Kraków - Diin

Kraków - Diin
Sludge Metal / Stoner Rock
erschienen am 28.09.2012 bei Dark Essence Records
dauert 53:07 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Hymn To The Winds
2. Future Past
3. Termination Of Origin
4. Mound
5. Mark Of Cain
6. Possessed
7. Into The Distant Sky
8. Omen
9. Sense Of Space

Die Bloodchamber meint:

Wie kommt eine norwegische Band zu dem Namen KRAKOW? Ganz einfach: In der Riege der in der englischen Version „cool klingenden“ polnischen Städte war WARSAW schon vergeben… Und bevor wir uns dem Zweitwerk „diin“ zuwenden, will ich (nicht zum ersten Mal) darauf hinweisen, dass die Metal-Archives offenbar entweder zu wenige Kategorien zum Einsortieren haben oder ein von mir kaum nachvollziehbares Verständnis von Stoner Metal, denn auch wenn man total stoned bei KRAKOW vielleicht mehr entdeckt als nüchtern, sind die Klanglandschaften mit dem Begriff doch reichlich irreführend beschrieben. Stattdessen sind die ENSLAVED Freunde, die selbst als Einflüsse NEUROSIS, ISIS, IRON MAIDEN und MASTODON angeben, eher in der Mitte zwischen Sludge und der Post-Ecke zu verorten.

Auf einem kargen Boden aus überschaubarem Instrumentaleinsatz, der viel mit Lautstärkeveränderungen, der hypnotisierenden Wirkung einer vereinzelt durch die Steppe streunenden (Bass-)Gitarre und dem Malen klanglich karger Landschaften arbeitet, wachsen keine grünen Wiesen und sprießen erst recht keine schönen Blumen. Die Akzente über der aufgeplatzten ausgetrockneten Erde bilden stattdessen unförmige Steinbrocken und abweisende Baumgerippe. Es ist aber keine Lebensfeindlichkeit, die auf „diin“ eingefangen und portraitiert wird. Es ist die (scheinbar) absolute Abwesenheit von Leben, in der einzig gelegentlich eine Prise Staub aufwirbelnder Wind für Belebung sorgt.

Der enorm wandlungsfähige Gesang von Bassist Frode und Gitarrist René fügt sich meist mehr in die betäubende Kargheit als sie aufzubrechen. Selbst in drastischeren Momenten sind die Vocals höchstens die letzte Lebensform, die nach längerer Gewöhnungszeit mit bloßem Auge in dem vermeintlich toten Umfeld noch zu entdecken ist: Eidechsen, die immer wieder im krustigen Grund verschwinden und erst einige Meter weiter wieder auftauchen. Fingergroße Eidechsen allerdings, verglichen mit einem kapitalen Waran, wie ihn beispielsweise KILLING JOKEs Jaz Coleman zu geben versteht.

Und so beginnt der Geist schließlich abzuschweifen, weit weg von der schnöden Realität. Gedanken durchdringen die Ödnis, zerlegen das Repetitive („Into The Distant Sky“) ebenso wie den zähen Weg der Sonne über den Horizont („Mound“) und schaffen Raum für eine vorher unbekannte Klarheit mit der man das eigene Bewusstsein betrachtet, was in Folge genau das hervorruft, was man „diin“ eigentlich absprechen möchte: Emotionen.
Genau das ist die Stärke von KRAKOW, aber auch eine Schwäche.
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