Minotauro - Master Of The Sea

Minotauro - Master Of The Sea
Symphonic Power Metal
erschienen am 13.09.2013 bei Dust On The Tracks
dauert 52:07 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. The Idol
2. Master Of The Sea
3. Hero
4. The Day Of Redemption
5. Another Day
6. Never Loose Your Faith
7. This Is What We Need
8. The Taste Of Freedom
9. Devil's Sign

Die Bloodchamber meint:

Wer zuletzt an akutem Theatralikmangel gelitten hat, nachdem die neue RHAPSODY OF FIRE statt den Ansprüchen von Hollywood nur denen von Til Schweiger genügt hat, bekommt von MINOTAURO angemessenes Methadon. Unterstützt von namhaften Gästen wie Göran Edman (Ex-YNGWIE) und Tom Naumann (Ex-SINNER, Ex-PRIMAL FEAR) hat das italienische Sextett auf dem Debüt „Master Of The Sea“ nämlich in die Vollen gelangt und führt irgendwo im Dunstkreis zwischen frühen EDGUY und eben RHAPSODY ein Spektakel des einladend aufgeblasenen Power Metal auf. Verantwortlich für die genannten Vergleiche ist zum einen das pausenlose Ausschmücken mit (Lied-)Intros, Keyboard, Chor, Orchester sowie anderen Spielereien und zum anderen die ziemlich an den jungen Tobi Sammet erinnernde Stimme von Rudy Berginc, inklusive des (früher) charakteristischen leichten Kratzens.

Für die Zielgruppe, zu der man mich zweifellos zählen darf, hört sich das bis hierhin sehr verlockend an und das wären MINOTAURO auch, gäbe es nicht einen eklatanten Makel auf dem Album: komplett kastrierte Gitarren. Selbst in einem fetzigeren Lied wie dem eigentlich sehr schicken und extrem RHAPSODY-igen Titelsong dominieren Keyboard, Orchester und zahlreiche Effekte beide Gitarren so erdrückend, dass sie außerhalb eines kleinen Solos keine nennenswerte Rolle spielen. In anderen Liedern helfen Zahnarzt Dr. Seichtrock und seine Gehilfinnen E. Spinett und Ki Boardkleister dabei, den Saitenmund bis auf einen, tapfer seinen Posten verteidigenden Zahn („This Is What We Need“) leer zu räumen und ihm damit jeglichen Biss zu rauben. Das ist für „Master Of The Sea“ eine mittlere Katastrophe, denn die massive Soundtrackisierung treibt dem Album nicht bloß den Metalcharakter mehr oder weniger gründlich aus, was noch zu verschmerzen wäre, sondern hinterlässt mit der konstanten Überladung den Eindruck, als wären damit kleine Plan- oder Ideenlosigkeiten wahllos mit allem zur Verfügung stehenden Bombast aufgefüllt worden.

Talent ist MINOTAURO nicht abzusprechen und besonders von Rudys Stimme, die durch ihre fehlende Perfektion an Charme gewinnt, würde ich gerne noch viel mehr hören, aber eine Lehre sollte die Band aus Triest dringend aus ihrem Debüt ziehen: Es hat noch niemandem geholfen, wenn die Mittel nicht mehr dem Zweck dienen, sondern zum Selbstzweck werden.
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