Pentagram Chile - The Malefice

Pentagram Chile - The Malefice
Death Thrash Metal
erschienen am 06.09.2013 bei Cyclone Empire
dauert 53:15 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. The Death Of Satan
2. La Fiura
3. The Apparition
4. Horror Vacui
5. Spontaneous Combustion
6. Grand Design
7. Sacrophobia
8. Arachnoids
9. King Pest (Bonustrack)
10. Prophetic Tremors

Die Bloodchamber meint:

Nach endlosen Jahren des vergeblichen Wartens war das Debütalbum der 1985 in der chilenischen Hauptstadt Santiago gegründeten PENTAGRAM CHILE - der Landeszusatz wurde 2012 fest im Namen verankert, um jegliche Verwechslungsgefahr mit Bobby Lieblings ewiger Doomhuldigung zu vermeiden - beinah zu einem ähnlichen Status wie Duke Nukem Forever oder „Chinese Democracy“ gekommen, nur mit deutlich weniger weiterhin hoffnungsfroh Wartenden. Wieder angefacht wurden die Hoffnungen 2009 durch eine erfolgreiche Tour, auch in Europa, doch beim zwei Jahre später gestarteten Anlauf mussten das vielbeschäftigte Gesicht der Band, Anton Reisenegger (CRIMINAL, LOCK UP & INNER SANCTVM), und sein alter Spießgeselle Juan Pablo Uribe zunächst einen weiteren Rückschlag hinnehmen, weil Urdrummer Eduardo Topelberg „die Aufnahmen nicht bewältigen konnte“. Erst mit dem ebenfalls chilenischen Veteran Juan Pablo Donoso (THORNAFIRE, SADISM) kam im letzten Jahr so viel Bewegung in den Albumplan, dass wir jetzt nach 28 Jahren „The Malefice“ in Händen halten können.

Etwas überraschend, doch umso lobenswerter wurde auf dem regulären Album keine Zweitverwertung alter Underground-Gassenhauer betrieben, sondern ein komplett neues Werk auf die Beine gestellt, das eine deutliche Absage an die Death Metal Tendenzen zu atemraubendem Gefrickel und/oder mehr Brutalität durch Tierstimmenimitation ist. Stattdessen wird man über die volle Distanz am betäubungslos implantierten Nasenring durch die mit Stacheldraht ausgelegte Arena geschleift, auftretende Verletzungen sind keine Kollateralschäden, sondern von der Band beabsichtigt. Die Gitarren pendeln zwischen rabiatem Sägen, unheilschwangerem Würgen von Tönen und Tonleitern („Horror Vacui“, „Arachnoids“) und schleppenden Ketten („The Apparition“), was durch den kaum versteckten Thrashhauch einen massiven „In your fucking face!“-Eindruck erweckt, der sich nicht mit einer blutigen Nase zufrieden gibt, sondern bis zur letzten Zuckung nachsetzt; nichts und niemand stoppt die Walze „La Fiura“.

Deutlich dominanter ist allerdings die unheilschwangere Atmosphäre, die von dem jungen Argentinier Santiago Caruso auf dem Cover großartig eingefangen wurde: Wer „The Malefice“ betritt, darf jede Hoffnung fahren lassen, denn niemand wird es (unbeschadet) überstehen, weil vor PENTAGRAM CHILE alle gleich verdammungswürdig sind. Verstärkt wird dieser Eindruck der Unausweichlichkeit davon, dass die Band zwar durchweg die gleichen Grundbausteine verwendet, sie aber innerhalb der Lieder immer wieder so geschickt verschiebt, dass die Atmosphäre gewahrt bleibt und gleichzeitig eine auf Dauer unterhaltsam bleibende Dynamik entsteht.

Der größte Meinungsspalter dürfte Antons kehlige Gewüte sein, weil es kaum jeden Geschmack treffen kann. Zum präsentierten musikalischen Paket passt es, nüchtern betrachtet, jedoch hervorragend und behauptet sich auch im direkten Vergleich zu den Gästen Marc Grewe (MORGOTH, „La Fiura“) und Tompa Lindberg (AT THE GATES, „Sacrophobia“); einzig Schmier (DESTRUCTION, „Spontaneous Combustion“) fällt mit seiner Stimme in dieser Gesellschaft natürlich aus dem Rahmen.

Alles in allem ist es am Ende vollkommen egal, ob man PENTAGRAM CHILE bereits kennt und den alten Demotapes in einem Schrein huldigt oder ob man den Namen heute zum ersten Mal gehört hat: Brachialfreunde, die etwas Flair der alten Schule mögen und sich in einem Hauses wohlfühlen, auf das von allen Seiten Abrissbirnen einprasseln, während sich der Himmel verdunkelt und ein das Antlitz der Welt in den nächsten Minuten veränderndes Unwetter ankündigt, kommen an „The Malefice“ nicht vorbei.


P.S.: Wer die Wahl hat, greift zur limitierten Edition, denn neben einer Bonusdisc mit sieben Neuaufnahmen alter Lieder findet sich darauf auch der knallende Bonustrack „King Pest“.
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