Stellar Master Elite - II - Destructive Interference Generator

Stellar Master Elite - II - Destructive Interference Generator
Black Metal
erschienen am 04.10.2013
dauert 45:15 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Prodigium
2. Thoughtcrimes/VIllain/Slave
3. Beyond Light
4. Pattern Of Perception
5. Prison Planet
6. The Moebius Strip
7. Destructive Interference Generator
8. Empty Shells Of Being

Die Bloodchamber meint:

Es ist schon irgendwie interessant: Während SATYRICON mit ihrem selbstbetitelten Album das mittlerweile dritte Glied eines in manchen Augen uninspirierten Spätwerkes schmieden, erweist sich die mittlere Phase der Norweger (plus „Now, Diabolical“) bis heute als überaus willkommener Inspirationsquell für andere Genrevertreter. In Deutschland waren es bisher vor allem SONIC REIGN, die den atmosphärischen Grundtenor von „Rebel Extravaganza“ und „Volcano“ auf ihre eigene Weise aufgriffen und erweitert haben – mit STELLAR MASTER ELITE aus Trier steht nun eine weitere interessante Interpretation der großen Vorbilder ins Haus.

Wobei man „II – Destructive Interference Generator“ zweifellos Unrecht tun würde, wollte man es auf seine offensichtlichen Parallelen zu SATYRICON reduzieren: Es ist zunächst zwar der ebenso typische wie unmenschliche Groove von „Thoughtcrimes/Villain/Slave“ und „Patterns Of Deception“, der die Wahrnehmung der Scheibe bestimmt. Hat man sich jedoch erst einmal tiefer in die bedrückend dicht gewebten Soundgebilde der Deutschen vorgetastet, offenbaren STELLAR MASTER ELITE (samt Ghostwriter Ben/SONIC REIGN) eine Vielseitigkeit im Songwriting, die den geneigten Hörer ob ihrer Qualität und Schlüssigkeit für fast 45 Minuten nicht mehr loslässt.
Musikalisch lassen sich die acht Stücke als mittelschneller Black Metal mit dissonantem Finish beschreiben, auch wenn es immer wieder Ausbrüche in angrenzende Temporegionen und (gitarrenseitig) den ein oder anderen Post/Urban-Schlenker gibt. So weit, so zeitgemäß – wirklich stilprägend wirken jedoch vor allem die industriell bis ambient daherkommenden Keyboardkulissen, die in Songs wie „Prison Planet“, „Beyond Light“ oder dem fies dahinsiechenden Titeltrack (unglaubliches Teil!) hervorragend zur Geltung kommen und der kalten, unmenschlich anmutenden Aura des Albums das tiefgefrorene Sahnehäubchen aufsetzen. RED HARVEST jedenfalls – Friede ihrer verstrahlten Asche – hätten mit so manchem Moment auf „II“ ihre helle Freude gehabt.
Verstärkt wird der dystopische Gesamteindruck durch Texte, die sich unter anderem der Uniformität des Individuums in modernen Gesellschaften widmen und in Anlehnung an die Namensgeber der Band, THORNS, auch vor naturwissenschaftlichen Themen nicht zurückschrecken. Schlüsselphrasen wie thoughtcrime, patterns of perception oder Moebius strip jedenfalls sprechen in dieser Hinsicht eine recht deutliche Sprache, und wenn die Band auf ihrem Facebook-Account fleißig Mister W.H. Hodgson zitiert, darf der Hörer zum besseren Verständnis der vorherrschenden Ästhetik gern P.K. Dick und G. Orwell in die Runde bitten. Technokratie, Mensch-Maschinen, die Verlässlichkeit zerbröckelnder Realitäten – der destruktive Interferenzgenerator regt dank vieler kleiner Hinweise zum Nach-Denken an.

Für Freunde des düsteren und in gewissem Maße vorwärtsgewandten Black Metals haben STELLAR MASTER ELITE mit ihrem Zweitling folglich einen echten Geheimtipp am Start: Die Scheibe ist über weite Strecken tadellos geschrieben, sehr gut produziert und wartet mit einem Konzept auf, das den Blick über klassische Genregrenzen hinaus wagt. Angesichts dieser Umstände ist man letzten Endes sogar geneigt, den Deutschen eine flachnasige Arschbombe wie „Empty Shells Of Being“ zu verzeihen, die der kundig aufgebauten Stimmung im letzten Moment fast noch den Gnadenstoß versetzt – hoffentlich kein Hinweis auf Kommendes.
Wer mit SATYRICON, RED HARVEST und den stimmungsseitig ähnlich unverbrauchten MELENCOLIA ESTATICA etwas anfangen kann, sollte sich dringend den Teaser anhören und die Band kontaktieren – als Achtungszeichen mit Langzeitmotivation ist „II“ nämlich mehr als gelungen.

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