Maestrick - Unpuzzle!

Maestrick - Unpuzzle!
Progressive Metal
erschienen am 26.07.2013 bei Power Prog
dauert 72:18 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. H.U.C.
2. Aquarela
3. Pescador
4. Sir Kus
5. Puzzler
6. Disturbia
7. Treasures Of The World
8. Radio Active
9. Smilesnif
10. Yellown Of The Ebrium
11. Lake Of Emotions

Die Bloodchamber meint:

Als Prog-Metal Newcomer hat man es oft nicht einfach. Viele Bands aus diesem Sektor werden als DREAM THEATER-Kopie abgetan und man schenkt ihnen keine größere Beachtung. Die eine oder andere Gruppe eifert ihrem Vorbild auch tatsächlich ein wenig zu sehr nach, nicht jede Band sollte jedoch vorschnell in diese Schublade gesteckt werden.

Die Brasilianer von MAESTRICK beispielsweise erinnern auf ihrem Debütalbum „Unpuzzle!“ in vielen Momenten an die New Yorker Prog-Institution, erstens strotzen sie aber im Vergleich zu den routiniert zu Werke gehenden DREAM THEATER nur so vor Frische und zweitens kann man auch noch viele weitere Einflüsse heraushören, die von SYMPHONY X über AYREON bis hin zu QUEEN reichen.
Die beiden das Album eröffnenden Tracks “H.U.C.“ und „Aquarela“ geben dabei nur die grobe Richtung vor, in die es im weiteren Verlauf von „Unpuzzle!“ noch gehen soll. Auch hier gibt es schon Stimmungs-, Rhythmus- und Tempowechsel, allerdings ufern die Songs nie aus und sind stets nachzuvollziehen, selbst wenn es an den Gitarren genretypisch sehr verspielt und am Schlagzeug einigermaßen zappelig zugeht. Sänger und Keyboarder Fábio Caldeira hält mit seiner klaren Power Metal-Stimme nämlich den Laden auch nach längeren Instrumentalabfahrten und –soli zusammen, sein Instrument selbst hätte hier und da jedoch gerne etwas mehr in den Hintergrund rücken können.

In der Folge wird es jedoch etwas abstrus, so dass der Hörer nicht immer dem angeblich vorhandenen roten Faden des Albums folgen können wird. Wie nämlich der folkige Fischer („Pescador“) erst in den Bann des schrägen „Sir Kus“ und dann in die Fänge des noch schrägeren „Puzzler“ gerät, um dann in einem verstörenden Kellerverließ („Disturbia“) aufzuwachen, nur um anschließend luftig über den „Treasures Of The World“ hinweg zu gleiten, wird sicher nicht jedermann nachvollziehen können. Hier bräuchte es mitunter visuelle Untermalung, um der Handlung besser folgen zu können, denn stellenweise hat die MAESTRICK-Welt schon Musical-Charakter.

Kann man jedoch über die etwas wirre Story hinwegsehen oder sich gegebenenfalls sogar dem Albumtitel entsprechend eine sinnvolle Geschichte selbst zusammenbasteln, so hat „Unpuzzle!“ fraglos einen hohen Unterhaltungsfaktor, weiß man doch nie, welchen Weg die Band als nächstes einschlägt – von Düster-Prog bis hin zu AOR-Musical, für MAESTRICK scheint nichts unmöglich zu sein. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass das Album in einem zwanzigminütigen Longtrack gipfelt, der zwar das Genre nicht aus den Angeln zu heben vermag, wie aber „Unpuzzle!“ als Ganzes vor allem auf Grund seiner wendungsreichen instrumentalen Seite durchaus fesseln kann.

Interessanter als die letzte DREAM THEATER-Scheibe ist das momentane Schaffen MAESTRICKs allemal, ein wenig Zeit muss der Hörer aber schon mitbringen, möchte er das abendfüllende „Unpuzzle!“ voll und ganz entschlüsseln. Deshalb gibt es dieses Mal „nur“ knappe acht Punkte, weist ein Folgealbum aber eine kohärente Geschichte auf, ist MAESTRICK durchaus ein großer Wurf zuzutrauen. Instrumentale Fähigkeiten und Kreativität jedenfalls sprechen für die Band, auch wenn die Jungs stellenweise noch ein wenig (größen)wahnsinnig wirken.
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