sofort ins Ohr und mündet später in treibenden Heavy/Power Metal. „Hardcase“ von Double Heart Project ist ganz in Ordnung, reißt mich aber nicht vom Hocker.
Patrik Carlsson fährt mit „Barnards Star“ die ruhige Schiene. Sehr ruhig, wirkungsvoll und verträmt lässt er cleane Töne mit Delay- und Halleffekt erklingen. Dabei hat das Lied eine vereinnahmende Wärme.
Ebenfalls erwähnenswert ist „Beyond Compare“, dargeboten von Torben Enevoldsen. Mit Begeisterung lauscht man den genialen Melodien, mal locker und wunderbar melodiös, dann von schwerer, intensiver Rhythmusgitarre untermalt geht das Stück sofort unter die Haut.
Voller Epik und Schönheit kann auch „One Day In Heaven“ von Mistheria voll überzeugen. Einfühlsame E-Gitarren- und Klavierlinien erzeugen Gänsehaut und vereinnahmen total.
Mit seinem „Song For Shawn“ weiß Jon Paget zu gefallen. Gefühvoll und episch getragen lässt einen auch diese Komposition weiter dahingleiten in der Welt wunderbarer Saitentöne. Luis Moreno rockt dann mit „Hot Spots“ mal fröhlich, mal treibend und atmosphärisch, auch hier begeistert die tolle Leadgitarre mit vielen gekonnten Phrasen.
Die folgenden drei Songs sind dann für Freunde wirklichen Gefrickels mit progressivem und auch mal jazzigem Charakter. Mir persönlich wird es zu vertrackt, abgehackt und fehlt zu sehr die klare Linie bei „Weightless“ (nochmal Patrik Carlsson), „From The Inside“ (Richard Daude) und „Transfiguring Perceptions“ (Rob Sbar).
Wieder eingängiger musiziert Marcos De Ros bei „In The Fast Lane“ und fährt neben einem metallisch angehauchten groovend-fetten Riff positiv tönende Melodien auf, ist mir aber immer noch zu vertrackt.
Zum Beinahe-Abschluss lässt es dann aber Tom Kopyto mit dem schwersten und metallischsten Stück der Scheiblette, „Wicked“, mächtig krachen. Absolut fette und einfach geil groovende Rhythmusgitarre und Schlagzeug kombinieren sich mit wunderbarer Leadgitarre. Schwerer Heavy Metal, ordentlich dreckig und drückend, erinnert mich positiv an Pantera. Beim letztendlichen Abschluss „Rejoice“ von Alex Masi erklingt eine Ziehharmonika und eine dezente Leadgitarre. Die Betonung liegt aber auf dem Gesang, welcher mich an Musik aus türkischen Restaurants erinnert. Nicht in den falschen Hals bekommen, soll nun keine Diskriminierung sein, sondern lediglich zur Veranschaulichung dienen. Jedenfalls passt das Ganze nicht wirklich zusammen.
Ziehen wir Bilanz: Es befinden sich ein paar weniger gute Stücke auf „Shawn Lane Remembered Vol II“, was aber, bis auf das letzte Lied, vielleicht auch an persönlichen Vorlieben liegt (wie bereits erwähnt, kann ich mit zu wenig eingängigem, verfrickelten Material nichts anfangen).
Hauptsächlich überzeugen jedoch Melodien und Stimmungen voller Tiefgang, welche einen mal aufgrund ihres rockigen, mal ihres epischen und mal ihres gefühlvollen Charakters begeistern. Die Betonung der Instrumentalstücke liegt wie gesagt bei der Gitarre und man hört, was mit diesem Instrument für wunderbare Klangwelten erzeugt werden können!
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