Wolfhetan - Was Der Tag Nicht Ahnt
Avantgarde Black Metal
erschienen am 26.10.2012 als Eigenproduktion
dauert 72:39 min
erschienen am 26.10.2012 als Eigenproduktion
dauert 72:39 min
Bloodchamber-Wertung:
Tracklist
1. ...in Die Stille Der Zeit
2. Abschied
3. Volkommenheit
4. Eispalast
5. ...was Der Tag Nicht Ahnt
6. Tagtraum
7. Ankunft
Die Bloodchamber meint:
WOLFHETAN waren nach ihrem Debüt „Entrückung“ (2006) mehr oder weniger von der Bildfläche verschwunden, bevor es Ende 2012 mit „…was der Tag nicht ahnt“ ein neues Lebenszeichen gab. Und zwar eines, das sich gewaschen hat: Vom Start weg beeindruckt die VÖ mit mattem A5-Digi samt Goldprägung; dazu gesellt sich ein in Pergament geschlagenes Booklet mit thematisch passenden Gemälden, in denen unberührter Natur und mythischer Symbolik eine gewisse (erlösende? erneuernde?) Bedeutung zuzukommen scheint. Letzteres ist allerdings nur eine Vermutung, da die Thüringer es leider versäumten, die lyrische Seite auf Papier zu bringen.
In musikalischer Hinsicht lassen sich die 70+ Minuten ähnlich schwer greifen, da innerhalb der oft überlangen Stücke zu gleichen Teilen atmosphärische Kleinode und extreme Stimmungen ausgebreitet werden: „…was der Tag nicht ahnt“ erfüllt über weite Strecken durchaus die Kriterien für heidnisch-spirituellen Black Metal mit skandinavischem Abgang, atmet auf der anderen Seite jedoch immer ein wenig avantgardistischen Geist. Aufgrund des unüberhörbaren Faibles für songinterne Evolution erinnert das dann nicht selten an die Kompositionsweise einer Band wie DER WEG EINER FREIHEIT – Ziel scheint es jeweils zu sein, innerhalb etablierter Grundfesten und Harmonien das Besondere heraus zu arbeiten, ohne darüber vollkommen zu verkopfen.
Bei WOLFHETAN fällt dieser Anspruch vielleicht sogar deutlicher ins Auge, da ihre Nische um Einiges enger ist und die Band sich der klassischen Heathen/Pagan Black Metal-Befindlichkeit musikalisch gern verweigert: Keine neumodische Post-BM-Ästhetik, akzeptierte Pagan-Elemente (unverzerrte Gitarren, Heldenchöre, Violine…) bitte nur im Einzelfall, klassisch-reduzierte Bandbesetzung und trotzdem der Wille zum breiten Panorama.
In Perlen wie „Eispalast“ oder dem anmutigen „Tagtraum“ wirkt das trotz durchscheinender Vorbilder entsprechend eigenständig, in seiner melancholischen bis ohnmächtig-wütenden Grundstimmung natürlich auch zutiefst deutsch, während man in schwächeren Momenten durchaus einer gewissen Ziellosigkeit anheim fällt.
Das ist mit Blick auf die reichlich bemessene Spieldauer nicht dramatisch, aber es gibt immer wieder Passagen, in denen man sich bei aller Epik etwas Straffung wünscht, weil eben der kathartische Effekt die Durststrecke nicht in vollem Umfang rechtfertigt. Weil potenziell songprägende Elemente nur angerissen und somit verschenkt werden (der Shuffle-Beat beispielsweise), während andere – wie der Klargesang – in Sachen Ausführung durchaus Luft nach oben haben. Kurz, weil die metaphorischen Brotkrumen schlicht ein wenig zu spärlich über das Dickicht verteilt worden sind, um die Vision der Band auch im Kopf des Hörers zu voller Entfaltung zu bringen.
Wo wir gerade dabei sind: Ein guter Anhaltspunkt für Entdecker ist das vielschichtige Bassspiel der Scheibe. Ob im Zwischenspiel „Abschied“, das sich trotz seiner untypischen Rhythmik wirklich ganz hervorragend in die reichlich frostige Umgebung fügt, oder als variantenreich wiederkehrender Puls in Nummern wie „Vollkommenheit“ – der (produktionsseitig erstklassig herausgearbeitete) Bass erfüllt im Universum WOLFHETANs die Rolle eines Ankers, an dem sich im Verlauf der Reise immer wieder kurz rasten lässt. Und genau dieser Fixpunkt ist unabdingbar, denn das Album fordert seinen Hörern fraglos eine gewisse Aufmerksamkeit und Beharrlichkeit ab.
WOLFHETANs Zweitling ist also (mehr noch als das Debüt) keine Scheibe, die mal eben in die Zufallswiedergabe rutscht, sondern setzt auf Nachhaltigkeit durch Herausforderung. Bis ihr die 72 Minuten erforscht habt und in all ihren ungewohnten, mitunter widerspenstigen und verschachtelten Schattierungen akzeptieren könnt, wird es folglich dauern – und selbst dann gibt es keine Garantie für Initialzündungen. Dafür fehlt es den einzelnen Stücken noch ein wenig an untereinander Abgrenzendem, an individuell prägenden Elementen, die sich über das Unterholz erheben dürfen.
