Blood Of The Sun - Burning On The Wings Of Desire

Blood Of The Sun - Burning On The Wings Of Desire
Hard Rock
erschienen am 09.11.2012 bei Listenable Records
dauert 37:59 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Let It Roll
2. Burning On The Wings Of Desire
3. Can't Stop My Heart
4. Brings Me Down
5. Rock Your Station
6. Good Feeling
7. The Snitch
8. Good And Evil

Die Bloodchamber meint:

Kommt jemand ohne Hilfe drauf, welche Lücke in der Retrorock-Welle BLOOD OF THE SUN schließen? Natürlich abgesehen von dem auf die Spitze getriebenen Artwork, bei dem die Muse sich vor lauter Rock’n’Roll Ekstase die Kleider vom Leib gerissen hat… Die gute alte in das und aus dem Nirvana dudelnde Orgel natürlich, die bei keiner anderen Retroband zur Zeit eine so integrale Rolle einnimmt wie hier.

„Burning On The Wings Of Desire“ ist das vierte Album in zehn Jahren Bandgeschichte, die mit leicht unübersichtlichem Besetzungstrubel mit mehr oder weniger bekannten Namen verwirrt. Sicher ist, dass neben Dave Gryder (STORM AT SUNRISE) Henry Vasquez von SAINT VITUS der zweite Mitgründer war und mal getrommelt, mal gesungen hat. Seit dem letzten Album „Death Ride“ ist das Mikro wohl in Händen von Derek St. Holmes, dem Originalsänger der Band von Ted Nugent, zudem sind aktuell POINT BLANKs Rusty Burns und John O’Daniel sowie Tony Reed (STONE AXE, MOS GENERATOR) dabei. Und wenn man sich die Namen und ihre alten Bands so anschaut, stellt man die zweite Besonderheit von BLOOD OF THE SUN fest: Die 70er Musik wird von Leuten gespielt, die bereits in den 70ern Musik gemacht haben.

Der dadurch womöglich erlangte Glaubwürdigkeitsbonus wäre jedoch selbst für die Engstirnigsten unter den Engstirnigen nichts wert, würde die Musik nichts taugen. Ein Glück also, dass die allesamt erfahrenen Kämpen loslegen, als seien Sonny und Cher hinter ihnen her, um sie im Versagensfall mit nicht weniger als 24 Stunden „I Got You Babe“-Dauerbeschallung zu traktieren. Abgesehen von dem Moment, als der Blues die Band überkommt („Brings Me Down“), strahlt das Album eine fröhliche Rauschhaftigkeit aus. Ein Kennzeichen davon ist, dass nach schwungvollem und gerne mal reduziertem Beginn („Good Feeling“) fast immer der Moment kommt, an dem die Lieder in ausufernde Gitarren- und (Keyboard-)Orgelpassagen kippen („Burning On The Wings Of Desire“, „Rock Your Station“), die eher den ungezwungenen Charakter einer Jam-Session haben statt den manchmal leicht mathematisch-kontrollierten Anschein von (modernen) Soli.

Das sorgt für eine Menge gute Laune, die man den Musikern ohne weiteres auch beim Einspielen unterstellen würde, hat aber zwei kleine Haken: Im wilden Orgelrausch verschwimmen einige Liedgrenzen, von denen sich nur „Bring Me Down“ und das ebenfalls beherrschtere „Good And Evil“ deutlich abheben. Außerdem kann der Gesang längst nicht immer Schritt halten mit dem farbenfrohen Instrumentalspektakulum, sondern macht oft einfach nur mit. Ein bisschen mehr Durchsetzungskraft und Volumen hätten hier vielleicht nicht Not getan, aber doch geholfen, aus diesem unterhaltsamen Album ein tolles zu machen. Freude verbreiten BLOOD OF THE SUN dennoch, nicht nur wegen dem Georgel.
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