Intronaut - Habitual Levitations (Instilling Words With Tones)

Intronaut - Habitual Levitations (Instilling Words With Tones)
Modern Progressive Metal
erschienen am 15.03.2013 bei Century Media
dauert 57:18 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Killing Birds With Stones
2. The Welding
3. Steps
4. Sore Sight For Eyes
5. Milk Leg
6. Harmonomicon
7. Eventual
8. Blood From A Stone
9. The Way Down

Die Bloodchamber meint:

Wenige Albumtitel sind in letzter Zeit so treffend gewesen wie das gewohnheitsmäßige (und keineswegs gewöhnliche) Schweben, das INTRONAUT zum Namenspaten ihres vierten Studiowerks erkoren haben. Wo sich einst vehemente Wutattacken Bahn brachen, herrscht jetzt eine tiefe innere Ruhe, die zwar zum Glück nicht jede Faser zu jeder Zeit erfüllt, aber doch mit indirekter Dominanz sämtliche aufregungsreichen Launen unterdrückt. Manchmal wirkt es fast, als hätten INTRONAUT beim Komponieren tatsächlich einige der die Liednamen inspirierenden Alltagsbanalitäten nicht nur im Sinn gehabt, sondern sich daran versucht, sie in musikalische Szene zu setzen.

Aus der Sicht eines Riffbesessenen (wie mir) könnte das ob der gelassenen Ausstrahlung und der vergleichsweise untergeordneten Rolle der Gitarre(n) sowohl zu einem aufbrausenden „WANN GEHT’S DENN ENDLICH LOS?!?“ wie zum Einschlafen führen, wäre da nicht die hervorragende Rhythmussektion, die komplett frei von - in diesem Fall - Albernheiten wie Brachialität oder Druck ein faszinierendes Schauspiel aufführt, bei dem mindestens so viel um sich selbst wie um die schwer zu greifenden Liedessenzen gekreiselt wird. Der hypnotische Effekt, der von den kurioserweise gleichermaßen eindringlichen wie nicht gerade ungewöhnlichen Stimmen der beiden ebenfalls Gitarristen Sacha Dunable und Dave Timnick noch vergrößert wird, ist so einnehmend, dass es mich selbst nach einem halben Dutzend Durchläufen noch immer kaum interessiert, dass ich nicht den Eindruck habe, auch nur ansatzweise dem Sinn von „Habitual Levitations“ nahe gekommen zu sein – sofern man bei einem Musikalbum überhaupt nach etwas Abstraktem wie dem Sinn suchen kann.

Weder eine direkte Zielgruppe noch Liedhervorhebungen bieten sich in meinen Augen an, dazu ist „Habitual Levitations“ zu speziell und für Freunde der frühen INTRONAUT womöglich auch deutlich zu soft, denn mit Metal hat das Album quasi überhaupt nichts mehr zu tun. Dank der großen Bedeutung der Rhythmik und des Post-Charakters müsste man für die Band Anno 2013 fast schon eine neue Schublade aufmachen, die dann etwa Post-Djent heißen könnte, was allerdings wie die Sinnsuche wenig zielführend wäre.

Ein so merkwürdiges wie wertvolles Album, dessen den Hörer zu Gedankenausflügen inspirierende, introvertierte Art den Begriff INTRONAUT als Synonym für jemanden, der in sich selbst reist, noch in anderen Wörterbüchern als dem Urban Dictionary verankern sollte. Allein, am Wiederhörenwollen-Faktor mangelt es trotz allem ein wenig.
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