Aufgrund dieser Unwägbarkeiten ist „…was der Tag nicht ahnt“ vielleicht nicht das ultimative WOLFHETAN-Album, aber es ist eine Einladung an offene Geister, die bereit sind, einer Band bei ihrer ausführlichen Selbstbeschau aktiv zu folgen. Wer auf naturbezogenen, vielschichtigen (Pagan) Black Metal steht und ein Projekt unterstützen möchte, das dem musikalischen Werk auch ein entsprechend künstlerisches Umfeld zur Seite stellt, gönnt sich auf Youtube einen ersten Eindruck:
Wolfhetan - "Vollkommenheit"
In musikalischer Hinsicht lassen sich die 70+ Minuten ähnlich schwer greifen, da innerhalb der oft überlangen Stücke zu gleichen Teilen atmosphärische Kleinode und extreme Stimmungen ausgebreitet werden: „…was der Tag nicht ahnt“ erfüllt über weite Strecken durchaus die Kriterien für heidnisch-spirituellen Black Metal mit skandinavischem Abgang, atmet auf der anderen Seite jedoch immer ein wenig avantgardistischen Geist. Aufgrund des unüberhörbaren Faibles für songinterne Evolution erinnert das dann nicht selten an die Kompositionsweise einer Band wie DER WEG EINER FREIHEIT – Ziel scheint es jeweils zu sein, innerhalb etablierter Grundfesten und Harmonien das Besondere heraus zu arbeiten, ohne darüber vollkommen zu verkopfen.
Bei WOLFHETAN fällt dieser Anspruch vielleicht sogar deutlicher ins Auge, da ihre Nische um Einiges enger ist und die Band sich der klassischen Heathen/Pagan Black Metal-Befindlichkeit musikalisch gern verweigert: Keine neumodische Post-BM-Ästhetik, akzeptierte Pagan-Elemente (unverzerrte Gitarren, Heldenchöre, Violine…) bitte nur im Einzelfall, klassisch-reduzierte Bandbesetzung und trotzdem der Wille zum breiten Panorama.
In Perlen wie „Eispalast“ oder dem anmutigen „Tagtraum“ wirkt das trotz durchscheinender Vorbilder entsprechend eigenständig, in seiner melancholischen bis ohnmächtig-wütenden Grundstimmung natürlich auch zutiefst deutsch, während man in schwächeren Momenten durchaus einer gewissen Ziellosigkeit anheim fällt.
Das ist mit Blick auf die reichlich bemessene Spieldauer nicht dramatisch, aber es gibt immer wieder Passagen, in denen man sich bei aller Epik etwas Straffung wünscht, weil eben der kathartische Effekt die Durststrecke nicht in vollem Umfang rechtfertigt. Weil potenziell songprägende Elemente nur angerissen und somit verschenkt werden (der Shuffle-Beat beispielsweise), während andere – wie der Klargesang – in Sachen Ausführung durchaus Luft nach oben haben. Kurz, weil die metaphorischen Brotkrumen schlicht ein wenig zu spärlich über das Dickicht verteilt worden sind, um die Vision der Band auch im Kopf des Hörers zu voller Entfaltung zu bringen.
Wo wir gerade dabei sind: Ein guter Anhaltspunkt für Entdecker ist das vielschichtige Bassspiel der Scheibe. Ob im Zwischenspiel „Abschied“, das sich trotz seiner untypischen Rhythmik wirklich ganz hervorragend in die reichlich frostige Umgebung fügt, oder als variantenreich wiederkehrender Puls in Nummern wie „Vollkommenheit“ – der (produktionsseitig erstklassig herausgearbeitete) Bass erfüllt im Universum WOLFHETANs die Rolle eines Ankers, an dem sich im Verlauf der Reise immer wieder kurz rasten lässt. Und genau dieser Fixpunkt ist unabdingbar, denn das Album fordert seinen Hörern fraglos eine gewisse Aufmerksamkeit und Beharrlichkeit ab.
WOLFHETANs Zweitling ist also (mehr noch als das Debüt) keine Scheibe, die mal eben in die Zufallswiedergabe rutscht, sondern setzt auf Nachhaltigkeit durch Herausforderung. Bis ihr die 72 Minuten erforscht habt und in all ihren ungewohnten, mitunter widerspenstigen und verschachtelten Schattierungen akzeptieren könnt, wird es folglich dauern – und selbst dann gibt es keine Garantie für Initialzündungen. Dafür fehlt es den einzelnen Stücken noch ein wenig an untereinander Abgrenzendem, an individuell prägenden Elementen, die sich über das Unterholz erheben dürfen.
Aufgrund dieser Unwägbarkeiten ist „…was der Tag nicht ahnt“ vielleicht nicht das ultimative WOLFHETAN-Album, aber es ist eine Einladung an offene Geister, die bereit sind, einer Band bei ihrer ausführlichen Selbstbeschau aktiv zu folgen. Wer auf naturbezogenen, vielschichtigen (Pagan) Black Metal steht und ein Projekt unterstützen möchte, das dem musikalischen Werk auch ein entsprechend künstlerisches Umfeld zur Seite stellt, gönnt sich auf Youtube einen ersten Eindruck:
Wolfhetan - "Vollkommenheit"